kuratorium für triviale mythen: mythos puch 2015, seite #2

Eine Epoche begreifen
Die Sonderschau: Quer durch das 20. Jahrhundert

Kaum eines unserer Konsumgüter ist so sehr auch Projektionsfläche für den jeweiligen Ausdruck der Zeit und ein Trägersystem für gerade gängige visuelle und kulturelle Codes.

Um diese Epoche zu begreifen, das radikale 20. Jahrhundert, ist es hilfreich, die Technik- und Formengeschichte des Automobils zu betrachten. Die Erscheinungsformen der Autos geben viel Aufschluß über gerade vorherrschende Moden und Innovationen.

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SINGER: KLASSISCHER ROADSTER IM TYPISCHEN VORKRIEGS-DESIGN

Die technischen Vorrichtungen in diesen Fahrmaschinen repräsentieren Verläufe, die zwei bedeutende technische Revolutionen ausdrücken. Dabei finden wir Elemente der alten "Dampfmaschinen-Moderne" ebenso wie alle Stufen der jungen "Digitalen Revolution".

Von der motorisierten Kutsche zur eigenständigen Automobilkonstruktion führen verschiedene Wege zum konventionellen "Bürgerkäfig", zur Design-Ikone und zum Supersportler.

Ende des 19. Jahrhunderts trieben Dampfkraft und Elektrizität die Räder an, bis sich Benziner durchsetzten und wesentlich später sich Dieselmotoren für Automobile zu eignen begannen.

Inzwischen ist der Dampfantrieb in Nischen wiedergekehrt, Elektrizität hat in Autos längst wieder unseren Alltag erreicht, neue Technologien zeichnen sich ab.

Die westliche Kultur im 20. Jahrhundert läßt sich sehr eindrucksvoll am Beispiel der Automobil-Formen skizzieren. Deshalb zeige ich bei "Mythos Puch" 2015 einen repräsentativen Querschnitt besonderer Fahrzeuge, die markante Positionen in dieser Formengeschichte besetzen.

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BMW i8: HYBRID IM SUPERSPORTLER-OUTFIT

Ich habe dafür jenen engagierten Personen zu danken, die viel auf sich nehmen, um solche Fahrzeuge zu erhalten. Dieses Engagement hilft mir, daß wir für so eine Geschichtsbetrachtung keine Reisegesellschaft etwa in das Technische Museum Wien schaffen müssen, sondern hier in der Region zusammenkommen können, um all das zu sehen.

Diese Schau im September 2015 kann man zum Flanieren nützen: einfach nur schauen und staunen. Man kann sie aber auch als ein Stück greifbarer Kulturgeschichte betrachten; mehr noch, wir werden zeigen, daß dabei ein Stück zeitgenössischer Volkskultur zum Vorschein tritt.

Massengüter im Massenkonsum sind Annehmlichkeit und Bürde zugleich, haben ihren Preis und statten unser Leben im Wohlstand aus. Dabei ist Design ein brisanter Aspekt. Industriedesign gehört zu den aufregenden Themen unserer jüngeren Kulturgeschichte.

Die Veranstaltung "Mythos Puch" ist Teil des heurigen Gleisdorfer Kunstsymposions, wo wir uns unter anderem auch mit Design und seiner Bedeutung befassen. Wir haben das schon einmal herausgestrichen -- "Vom Mythos zum Fetisch zur Kunst" -- und ich hab es hier zum heurigen Jahr neu zusammengefaßt: [link]

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VIER POSITIONEN

Wer überdies an Kulturgeschichte stärkeres Interesse hat, kann da über die Bedeutung der "Vier Positionen" nachlesen, die ich quer durch das 20. Jahrhundert markiert habe, um das Wechselspiel zwischen Kunst und Design, aber auch zwischen praktischer Funktion und symbolischem Ausdruck zu unterstreichen: [link]

Um zum unserem Leitmotiv "Mythos Puch" zurückzukommen: Der 1957 erstmals ausgelieferte Steyr-Puch 500 steckte in der Karosserie eines legendären Ovoids (Fiat nuova 500), in dem die ästhetisch extrem erfolgreiche Stromlinienform der 1930er Jahre neu gedeutet wurde. Siehe dazu: "Woher kommt das Puch-Häusel?" [link]

+) Die Fahrzeuge der Ausstellung: [link]
+) Handwerk und Volkskultur [link]
+) Das
Gleisdorfer Kunstsymposion [link]

P.S.:
Eine Session des Kunstsymposions wird sich während der Fahrt in einem klassischen "Pferde-Omnibus" ereigen. Siehe: [link]


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15•15