26. Februar 2005

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Ich gebe die Orte, an denen Junction-Artefakte deponiert sind, freilich nicht preis. Aber Mika ist eine verschwiegene Vertraute, war an diesem Wintertag voll wachsendem Schneegestöber mit mir auf der Strecke.

Da gefiel es mir, diesen Moment einmal zu kriegen, wo jemand ein Artefakt betrachtet. Es ist der Junction-Flyer von Musolf. Den man ja von der Straße aus gut sehen kann. Wenn man darauf achten würde. Wie auch andere Objekte jetzt im Winter problemlos sichtbar sind. Aber offenbar, da unerwartet, nicht als etwas identifiziert werden, was diesen Orten im Grunde fremd wäre ...

Cut!

Kulturpolitik. Meint was genau?

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Kulturpolitik, falls sie je etwas anderes war, ist momentan in weiten Bereichen des Landes zu einem Propaganda-Unternehmen verkommen. Ich schreibe das sehr unaufgeregt, weil ich nach all den Jahren langsam besser begreife, wie dies kommt. Ohne daß es mich besonders erschüttert. Es liegt an den Kontinuitäten ...

Polemisch verkürzt:
Die barbarischen Methoden der Nazi waren durch die Niederlage kurze Zeit verpönt. Die Inhalte, die sich unsere Leute mit ihnen angeeignet haben, wurden kurz in der Öffentlichkeit verworfen. Als Günstlinge des Westens durften unsere Leute jedoch im Kalten Krieg die gleichen Unarten und (zu einem guten Teil) die gleichen alten Klischees bald weiter pflegen. Und waren immer noch lieber Untertanen als Bürger.

So zeigt sich steirische Kulturpolitik zur Zeit vor allem in einer Mischung von verwaltetem Zufall und propagandistischem Kalkül. Aber was heißt das in der Praxis? Ich will das hier nach und nach ein wenig darlegen.

Cut!

Bei der großen Wahlveranstaltung im "forum Kloster" ist das Thema Kultur nicht zur Sprache gekommen, Kunst schon gar nicht. In der PR-Arbeit der Parteien gab diese Markierungen freilich. Bloß! Wovon handeln sie? Und wovon NICHT?

Am flottesten läßt das sich dabei die FPÖ durchnehmen. Das Wort Kunst kommt ohnehin nur an einer Stelle vor: Kunsteisbahn. Ansonsten ist man fit, fit, fit. Auch

Fit für Stadtkapelle und Kultur
+) Bau eines Musikerheimes
+) Heimatmuseum neu
+) Förderung Volkskultur
+) Verbesserung Veranstaltungsmanagement

Machen wir es kurz: Vizebürgermeister Aigner und sein Team sind unbelastet von so gut wie allem, was in einem zeitgemäßen Kulturgeschehen Agenda einer Gemeinde sein könnten.

Charmant fand ich auch, daß er vor Publikum betonte, die "traditionelle Familie" stünde im Zentrum der FP-Politik. Auf meine Frage, ob er uns angesichts der österreichischen Sozialgeschichte darlegen könnte, was denn das sei, eine "traditionelle Familie", war das Thema schnell vom Podium.

Einschub: Die Herren Ernst Bruckmüller und Michael Mitterauer haben sehr anregende Bücher zur Sozialgeschichte des Landes verfaßt.

Es hat allerhand mit Kulturpolitik zu tun, welche Bilder und Klischees bestehen dürfen, ohne im öffentlichen Diskurs angemessene Bestätigungen oder Einwände zu erfahren.

Cut!

Zur schon erwähnten Auseinandersetzung auf der "Locomotion-Liste" erhielt ich noch ein:
"was unterscheidet die islamischen staaten nun tatsaechlich vom islamischen terror ???"

Islam ist kein Synonym für Terror, bloß weil Terroristen sich auf den Islam berufen. Da wären wir ja bei der Informationspolitik einer Kronenzeitung angekommen. So kann auch "islamische Staaten" kein Synonym für Terror sein. Überdies könnte man wissen, daß der Islam sehr verschiedene Gesichter und Richtungen hat, weshalb es ganz und gar unsinnig ist, zu behaupten, es gäbe DIE "islamischen Staaten".

Wie bequem leben wir mit Klischees und Feindbildern. Was mir da in der Begegnung mit dem Orient unterkommt, kenne ich auch in der Haltung dieses Europas gegenüber zum Beispiel Serbien. So wurde mir geschrieben:

"was handke anlangt: na ja. immerhin hat er in seinem ersten buch die killing fields von srbrenice in abrede gestellt."

Das ist bloß nicht der Fall. Ganz im Gegenteil. Man kann hier allerhand nachlesen, was ich gefunden habe. In Peter Handkes "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien".

Es ist eben mit einiger Mühe (zum Beispiel des Lesens) verbunden, eigene Klischees und Stereotypen gelegentlich kritisch zu untersuchen ...

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