log #215: kunst ostDer Verein kunst
ost" hat sich die Aufgabe gestellt, in einer Reihe von regionalen
Arbeitsschritten folgende Bereich inhaltlich und konzeptionell zu verbinden, damit
Gemeinden der Energie-Region" ein möglichst breites Spektrum von
Anknüpfungspunkten vorfinden:
+) Alltagskultur
+) Voluntary Arts
+) Kunsthandwerk
+) Gegenwartskunst
Unser konzeptioneller Ansatz verlangt es, eine
Zusammenschau dieser verschiedenen Genres zu schaffen, in der keine Hierarchie aufgebaut
wird und in der diese Bereiche nicht ausgrenzend gegen einander gestellt werden.
Der Grund dafür ist einfach:
Unser Vertrag (und die LEADER-Sonderrichtlinien) handeln davon, unser gesamtes Vorhaben
einer Entwicklung zu widmen, die der Gegenwartskunst in der Region mehr Augenmerk, mehr
Stellenwert und bessere Bedingungen schafft. Das kann aber praktisch nicht gelingen, wenn
wir dazu nur im Bereich der Gegenwartskunst ansetzen würden.
Ein Problem (hier: zu geringer Stellenwert der
Gegenwartskunst in der Region) braucht eine Lösung, die nicht auf der gleichen Ebene
gefunden wird, auf der das Problem entstanden ist.
Wir müssen erreichen, daß sich am kulturellen Klima in
der Region etwas bewirken läßt, wodurch unterm Strich AUCH jener positive Nutzen für
die Gegenwartskunst in Aussicht steht. Dieses kulturelle Klima nährt sich aus engagierten
und kreativen Menschen, an denen die Energie-Region" erwiesener Maßen reich
ist.
Solche primären Akteurinnen und Akteure" einer
positiven Entwicklung des kulturellen Klimas sehen sich aber nur zu einem Bruchteil dem
Genre Gegenwartskunst verpflichtet. Sehr viele davon widmen sich freilich einem
benachbarten Feld, dem der Voluntary Arts".
Wir haben im deutschsprachigen Raum noch keine eingeführte
und mit Konsens versehene Bezeichnung für dieses Genre, das in anderen Gesellschaften
längst erhebliches Ansehen genießt. Es geht dabei im Kern um künstlerische Praktiken
und kreative Potentiale, die auf genau einen Punkt verzichten: Sich den laufenden
Diskursen über Gegenwartskunst aussetzen.
Das bedeutet, wer sich den Voluntary Arts"
verschrieben hat, legt gewöhnlich keinen Wert darauf, im Feuilleton der Zeit"
oder der FAZ" vorzukommen und dort zu bestehen. Statt dessen geht es wesentlich
um persönlichen, immateriellen Gewinn aus solcher künstlerischer Praxis und um einen
wohltuenden Einfluß auf das gesellschaftliche Leben im Gemeinwesen, dem man sich
zugehörig fühlt.
Ohne strenge Abgrenzung hin zu diesem Feld besteht eine
kompetente Szene Kunstschaffender, von denen sich etliche Personen auch an Einflüssen und
Fragestellungen der Gegenwartskunst orientieren. Dazu kommt ein sehr vielfältiges
Spektrum von Impulsen und Ereignissen der Alltagskultur, die in Summe zu jedem der
übrigen Felder Verbindungen zeigen.
Was wir nun im Rahmen von kunst ost" in
konkreten Vorhaben und Veranstaltungen bündeln, handelt von Themenstellungen,
handwerklichen Kompetenzen, ästhetischen Erfahrungen und gemeinwesenorientierten
Teamsituationen, die im günstigsten Fall die Region stärken.
Ermutigungen aus solchen Prozessen legen es dann vielfach
nahe, sich auch mit Fragen und Bedingungen der Gegenwartkunst zu befassen, sich
gelegentlich auf Angebote dieses Genres einzulassen. Darum sind alle vier genannten Genres
Alltagskultur, Voluntary Arts, Kunsthandwerk und Gegenwartskunst im selben
Maß wichtig, um die kulturelle Entwicklung zu stärken.
Die mittelfristige Gewichtung der einzelnen Genres ergeben
sich aus den Übereinkünften und Teilprojekten, die kunst ost"
a) mit der regionalen Basis kreativer Leute,
b) den Kommunen und
c) dem Regionalverband
d) und der Landesbene
zuwege bringt.
Die Reihung der Genres Alltagskultur, Voluntary Arts,
Kunsthandwerk und Gegenwartskunst drückt hier keinen Rang innerhalb einer bestimmten
Ordnung aus, sondern bildet bloß ab, in welchem Gewicht diese Genres momentan in der
Region vertreten sind; was aktive Leute und gesellschaftliche Zustimmung angeht.
Es gibt keinen vernünftigen Grund, diese Gewichtung
unbedingt grundlegend verschieben zu müssen. Wir würden es schon als einen
essentiellen Erfolg werten, wenn die Leute von den verschiedenen Feldern her mehr Kenntnis
und Verständnis von einander gewinnen würden, was die Basis wäre, daß die
verschiedenen Felder mehr Anlässe fänden, zu kooperieren, sich auszutauschen etc. Daraus
ergäbe sich zwangsläufig (auch) eine verbesserte Situation für die Gegenwartskunst.
Anders ausgedrückt:
Eine unserer Hauptaufgaben ist es, solche Prozesse zu initiieren und zu begleiten. Wir
dürfen annehmen, daß das allein schon einen Erfahrungs- und Kompetenzgewinn quer durch
die Region bewirken würde, wodurch auch jenes am schwächsten repräsentierte Genre (das
der Gegenwartskunst) großen Gewinn beziehen könnte, ohne daß sich dessen Proponentinnen
und Proponenten über andere aufschwingen sollen.
[kunst ost]
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