11. Mai 2010 Avantourismus.
Eine Ereignislinie, eher ein Bündel von Verläufen. Unter Strom stehend. All dem ist kein
bestimmtes Ziel vorgegeben. Emil Gruber, Inhaber und Pfleger einer "Wunderkammer",
hat es eben so formuliert: "...wir knacken nüsse der erfahrung auf einem
nahöstlichen divan."
Monsieur Emile hatte erst für mich gekocht, mir
schließlich eine kleine Führung durch seine Wunderkammer gewährt und außerdem
"GAZG 00000003" gestiftet. Das ist der Film "Two-Lane Blacktop"
von Monte Hellman (1971, das Jahr der Blüte der "Muscle Cars").
Aber was ist die "GAZG"? Das ist
die "Globale avantouristische Zentralbibliothek
Gleisdorf", initiiert vom Historiker Matthias Marschik.Folglich gibt es auch "GAZG 00000001". Das stammt von
Marschik selbst. Ein Buch mit dem Titel "Flieger grüss mir die Sonne" (Eine
kleine Kulturgeschichte der Luftfahrt).
Dazu paßt durchaus, daß ich bei Emil erstmals in meinem
Leben exterrestrisches Eisen in die Hand bekommen habe. Es war aus dem All auf die Erde
gestürzt. In Scheiben geschnitten und poliert zeigt es ein verblüffendes Muster, das zu
betrachten eine kuriose Erfahrung ist. |
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In Bewegung zu sein.
Wanderschaft. Sich über die Schwerkraft erheben. Strecken bewältigen und hinter
Horizonte blicken. Wir halten uns heute kaum noch vor Augen, wie weit und gefahrvoll die
Wege einst waren, um fremde Gewürze zu erhalten.
Ich hatte gestern Gelegenheit, einmal mehr die fast
bestürzende Erfahrung zu machen, wie sich im Mund eine Geschmackswelt entfaltet, die ich
zuvor nicht gekannt hab. Das ist so ähnlich wie exterrestrisches Eisen. Etwas neu hier
Angekommenes; für mich neu und davor nicht dagewesen. Der Reisende, seit Jahrzehnten auch
am Herd erfahren, liebt, sucht und sammelt Gewürze. Daraus entstehen gelegentlich sehr
verblüffende Momente.
Bliebe noch zu ergänzen, was im vorigen Eintrag notiert wurde, daß ich mir eben Wanderschuhe gekauft
habe. Auf dem Blatt von vorgestern sieht man auch das verblüffende Motorrad mit dem über
400 PS starken V8-Motor. V8 ist Emblem und Symbol, das Ida Kreutzer, unsere Spezialistin
für eßbaren Unfug, zum Auftakt unseres Kuratoriums als Kekse produziert hat: [link]
Nun wäre es erhellend, all diese Aspekte zusammenzudenken.
Menschliche Mobilität hat viele Formen und Anlässe. Sie hat konvertierbare Stoffe, die
in jeweils Anderes verwandelt werden können.
Wozu wird Kreuzkümmel oder Limettensaft? Und woher kommen
sie? Wie sind Tomaten zu verkochen, damit sie eine Sauce ergeben, die fast eine Creme ist,
ohne dabei bitter zu werden? Wie ist Sternenstaub? Was sind uns die Mythen und welche
Realitäten haben sie als Bezugsfelder? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus in unserer
Kultur? Und wie schmeckt das alles?
[Avantourismus]
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