log #578: The Long Distance Howl

Kleinregion Gleisdorf: Pausenmodus

The Long Distance Howl
Das Langzeitprojekt seit 2003

Das Setting meines Langzeitprojektes "The Long Distance Howl" hat sich über die regionalen Rahmenbedingungen grundlegend verändert. In der Ära nach dem Lehman Brothers-Crash, unter dem zweiten Doppelbudget der Steiermark, haben Konkurrenzkämpfe um Sandortvorteile allgemein zugenommen.

Wir haben in diesen Jahren (ab 2009) auch staunenswerte Begriffswandlungen erlebt. Dabei ist das sogenannte Bottom up-Prinzip (als Hommage an die Idee einer "Bürgerbeteiligung") sicher einer der interessantesten Gegenstände solcher Begriffswandlungen.

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2007: Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark (links) mit dem heutigen
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer

Mein Schlüsselerlebnis zu dieser Thematik war 2007 eine Veranstaltung in Gleisdorf: „Regionext“ (Für eine ‚Steiermark der Regionen’); siehe dazu: [link] Im Jahr 2008 schinen dann Funktionstragende der Region für neue Arbeitsansätze erreichbar, auch bezüglich Kultur- und Wissensarbeit.

Ich konnte schon 2007 Debatten über die Möglichkeit von Kofinanzierungen des Kulturbereichs mit EU-Geldern führen: "LEADER soll dann die Diskussionskultur verbessern, versteht sich als Think Tank, bringt auch Anregungen, was erfolgreiche Regionen ausmacht. Und zwar europaweit." [Quelle]

Wohin haben all diese Prozesse in rund einem Jahrzehnt geführt? Ich hab im vorigen Eintrag Ausschau gehalten. Wohin tendiert die Kleinregion Gleisdorf kulturpolitisch? Es gab dazu keine öffentlich ablesbaren Hinweise. Die neuerlichen Budgetbelastungen sind evident. Auf der Gerüchtebörse kursiert -- wie schon öfter -- die Idee, im Kulturbereich einzusparen.

Es gibt derzeit keine öffentlichen Informationen, welcher Art diese Einsparungen sein mögen und auf welche Kriterien sie gestützt werden sollten. Hier ist natürlich von der Stadt Gleisdorf die Rede, denn die Dörfer haben keine Kulturbudgets, an denen gespart werden könnte.

Voriges Jahr ließ Kulturreferent Alois Reisenhofer noch wissen: "...Nicht zuletzt auch durch die Verbindung des Kulturamtes mit dem Marketingbereich, was aber sehr sinnvolle Synergien mit sich bringt. Marketingmaßnahmen gehen oft mit Kulturangelegenheiten Hand in Hand." [Quelle]

War dabei konzeptionell sichergestellt, daß der Kulturbereich in diesem Modus nicht den Marketing-Agenda unterworfen wird? Darüber wäre eventuell am 5. Jänner 2017 im Gleisdorfer Kulturkeller zu reden gewesen; siehe: "Die ÖVP Gleisdorf startet ein neues Bürgerbeteiligungsformat namens Menschen am Wort." [Quelle]

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Wie irritierend, daß es Umstände geben kann, aufgrund derer Menschen nun erst mit fünf Monaten Verzögerung zu Wort kommen mögen, was vor allem auch bedeutet, damit ist das Arbeitsjahr 2017 konzeptionell gelaufen, denn eine inhaltliche Planung, die womöglich auch noch Budgetengpässe berücksichtigt, hätte wohl wenigstens im letzten Quartal 2016 erfolgen sollen. Die betreffende Absage-Email kam am 2. Jänner 2017:

Betreff: Menschen am Wort - Verschiebung
Von:Alois.Reisenhofer
Datum: 02.01.2017 15:50
Liebe Leute!
Die VA am Donnerstag, 5.1.2017, „Menschen am Wort – Kultur und Bildung" ist umständehalber auf Donnerstag, 4. Mai 2017 verschoben!
LG
Alois Reisenhofer
Kulturreferent der Stadt Gleisdorf

Wäre freilich auch zu fragen, was von den Kunst- und Kulurschaffenden der Region ausgeht, welche Anliegen von dieser Basis her an Politik und Verwaltung herangetragen werden. Keine?

Es ist einige Jahre her. 2009 gab es im Kontext "Lokale Agenda 21" mehrfach Gelegenheit, sich mit den zuständigen Kräften der Regionalpolitik zu verständigen. So weit ich mich erinnere, wurde das allerdings von den primären Kräften der zivilgesellschaftlichen Basis weitgehend ignoriert, verstrich eher ungenutzt. Da hieß es etwa:

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"Der Schwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Kunst, künstlerische und soziokulturelle Ansätze sollen zu einem zukunftsorientierten regionalen Dialog führen. Ziel ist es - an der Nahtstelle von Kunst und Alltagsleben - die jeweilige Region und ihre Bevölkerung in die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und künstlerischen Themen einzubeziehen. [Quelle]

Bei diesen Treffen hab ich keine Kolleginnen und Kollegen gesehen. Einige Monate später war der Prozeß immer noch in Gang. Zur Erinnerung: Als Urscha noch nicht zu Gleisdorf gehörte, war zu notieren: "Regionale Mitbestimmung: Reden und Tun in der Kleinregion ... In Urscha fand kürzlich ein 'Aktionstag aller Plattformen' der 'Kleinregion Gleisdorf' statt." [Quelle]

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2010: Gastgeberin Philippine Hierzer, Bürgermeisterin von Labuch

Übrigens, Philippine Hierzer gehört heute dem siebenköpfige Kulturausschuß der Stadt Gleisdorf an: [link] Später, im Jahr 2011, hatte ich annläßlich einer Veranstaltung ausdrücklich nachgefragt, wie es um die Kleinregion Gleisdorf stehe, welche Bedeutung ihr von der Regionalpolitik beigemessen werde. Damals war festzuhalten:

"Dieses zweite Gesprächsangebot in der Sache wurde von der Regionalpolitik weitgehend mit Abwesenheit quittiert, die Kommunikation mit regionalen Geschäftsleuten scheint ebenfalls zu holpern." [link]

Im Jahr 2014 kam es zu einer bemerkenswerten regionalen Initiative, die inzwischen völlig verklungen ist. Am "Kulturtisch Oststeiermark" sollten Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung fruchtbar zusammenarbeiten. Siehe: [link]

Ich weiß freilich heute nicht, ob sich Politik und Verwaltung im weiteren Prozeß der Basis entledigt haben, oder ob Kunst- und Kulturschaffende es lieber der Funktionärswelt überließen, die Bedingungen einer kulturpolitisch und budgetär zunehmend schwierigen Zeit zu ordnen.

Ich hab eingangs gefragt: "Wohin haben all diese Prozesse in rund einem Jahrzehnt geführt?" An den Antworten wird noch zu arbeiten sein.

-- [2017er Kunstsymposion] --


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