17. Mai 2010 Etwas lästig,
auf einem Foto gleich zwei Nummerntafeln unkenntlich machen zu müssen. Aber ich habe mich
belehren lassen, daß so viel Schutz der Privatsphäre gesichert sein müsse.
Die mächtige Fuhre ist ein Rolls Royce Silver Cloud. (Oder
ein Bentley S1, der sich im Kühlergrill vom Roce unterscheiden würde. Hab ich aber im
Vorbeifahen nicht ausmachen können.) So sah europäischer Luxus von der Mitte der 1950er
bis ins folgende Jahrzehnt hinein aus.
In unserem avantouristischen Arbeitskreis wurde einhellig
festgestellt: Hochzeitsfuhre. Da war ich, bei all dem miesen Wetter vor der Türe, nach
Kaffee und Apfelstrudel, bei einer prächtigen Zitroneneis-Kreation angelangt.
Es sei betont, daß aus verschiedenen Gründen mein
Mittagessen ausgefallen war, weshalb diese Kaffeehaus-Tour auch ein Stück Notwendigkeit
in sich trug. Ich bin ein großer Anhänger von Zitroneneis. Das "Land
Café" in Alberdsorf war Austragungsort einer kleinen avantouristischen
Konferenz. Wir haben an ernsthaften Fragestellungen zu arbeiten, was, wie ich feststellen
durfte, bei Kaffee und Kuchen sehr gut gelingt.
Links Armin und Michaela Zingerle (Obfrau "kunst
ost"), rechts Fotograf Franz Sattler, in der Mitte Norbert Gall, Brand Manager von Abarth
Austria und ein inspirierter Automobil-Paparazzo, also mein Weggefährte auf einer
lebenslangen Safari: [link]
Wie und wofür gestalten wir unsere vernunftfreie Zone, wo
ökologische und ökonomische Faktenlagen für die Seite der Vernunft sprechen? Was ist
kulturell an diesen Themen dran, sozialgeschichtlich sowieso? Und wieso widmet sich die
Kunstgeschichte nicht dem Thema Automobil? Falls sie es aber täte, welche Aspekte wären
dabei vorrangig?
Gall erzählte übrigens, er habe für den Fall seiner
Hochzeit den Freunden eingetrichtert, sie sollten ihm ja keine solche Art der peinlichen
Freude machen, etwa einen Rolls Royce oder gar eine unsägliche Strecht-Limo anzumieten,
auch einen "Ferrari für einen Tag" fände er eher zum Genieren ...
[Avantourismus]
Cut!
Ich hab in letzter Zeit verstärkt betont, daß
kulturpolitische Debatten nötig sind, weil wir sonst nicht klären können, worum genau
es kulturell jenseits des Landeszentrums gehen solle, was dabei vorrangige Ziele wären
und wie man ihnen näher kommen könnte.
Von Politik und Verwaltung werden diese Themen in der
Region nicht bearbeitet oder gar erledigt. Das ist vermutlich die gute Nachricht. Das muß
selbstverständlich sehr wesentlich von der Basis her diskutiert werden. Dort ist nun
primär zu klären, welche Formen von Selbstverständnis und Berufsbild die Professionals
bevorzugen würden und was jenen wichtig ist, die sich in außerberuflicher Weise den
diversen Kunstgenres widmen.
Als sich kürzlich in Urscha Leute trafen, die das Thema
"Bürgerbeteiligung" sehr ernst nehmen, fiel mir das wiederholte und weitgehende
Fehlen Kulturschaffender auf. Eine problematische Situation: [link] Es sollte
hinlänglich klar geworden sein, daß dem Kulturbereich ernsthafte Budget-Einbrüche
bevorstehen. Wir werden diese Einbrüche mit verschiedenen Strategien kompensieren
müssen.
Das wird aber kaum gelingen, wenn wir uns darauf
beschränken würden, den Lauf der Dinge zu beklagen und mehr Mittel zu fordern.
Themenarbeit, Kontakte knüpfen, für die Regionalpolitik anwesend sein, kurz: Sich
engagieren und zeigen, daß wir a) gute Gründe und b) respektable Konzepte haben, um
kulturell -- trotz aller Widrigkeiten -- etwas voanzubringen.
Ich halte diese Teile des Engagements für unverzihtbar,
weil es sonst nicht gelinen wird, dem Kulturbereich angemessene Priorität zu verschaffen.
Apropos Debatten! Die "Seiler-Tapes" sind nun im Web abrufbar: [link]
Bei "official bootleg" hab ich ferner
eine eigene Leiste der kulturpolitischen Tapes angelegt: [link] Und unsere neue Radio-Leiste mit den kleinen
"Zweiminütern" wird auch immer wieder kulturpolitische Inputs enthalten: [link]
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