5. Mai 2010

Was interessiert mich nun die Welt? Da krame ich doch lieber in meinem Nähkörbchen und halte mir meine Angelegenheiten überschaubar? Manchmal fallen mir Themen zu, die mein Herz nicht belasten und mir die Zeit vertreiben. (Zeit! Hab ich ja!)

In "Das Neue Blatt", untertitelt "Meine Freizeit", finde ich gute Beschäftigung, wenn mir der Tag zu lang wird.

Ein Künstlerleben, das ist so ein Überschwang an Müßiggang, man möchte es gar nicht glauben. Was tu ich bloß die liebe Woche lang für all das Geld, das mir zugeworfen wird? Naja, es finden sich stets würdige Themen  wie jenes, die gute Königin Juliana. Was für ein Vorbild!

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Wie ich darauf komme? Ich hab in den letzten Tagen so allerhand von allerhand Kulturkonferenzen gesprochen, Debatten und Ereignissen, die unser Tun der Politik zur Diskussion boten. Bis zu den Spitzen der Landespolitik hin.

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Ich war so frei, kürzlich eine "Landeskulturkoferenz" aus dem "Kontext Kunsttempel" herauszunehmen und in eine Autowerkstatt zu verlegen. Das ist dank des Entgegenkommens aller Verantwortlichen möglich geworden. Die Botschaft sollte klar sein: Wir sehen uns im kulturellen Engagement als Teil der Arbeitswelt. Andrerseits, in meiner zentralen künstlerischen Arbeit halte ich mich von solchen Bindungen freigestellt.

Ich bin also, wo es um den Broterwerb geht, hauptsächlich ein Werktätiger; das ist überwiegend banal, eine soziale Kategorie. Ich bin aber in Nischen meiner Wochen und Monate ein Künstler, der dabei keine Zurufe entgegennimmt und seine Pflichten selbst definiert. Das, genau DAS, bedeutet "Autonomie" = sich selbst die Regeln geben.

Ganz selbstverständlich, weil das Wort "Politik" von "Politiké" UND von "Polis" handelt, weil umfassende Partizipation ein Grundprinzip der Demokratie ist, reden Leute wie ich ausdauernd mit, was Fragen der Politik angeht, speziell der Kulturpolitik. Funktionstragende auf der Höhe der Zeit verstehen das nicht bloß, sie begrüßen es.

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Das war auch eben im Grazer Kunsthaus so, wo ich vom Podium her einige meiner Vorstellungen darlegen durfte; siehe dazu ebenfalls den gestrigen Eintrag! (Markant in der ersten Reihe: Gabriele Russ, Leiterin der Kulturabteilung des Landes Steiermark.)

Meine praktischen Erfahrungen besagen, Augenhöhe ist zu erreichen. Das klappt. Kunstschaffende haben Gelegenheiten, ihre Rollen neu anzulegen, in Politik und Verwaltung ist das auch gefragt. Halt! Nicht überall.

Ich nenne als Beispiel einen oststeirischen Lokalpolitiker. Daß er als Nationalrat auch bundesweit auftritt, hat regional keine Relevanz, soweit es das Kulturgeschehen betrifft, sieht man davon ab, daß es ihm seine parlamentarische Immunität erlaubt, auch offen rufschädigend zu agieren, ohne daß es für ihn Konsequenzen hätte.

Um das folgende Zitat zu verstehen, sei knapp skizziert: Ich hab ein soziokulturelles Basisprojekt entwickelt, das wir, ein Team, nun über Jahre hinweg umsetzen, neuerdings auch in Konsens mit verschiedenen Abteilungen des Landes Steiermark; selbstverständlich auf Netzwerke einer regionalen und internationalen kulturellen Basis gestützt.

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Klar? Klar! Professionalisierung, Kooperationen, Bündelung der verfügbaren Möglichkeiten. Genau das hat die vorhin erwähnte Gabriele Russ in ihrem Statement in Graz als notwendig betont. Fein! Damit sind wir also vertraut.

In der Oststeiermark ist solches Ideengut noch nicht überall angekommen. Da bestehen vereinzelt lokale Funktionäre auf Deutungshoheit und Budgetverfügung. Daß Bürgerinnen und Bürger ihre Angelegenheiten auch selbst in die Hand nehmen, daß überdies Kunstschaffende sich organisieren und größere Themen wie Projekte angehen, kann zu einem Kommentar folgender Art führen (Originalzitat):

"Das hat's halt auch noch nie gegeben, daß jemand ein Projekt, ein persönliches Projekt, wo es um eine Bildungskultur in einem Land geht, die du angreifst oder nicht angreifst, daß das Land das übertragt. Das ist schon auch zu hinterfragen, einmal. Und vor allem mit der Spielform, die du spielst. Du hast viel zeit. Du hast das neue Medium Internet und du hast auch die Begabung, rhetorisch, dich immer dort hinzustellen, wo du die anderen, wo du glaubst, du kannst alles vereinnahmen, du kannst auf jeden eindreschen, ..."

Ich habe es schon erwähnt: Wo alt eingesessene Funktionäre einen Bedeutungsverlust empfinden, da Bürgerinnen und Bürger manche Angelegenheiten selbst übernehmen, könnten sie ja auch so darauf reagieren, daß sie sich neue Aufgaben suchen. Es gäbe wahrlich genug zu tun. Wenn sich aber die Aufgabe darauf beschränkt, alte Positionen zu befestigen, trennen sich eben unsere Wege ...

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