log #283: avantourismus

Der Reihe nach ... Ha! Was für eine herkömmliche Vorstellung, all das ginge immer schön der Reihe nach. Da ist auf jeden Fall meine Mail an Historiker Marschik gewesen, "... morgen noch unsere abschluß-session, dann darf ich mit normalisierung meiner zustände rechnen. ..."

Seine Antwort fiel so aus:
... abgesehen von der Frage, ob "Normalisierung" was Positives ist, klingt das zumindest nach Entspannung, wie die Reise auf der schaukelnden Rückbank eines Opel Kapitän oder ein Nickerchen in einem serbischen Zugsabteil (ich bin da mal in einem dekadenten serbischen Wagen erster Klasse mit roten Samtbezügen nach Budapest gefahren). Wobei Zugfahren natürlich ganz schön heftig sein kann: Siehe Wolfi Bauers "Zwei Fliegen auf einen Gleis". Ich empfehle übrigens dringend eine Neuinszenierung im   ebenso dringend zu gründenden avantouristischen intergalaktischen Reisetheater (AIRG).

LG Matthias

Ich liebe anregende Korrespondenzen. Telepräsenz ist eine schöne Option. Aber sie kann kein Ersatz für reale soziale Begegnung sein. Mein Dottore hatte das so aufgegriffen:

"... Der Vorsatz, der mich nach Gleisdorf treibt, ist schnell erklärt. Es soll ja da ein formidables Projekt geben in welches ich in meiner Funktion als Wissender (???) beteiligt bin. Während sich also in den letzten Wochen Eintrag an Eintrag aneinandergereiht hat, und sich die Sache fein und rasant entwickelt und erstmals in einer Ausstellung kulminiert, ist es höchst an der Zeit, ordentlich in die Sache hineinzuwachsen und sich mit zu verweben. Vom stillen Admiranten zum Teil des sich bewegenden Ganzen. ..."

Die Konsequenz daraus: "Derart wachgerüttelt werde ich mich also am Samstag in eines meiner Produkte setzen und den Martin besuchen fahren, mit dem eigentlichen Ziel, euch alle zu besuchen und endlich kennenzulernen." Das "Produkt" hatte ich dann im Kreisverkehr bei Gleisdorf vor mir. Der markante Hintern erwies sich als zutreffend.

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Norbert Gall, Brand Manager von Abarth Österreich, kam mit dem ziemlich agilen 500er esse esse an. (Ich hatte die etwas zahmere Version schon einmal ausprobieren dürfen: [link])

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Es ist heute vielen nicht mehr präsent, was das Skorpion-Logo des Carlo Abarth in meinen Bubentagen bedeutet hat. Hier eine kleine Skizze zu diesem Thema: [link] Aber ich greife vor. Wir hatten uns also im Alberdsorfer "Land Café" zu einer kleinen Konferenz bei Kaffee und Kuchen verabredet. (Siehe dazu auch Krusches Log #1594!)

Kaffee, Kuchen und Eiscreme. Geschmäcker. Geschmacksuniversa. Das hatte ich kurz davor schon mit Avantourist Emil Gruber ein Stück weit ergründet. Irritationen, Überraschungen ... (Siehe dazu auch Krusches Log #1590!)

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Der Herd hat mit dem Reisen zu tun. Woher kämen denn die Gewürze, wenn da kein Reisen wäre? Woher der Wein, der nicht auf jedem Boden gedeiht? Woher käme die ölige Grappa, mit der ich -- one for the road! -- mir den späten Fußweg durch die Nacht beleuchten ließ? Vor unserem Albersdorfer Treffen langte von Monsieur Emile folgende Post ein:

Werte verbündete,

der samstag kann ja ein toller tag werden. Ich hab da so eine vision, dass factories nicht nur in großen äpfeln beheimatet sein müssen, sondern dass kleine birnen eine ebenbürtige qualität aufweisen. Vergleiche zu den beiden species sind also doch zulässig. Ich verweise augenzwinkernd zu diesem thema auf [link]

Gut, die muskeln und sehnen der automobilisierung. Da sind viele von euch die experten und ich stehe nur am rande im fahrerlager und staune. Doch motoren und reisende haben einen gemeinsamen nenner, damit sie lebendig werden: die strasse.

Zwar bewegen sich der spaziergänger und die viper mit unterschiedlichen geschwindigkeiten, aber lädt man herrn einstein als stichwortgeber in unsere birnenfabrik, dann wird er uns erklären, dass wir nur für jede art von beschleunigung blind werden müssen, also geschwindigkeit zu einem freundschaftlichen und sozialen verhalten transformiert, dann können wir alle unsere räume und zeiten in ein gemeinsames sackerl stecken. wir könnten jetzt auch den herrn huygens zum symposium einladen, aber wir wollen einmal ruhe zulassen und die kinetik ins wochenende schicken.

Aber ich vagabundiere. Zurück auf die strasse. Oberfläche und basis also.

Ich bin da auf einen essay von undine gruenter gestoßen. Ich mag frau gruenter sehr, seit ich ihr "versteck des minotauros" gelesen habe. Ein wildes vexierspiel in einem poetischen labyrinth des besonderem. Das buch ist unter anderem eine hommage an den leider nicht mehr unter uns weilenden julio cortazar, den ich auch sehr verehre, seit ich inseinem "album für manuel" einen durchgehenden zwei seiten satz (!) gelesen habe, der nicht nur einen orgasmus beschreibt, sondern selbst einer ist. Hier wird text geatmet.

Julio hat übrigens die vorlage zu antonionis "blow up" geliefert. da fährt ja auch david hemmings, der protagonist, immer wieder mit einem cabrio - die experten unter euch werden die marke nennen können - durch london und besucht auch eine wunderkammer. Wer lust hat, kann sich im film unter [link] entwickeln lassen.

Ich vagabundiere noch immer.

Frau gruenter also beginnt ihren essay wie folgt: oft schlendere ich gegen abend, in den gelben staub der abgase blinzelnd, die strassen in meinem viertel entlang. Es gab nichts, was mich antrieb, die zeit mit nützlichem zu verbringen, so ging ich zum spanier und trank eine grappa und sann den ampeln nach, die ihre aufleuchtenden signale aussandten in die weite leere der strassenkreuzung. Zu jener zeit war ich besessen von den strassen.

So eine einleitung das ist doch früher avantourismus in reinster form. Und herbie hancock hat, ohne davon zu wissen, schon in den 70ern den soundtrack mit "hang up your hang ups" dazu komponiert: [link]

strasse schmeckt! asphalt ist würzig!

lets road and roll!
emil

Es verdichtet sich also: Aktion und Reflexion werden beinander bleiben. Der "Avantourismus" ist ein komplexes Metier, das in seinen Themensetzungen noch genauer ausgelotet sein will ... [Fortsetzung]

[albersdorf] [avantourismus] [flame-log]


coreresethome
21•10