log #260:
fahrtenbuch, seite #7 Lucy ist ein altes
Arbeitspferd. Der Bauer gewährt ihr auf dem Hof das "Gnadenbrot", anstatt das
Tier "entsorgen" zu lassen. "Wenn sie zu fressen hat, ist sie
fröhlich", sagte er lächelnd. "Da geht's mir auch so",
meinte ich.
"Aber wenn sie die Ohren anlegt,
rennt man besser", fuhr er fort. Ein verläßliches Zeichen, daß Lucy sauer
ist. "Dann geh ich auch nicht gerne hin", fügte er hinzu. Ich möchte
annehmen, daß sich zwischen Mensch und Tier gelegentlich verblüffende Parallelen
entdecken lassen. |
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Wir
begegneten uns in Wetzawinkel, wo ich mich nach der "Dorfstube"
umgesehen hatte. Lucy ist ein Haflinger.
Ich habe Haflinger zuletzt auf der
Teichalm gesehen, ansonsten tauchen sie im Alltag praktisch nicht mehr auf. Ich hatte
ursprünglich gedacht, sie seien mit den Norikern, römischen Kriegspferden, verwandt.
Falsch! Die Rasse wird auf einen Araberhengst zurückgeführt. Ich schweife etwas ab. Oder
doch nicht?
Natürlich sieht man im
oststeirischen Alltag gelegentlich noch Haflinger. Aber die sind keine Pferde, sondern
kleine Allradfahrzeuge von Steyr-Puch, welche einst in Graz gebaut wurden. Sie
sind Wunder an Effizienz und blieben nicht nur als Sammlerstücke erhalten, sondern werden
gelegentlich auch noch als Nutzfahrzeuge eingesetzt.
Ich hatte kürzlich auf meinem Weg
durch Unterfladnitz
einen erwischt, eines der raren Exemplare mit langem Radstand. Ich denke, selbst Laien
ohne ausgeprägtes Interesse an Automobilen (er-) kennen diese Konturen.
Ich bin selbst seinerzeit als Funker
auf einem Haflinger unterwegs gewesen und daher mit der unglaublichen Leistungsfähigkeit
dieser Konstruktion bestens vertraut: [link] Da Magna
Steyr auch in der "Energie-Region" stark präsent ist, scheint mir
erwähnenswert, daß dieser Konzern Nachfolger des "Puch-Werkes" ist.
Erich Ledwinka, der Konstrukteur dieses "Puch Haflinger", war lange
Zeit technischer Direktor bei Puch.
Ledwinka sitzt hier links neben dem
Mechaniker Ferdinand Thaler, von dem ich dieses Bild habe. Thaler (am Steuer) war Lehrbub,
als gerade die ersten Puch-Motoren auf den Prüfständen in Trümmer flogen. Das verzweigt
wiederum nach Gleisdorf,
denn ich durfte Thaler durch Vermittlung von Werner Musil kennenlernen, der bei Magna
für den LKW-Bereich verantwortlich ist; siehe: [link]
Von da wäre nun nach Ludersdorf
weiterzuführen, wo sich eben erst die Basis-Crew des "Kuratorium für triviale Mythen"
zum "R/T-Meeting" traf.
Dieser Crew gehört der Magna-Mann Michael Toson (Aftersales-Bereich) an,
der ... geeenau! Der auch mit dem Haflinger befaßt ist. Er entwirft
Auschneidebögen: [link]
Wie hängt das nun alles zusammen?
Es symbolisiert und repräsentiert, wie schon einige Male angedeutet, den Umbruch von
agrarischer zu industrieller Welt. Dieser Umbruch hatte sich gerade in der Oststeiermark
aus strukturellen Gründen sehr radikal vollzogen und die Spuren dieser Prozesse sind
nicht nur in der Landschaft aufzuspüren, sondern -- wie mir scheint -- auch
mentalitätsgeschichtlich nach wie vor da.
Wovon bin ich nun ausgegangen? Lucy,
das alte Arbeitspferd, der Bauer, Wetzawinkel ... auf dem Weg dorthin ließ ich mir von
Gottfried seine vorzügliche "Hauspizza" machen.
Gottfried Lagler [Portrait] beherbergt in der
Pizzaria "Figaro"
übrigens auch einen Oldtimer-Stammtisch. Wie spaßig, daß ich unterm Essen dort,
familiär besetzte Tische, aus dem Lautsprecher unter anderem "Highway To
Hell" von "AC/DC" hörte. Früher Nischenmusik von Hardrock-Rabauken,
bei der gelegentlich sogar nach der Polizei gerufen wurde, heute Tafelmusik in einem
Restaurant, kein Grund zu irgendeiner Erregung. [Fortsetzung]
[Hofstätten]
[kunst ost:
fahrtenbuch]
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