log #261: fahrtenbuch, seite #8

[Vorlauf] Hofstätten. Das ist etwas kompliziert. Die gesamte Gemeinde wird von höchst unterschiedlichen Lagen und Gravitationsfeldern geprägt, von Hügeln, Tälern, Hauptstraßen und von der Autobahn.

Es gib kein eigentliches Zentrum. Was mir erst etwas knifflig erschien, halte ich inzwischen für besonders reizvoll. Genau diese Heterogenität, sicher kein Kinderspiel für die zuständigen Leute, überrascht mit so kontrastreichen Momenten.

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Ich habe das "Dreiländer-Eck" schon einmal erwähnt: Gleisdorf, Nitscha und Hofstätten berühren einander, man passiert das Gebiet, wenn man Gleisdorf über die Fürstenfelderstraße verläßt.

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Dabei kommt man man an der im vorigen Eintrag erwähnte Pizzeria vorbei, überquert die Autobahn und kommt so nach Wetzawinkel, einem Teil von Hofstätten. Ein satt beschriftetes Schild, das die Komplexität der Gemeinde ausdrückt, markiert eine Abzweigung, die zum Tennisplatz führt: "Pirching-Wetzawinkelberg Gemeinde Hofstätten/R."

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Knapp bevor man die Talsenke erreicht, steht linkerhand die "Dorfstube", wo wir unser heuriges "April-Festival" abschließen werden. Erich Wilfling ist der Bauer, von dem ich vorhin erzählt habe; der Mann mit dem Haflinger Lucy. Früher habe man mit einigen Stück Vieh leben können, sagte er mir, heute ginge das schon längst nimmer. Dabei deutete er auf mehrere Gebäude, Stallungen: "Alle leer."

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Das "Milchbankerl" am Ende der Straße sei auch schon vor einer Weile abgerissen worden. Früher sei ein Liter Milch gleich viel wert gewesen wie ein Liter Diesel. "Da hat ein Mann übers Jahr schon leben können", wenn er die Milchsammelstelle betreute. Heute würden die Bauern für die Milch nichts mehr bekommen.

Es gibt schon sehr zu denken, daß eine boomende Agrarindustrie zwar UNS Überfluß beschert, aber rund die Hälfte der Weltbevölkerung Hunger leidet, viele Menschen davon, weil sie sich die Nahrungsmittel, die vor Ort verfügbar sind, einfach nicht leisten können.

Und vor diesem Hintergrund sorgt auch bei uns längst ein permanenter Preisverfall, daß Bauern aufgeben müssen, wodurch Versorgungssicherheit und Kompetenzen verloren gehen. Kurz: Eine soziokulturelle Dämmerung, die uns nicht egal sein sollte. "Aber ich bin ja schon ein paar Jahre in Pension", sagte der Bauer.

[Hofstätten]
[kunst ost: fahrtenbuch]


coreresethome
13•10