18. Dezember 2004
Hier noch mal ein Blick auf die "NeuroSlim
123" im St. Ruprechter "Kunstraum 8181", in dem es auch eine "Bookcrossing Zone" gibt, wo
ich mir Flauberts störrische Madame Bovary in einer hinreißenden
Buchgemeisnchafts-Ausgabe geschnappt hab. Anja Kaufmann und Rene Koller ordinieren
noch ein Weilchen in der Oststeiermark.
Cut!
Nun beginnen also die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Während
vaterländische Christen Kreide fressen, nachdem solcher Unsinn zu hören war, man dürfe
mit der Türkei nicht einmal verhandeln. Wie lange sind Osmanen und Habsburger einander in
Waffen begegnet? Jahrhunderte. Und das ganze vergangene Jahrhundert ist darin aufgegangen,
die Traumata des Ersten Weltkrieges zu bewältigen. Vor allem, nachdem sie im Zweiten
vertieft worden waren.
Zu verhandeln, statt darauf zu warten, daß ein
Waffengang eventuell wieder
unausweichlich erscheint, ist also nach Jahrhunderten das ERSTE MAL eine radikal neue und
vielversprechende Position. Speziell auch mit Blick auf Kleinasien, wo die Probleme in den
nächsten Jahren nicht abnehmen, sondern eher zunehmen werden.
Gerade darauf bezogen finde ich die Vorstellung sehr beruhigend, daß die EU mit
der Türkei in bestem Einvernehmen steht. Denn wenn ich sehe, was Putin mit der Ukraine
für ein Programm fährt und wie Rußland mit Tschetschenien steht, kann ich mir nicht
vorstellen, daß ein Brand in diesen Regionen uns unberührt ließe.
Genau das macht mir die vaterländischen Schwätzer so unerträglich. Die
Privatmythologie vom kleinen, feinen Reich, das aus allem herausgehalten werden könne.
Wer solche Blödheiten pflegt, steht freilich sehr bald einmal mit dem Rücken zur Wand.
Und das ist erfahrungsgemäß die gefährlichste Pose, in welcher der Wunsch nach Waffen
offenbar überwältigend wird.
Cut!
Ist noch nicht gar so lange her. Da sah man Handke auf
einigen Bühnen toben, Menschen anbrüllen, sein Benehmen war unerträglich. Er war mit
Vorwürfen konfrontiert, Kriegsverbrechen von serbischer Seite zu verharmlosen, gar zu
leugnen. Ich hab mich endlich aufgerafft, dieses Buch zu erstehen. Und bin neugierig, was
sich als stichhaltig erweist. In der Lektüre eben erst auf Seite 51 angelangt, sehe ich
bisher eine medien- und sachkritische Haltung, wie ich sie mir in der Medienwelt nur
wünschen kann. Was wird dahinter sichtbar werden?
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