9. Mai 2010 Schreiben,
schreiben, schreiben. Ich tu es schon wieder. Zu viel Zeit. So ein Künstlerleben ist eine
Bürde. Wie seine Zeit totschlagen? Schreiben, schreiben, schreiben. Das ist eine
Möglichkeit.
Naja, ich scherze natürlich. Als junger Kerl war ich
geneigt, den Menschen ihre Klischees über ein Künstlerdasein zu bestätigen, das noch zu
überzeichnen. Heute ringe ich in meinem Beruf unter anderem darum, daß die Dinge sein
dürfen was sie sind und daß es darüber öffentliche Debatten geben kann.
Diese Sätze beziehen sich auf den vorigen Eintrag, der zum Teil von jenen Konfusionen handelt, die sich
zwischen gut situierten Leuten in manchen Ämtern und jenen in der freien Wildbahn auftun
können. Nein, das ist nicht allgemeiner Standard. In manchen Nischen beanspruchen alt
eingesessene Funktionsträger Definitionshoheit und reagieren aggressiv auf Einwände, auf
gegenläufige Meinungen.
Andere gehen in den Diskurs mit Leuten aus diverser Praxis.
Wie etwa Kamillo Hörner, Leiter des "Steirischen Volksbildunswerkes".
Im Winkel der "Dorfstube" von Wetzawinkel leitete er eine weitere
"Konferenz in
Permanenz" ein, zugleich den Abschluß unseres "April-Festivals".
Kunsthandwerk in zeitgemäßer Deutung. Ein
Input, eine Debatte mit Leuten, die verschiedene Genres repräsentierten. Die Kunst und
das Kunsthandwerk haben ja historisch gemeinsame Wurzeln und Quellen. Was ergibt sich
daraus heute für uns und für regionale Kulturpraxis?
Dabei war auch ein kleiner Abstecher in die Nische "Toys
for Boys" möglich. Roman Hold hatte aus seiner Werkstatt eine "Boss
Hoss" mitgebracht. Es würde sich ja kein Mensch ein V8-Triebwerk, etwa aus
einer Chevrolet Corvette, auf den Rücken schnallen und damit herumrennen. Zu mühsam!
Besser, man schraubt zwei Räder daran. Denn da wollen weit mehr als 400 PS aus sechs
Litern Hubraum verwaltet werden.
Das Teil ist so mächtig, darauf sehe ich ansatzlos wieder
schlank aus. Wenn die Maschine anspringt, macht sich augenblicklich jener Dämon
bemerkbar, der einen zwingt, während der Fahrt definitiv keinen unkonzentrierten
Augenblick zu riskieren. Die wirklich furchteinflößende Kraft dieser Maschine erinnert
an die Legende von Helios' Sonnenwagen. Dessen Pferde mit ihrer unbändigen Kraft gingen
dem jungen Phaeton durch. Das kostete ihn, da er diese Pferde nicht zu beherrschen
vermochte, das Leben. (Siehe dazu auch meine Notizen: "Phaeton"!)
Die Begriffs- und Praxisfelder sind also nun abgesteckt.
Ein Angelpunkt für all das liegt in unserem "Kuratorium für triviale Mythen", wo ich einen speziellen
Themenbogen skizziert habe: Vom Mythos zum Fetisch zur Kunst. Das verlangt eine
zeitgemäße Deutung. Darin schimmert durchaus gelegentlich die antike Situation "Vom
Mythos zum Logos" durch. Aber eigentlich sind wir ja längst bei Roland Barthes
vorbeigekommen:
Das war Stand der Diskussionen in den 1950er-Jahren. Jene
Ära, wo Marcel Duchamp die Kunstwelt schon über den Haufen geworfen hatte. Das halbe
Jahrhundert liegt so knapp hinter uns, darin haben sich Begriffe von der Kunst ganz
grundlegend gewandelt. Aber die Ergebnisse all jener Diskurse und ihre Konsequenzen sind
an manchen Orten der Region noch längst nicht in den Kulturreferaten angekommen.
Den eigentlichen Schlußpunkt des "April-Festivals"
setzten am selben Tag noch Christian Straßegger und Renate Krammer, als wieder einmal die
Sitzgarnitur vor die Gleisdorfer Galerie "einraum" geschafft wurde. Es
war die "Lange Einkaufsnacht". Wir hatten diese Veranstaltungsreihe der
lokalen Wirtschaft schon öfter zur Präsenz genutzt.
Ich hatte mir bei der Gelegenheit amtliche Wanderschuhe
gekauft. Das hat auch einen Zusammenhang mit dem regionalen Kulturgeschehen.
Davon werde ich noch erzählen ...
[Das April-Festival]
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