The Long Distance Howl
Das Langzeitprojekt seit 2003
Liegen offene Enden herum? Fehlt was? Zwischen 2010 und 2016 ist das Projekt ziemlich
durchgerüttelt worden. Ab 2011 haben wir das Zusammenspiel von Kunst, Wirtschaft und
Wissenschaft [KWW]
forciert. Seit 2008 war die Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung auf verschiedene
Arten geordnet. Eine frühe Projektlandkarte weist Gleisdorf als Angelpunkt des Geschehens
aus: [link]
Jahreswechsel. Das bedeutet auch Jahresplanung für 2017. Das verlangt ferner stets ein
Gespräch mit meinem Bankier, denn die unsteten Projektverläufe der Kultur- und
Wssensarbeit sind ohne stabile Zusammenarbeit mit einer Bank nicht zu schaffen.
Bei der Gelegenheit und der Eröterung ganz generell finanzieller Angelegenheiten erfuhr
ich in der Bank, daß die Stadt Gleisdorf aktuell im Budgetbereich einen harten Schlag
kassiert habe. Was schert mich das? Ich lebe in Gleisdorf, also betrifft es mich auf jeden
Fall, doch auch ganz speziell im Zusammenhang kulturpolitischer Fragestellungen.
Wohin mag sich die Stadt entwickeln? Was bedeutet das für ein geistiges Klima in der Kleinregion
Gleisdorf? Welche kulturellen Aktivitäten werden bevorzugt und kofinanziert, was
bleibt dem freien Markt überlassen? Worauf konzentrieren sich Kunst- und Kulturschaffende
des Raumes? Womit gehen sie in größere Zusammenhänge?
Die Bezirkshauptstadt/Industriestadt Weiz und die Einkaufsstadt Gleisdorf haben
zwangsläufig dominante Rollen in der Region. Genau damit wirken sie auch auf einander
ein. Das ist seit Jahrzehnten von deulichen Konkurrenz-Attitüden begleitet, die zwar
offiziell eher dementiert werden, aber nie geendet haben.
Die jüngsten Gemeindefusionen haben dieses Gefüge durchgerüttelt. Folgt man heute Wikipedia,
hatte Weiz im Jänner dieses Jahres 11.433, Gleisdorf inzwischen 10.456 Einwohnerinnen und
Einwohner. Tausend Seelen Differenz, das ist keine große Sache. Wirkt sich der neue
Status quo klimatisch aus? Selbstverständlich.
Und was ist an den Gerüchten bezüglich der Gleisdorfer Budgeteinbrüche? Journalistin
Barbara Kahr schrieb in der WOCHE kürzlich: "Es müsse gespart werden,
daher verzichte er, der Bürgermeister, selbst auf 20 Prozent seines Gehaltes." [Quelle] Da heißt es ferner: "Förderungen, wie die im
Wirtschaftsbereich zur Unterstützung von Betrieben mit Lehrlingen, werden für ein Jahr
ausgesetzt."
Bürgermeister Christoph Stark legt in "Der Gemeinderat beschloss
das Budget 2017" [Quelle] in der Sache einiges dar. Unmißverständlich: "Durch
Mindereinnahmen (Ausschüttung der Feistritzwerke) und Mehrausgaben (Sozialhilfeverband)
musste der Sparstift in allen Bereichen angesetzt werden." In seinem
Bericht finde ich dann auch zwei Kulturthemen:
1) Zum Tag der Harmonika heißt es: "Lt. vorgelegter
Abrechnung brachte die Veranstaltung Mehrausgaben von € 8.056,01, da mehr
TeilnehmerInnen als erwartet dabei waren, wodurch sich Mehrkosten für Medaillen,
Bewirtungskosten etc. ergaben. Weniger TagesbesucherInnen und somit geringere Erlöse
führten zu Mindereinnahmen."
2) "Das Jubiläum „100 Jahre Stadterhebung Gleisdorf“ im Jahr
2020 wäre nun ein geeigneter Anlass, um die Komplett-Chronik Gleisdorfs neu überarbeitet
und aktualisiert herauszubringen. [...] Die GemeinderätInnen verwiesen das Projekt, die
Chronik bis zum Jahr 2020 neu aufzulegen, zur weiteren Bearbeitung an den Ausschuss für
Kultur und Bildung."
An anderer Stelle schrieb Stark etwas Bemerkenswertes: "Mit
Kulturreferent Luis Reisenhofer und Kultur-Büro-Leiter Gerwald Hierzi kam ich der
Einladung nach, dem steirischen Kulturkuratorium die Gleisdorfer Kulturpläne für das
Jahr 2017 zu präsentieren – um vom Land Steiermark dafür auch eine Förderung (so wie
andere Städte auch) zu lukrieren." [Quelle]
Das geschieht für gewöhnlich, wenn ein Subventionsansuchen an die
Kulturabetilung des Landes Steiermark vom Kuratorium abgelehnt wurde. Einreichende haben
das Recht, dem Kuratorium ihr Anliegen dann persönlich vorzutragen.
Darauf sah ich im Gleidorfer StadtJournal nach, ob es da Hinweise
gebe, wo die Kommune in ihrer neuen Größe nun kulturpolitisch hin möchte und welche
Themen für relevant erachtet werden, eventuell in Bearbeitung kommen. Immerhin sind
ja die "Gleisdorfer Kulturpläne für das Jahr 2017" schon auf
Landesebene vorgetragen worden.
In der Dezember-Ausgabe des StadtJournal läßt Kulturreferent
Alois Reisenhofer wissen: "Das Kulturjahr 2016 hatte zahlreiche Höhepunkte, sehr
gelungene mit ausreichendem Besuch und wieder andere, wo wir uns deutlich mehr Publikum
erwartet hätten."
Die aktuelle Finanzlage und konzeptionelle Ausblicke sind dabei leider
kein Thema, man erfährt nichts. Folgt dazu etwas in der Jänner-Ausgabe? Leider nein.
Kein Wort. Hier verzichtet der Kulturreferent sogar völlig auf seine Kolumne; siehe dazu
die einschlägugen PDF-Dateien: [Quelle]
Wäre ja noch ein Feld der "Bürgerbeteiligung". Der Kulturpakt
Gleisdorf kommt in der Frage des Arbeitsjahres 2017 im StadtJournal aber mit
keiner Zeile vor. Findet sich dafür etwas auf der Gleisdorfer Website? Nein, leider
nicht: [link]
Dort stammt der letzte programmatische Input noch aus dem Jahr 2014: "Der
Kulturpakt Gleisdorf hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wissen von früher zusammenzutragen
und weiterzugeben."
Immerhin eine interessante Aufgabenstellung, denn wir gehen auf die Vierte
Industrielle Revolution zu, in der sich Arbeitswelt und Gesellschaft radikal
verändern werden. Da wäre in dieser Angelegenheit einiges zu tun. Aber der Kulturpakt
ist radikal geschrumpft. Die Rubrik "Am Kulturpakt teilnehmende
Künstlerinnen" nennt augenblicklich gerade einmal elf Personen, die
überwiegend alteingesessenen Kulturformationen angehören; siehe: [Quelle]
Wir leben in interessanten Zeiten, in denen vermutlich mehr denn je gilt,
daß man keine gute Krise vergeuden möge. Es gibt inzwischen jeden Monat mehr Gründe,
seine Inhaltsschwerpunkte und Verfahrensweisen zu überdenken, denn inzwischen
dürfen wir durch nichts mehr annehmen, daß uns alte, liebgewonnene Modi noch nützen, um
uns der nahen Zukunft zu stellen. Das sind Aspekte des Regionalgeschehens, wie sie in
unserem 2017er
Kunstsymposion keinsfalls ignoriert werden können.
Wir sollten also neugierig sein, was in dieser aufstrebenden Stadt im
kommenden Jahr zur Debatte gestellt sein wird, wohin die Kulturarbeit in der Kleinregion
Gleisdorf führen möchte. [Fortsetzung]
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