log #218: kunst ost Der alte "bürgerliche
Bildungskanon" und einige andere historisch gewachsene Konzepte sitzen uns als
hierarchische Denkmuster im Kopf. "Hochkultur" versus "Volkskultur",
U(nterhaltung) versus E(rnst), das "gute Buch" versus "Schundheftl"
und so weiter.
Das sind antiquierte Denkschemata, die eher ausgrenzen als
zusammenführen. Dazu kommen all die bekannten Umstellungsprobleme, wo kleinräumig
geordnete Gemeinschaften plötzlich globalen Kräftespielen ausgesetzt sind. Das schafft
einen Zuwachs an Zentrifugalkräften, läßt Gemeinschaften eher auseinanderfallen als
zusammenfinden.
Autor Martin Krusche (Foto:
Ecker-Eckhofen) beim
"Lokale Agenda 21"-Treffen in Hofstätten
Soziokulturelle Projekte sollten dem entgegenwirken
können. Wir haben im Rahmen des nun beschlossenen LEADER-Kulturprojektes ("kunst ost") folgende
"Raumsituation" konzeptionell zu fassen:
+) lokal
+) regional
+) transnational
Im Eintrag #210 ist
das komprimiert etwa so ausgeführt: Wir arbeiten gerade am Entwurf von Vorhaben mit
lokaler, regionaler und internationaler Wirkung. Es geht dabei um eine längerfristige
Themenentwicklung für mittelfristige Projektplanungen mit einem Augenmerk auf
Verknüpfungen zwischen Kunst, Wissenschaft und Technik.
Maria Mikulik (Prozeßmanagement
"Lokale Agenda 21") in Hofstätten
Aber WARUM diese "Auslandsbezüge", wo es doch
jetzt vor allem um die Gemeinden und die Region geht? Die schon erwähnte Globalisierung
ist ein starker Anlaß dazu, weiträumigeres Denken zu entwickeln, dem weiträumigeres
Handeln folgen sollte. Außerdem sehen Regelwerke, auf die wir uns verpflichtet haben, das
ausdrücklich vor. Zum Beispiel:
"Der Schwerpunkt liegt auf
zeitgenössischer Kunst, künstlerische und soziokulturelle Ansätze sollen zu einem
zukunftsorientierten regionalen Dialog führen. Ziel ist es - an der Nahtstelle von Kunst
und Alltagsleben - die jeweilige Region und ihre Bevölkerung in die Auseinandersetzung
mit gesellschaftlichen und künstlerischen Themen einzubeziehen. Das künstlerische
Potential einer Region soll auch in einen Austausch mit internationalen künstlerischen
Positionen treten."
Das besagen die "Richtlinien zur
Förderung von Maßnahmen im Rahmen des Aktionsprogramm Achse 4 LEADER über kulturelle
Förderungen im ländlichen Raum von 2007 2013 durch die Europäische Union und vom
Land Steiermark Kultur". (Die Unterstreichung im Zitat habe ich
vorgenommen.)
Um dieses Ziel ansteuern zu können, haben wir
also VIER GENRES definiert, die wir ganz gezielt ZU einander in Wechselwirkung bringen
wollen, ohne sie hierarchisch GEGENEINANDER auszuspielen. (Siehe dazu: "Vier Genres"!) Es geht um:
+) Alltagskultur
+) Voluntary Arts
+) Kunsthandwerk
+) GegenwartskunstDas wäre gerade auch für eine
mögliche Kooperation im Bereich "Lokale Agenda 21" eine wichtige
Strukturierung. Denn hier stehen ganz andere Prioritätensetzungen im Vordergrund, als
etwa im Kunstbetrieb. |
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Was aber ALLE diese Bereiche
verbindet, sind die Anforderungen an menschliche Kreativität, um Lösungen für Probleme
und Wege zu den erfreulichen Seiten des Lebens zu finden. Dafür wird in Summe aber JEDE
Kompetenz gebraucht, durch die eine Region sich entfalten kann.
Wir hatten bei der Gelegenheit ein äußerst
interessantes und aufschlußreiches Arbeitsgespräch mit Johann Hütter (links) aus
Wünschendorf und Rupert Purkarthofer aus dem Kötschmanngraben.
Arbeitswelten, Vereinsleben, alte Kompetenzen
und neue Anforderungen ... Was ist "Kulturgut" und was die praktische
Basis von Alltagsbewältigung? Worin überschneiden sich solche Bereiche und welche Arten
von Verlusten sollten wir abfangen können?
Wir kamen schließlich darauf, daß es nicht
nur "bedrohte Arten" (Natur) gibt, sondern auch "bedrohte
Kompetenzen" (Kultur) gibt: Was jemand kann, ist eine wichtige Quelle von
Selbstbewußtsein. Und Selbstbewußtsein aufgrund solider Kompetenzen ist eine sehr
hilfreiche Ausstattung, wenn Schwierigkeiten bewältigt werden müssen. Das ist uns aber
auch nützlich, wenn Feste zu feiern sind. An diesen Aspekten wird also demnächst noch zu
arbeiten sein. [Fortsetzung]
[kunst ost]
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