6. April 2009 Die Marke
"Dove" bleibt Avantgarde, wenn auch einsam. Es ist bisher der einzige Anbieter
in meinem Blickfeld, welcher Kampagnen fährt, in denen Evidenz besteht: Models mit
Bäuchlein, das geht. (Siehe dazu auch den Eintrag vom 21. April 2004!)
Unlängst las ich über eine landespolitische Initiative,
eine Bikini- oder Unterwäschekampagne anzufechten. Das ist vermutlich die schwächere
Position gegenüber zynischen Propagandisten. Vielleicht könnte es statt dessen schneller
Wirkung entfalten, wenn wir ausdrücklich mehr an runderen Menschen in die Ikonographie
der Wirtschaft hineinreklamieren würden.
Ich empfinde es längst als Zumutung, daß mir an allen
Ecken und Enden ausgehungerte 16jährige als visuell optimale "Frauen"
vorgeführt, angedient, aufgedrängt werden. Aber da wir Mannsbilder in diesen Fragen sehr
simpel gestrickte Fundamente haben und das Testosteron in satten Dosen uns definitiv um
Teile des Verstandes bringt, ist es schwierig, auf jener Seite hin zu argumentieren und
dennoch einigermaßen glaubhaft zu bleiben. Darum müßten wohl den mageren mehr füllige
Menschen gegenübergestellt werden.
Die Erben von Goebbels schaukeln nach wie vor
Mediengeschäfte im Sinne klassischer Propaganda, was meint: Sie nehmen nicht nur in Kauf,
sie wünschen vorsätzlich, Menschen, nein: Massen zu manipulieren. Dieser
"Volksreporter" illustriert, was Franz Wolfmayr in unserem "Dialog im
Schaufenster" betont hat: Die Medienvielfalt ist dahin, deshalb läßt sich in den
öffentlichen Diskursen kaum noch kritische Masse für kritische Debatten erzeugen. (Siehe
dazu auch den gestrigen Eintrag!)
Zum gezeigten Zitat: Diese miserabel dahingedichtete
Flachware in der "Kronen Zeitung"
belegt den Mißstand. Bei über acht Millionen Menschen in Österreich ist es ja anders
nicht zu erklären, daß dieser Franz Weinpolter x mal pro Monat mit seinen Leserbriefen
zum Zug kommt. Das hat System.
Wie ich es schon mehrfach angedeutet habe: Zuständige
Redakteure halten sich solche Menschen, die keinem Berufsethos und keiner journalistischen
Sorgfaltspflicht unterworfen sind, ohne Handwerk und ohne besondere Sachkenntnisse. Der
Gemütsmensch Weinpolter hat ein entsprechend miserabliges Niveau und ist ein notorischer
Dahinbehaupter, der weder ernsthafte Quellen nennt, noch welche hat. Die "einsame
Geistesgröße" mit ihren "Empfindungen" darf sich so regelmäßig über
ein Massenblatt verbreiten, als wäre er ein Mitarbeiter.
Bei der "Krone" haben mehrere Leute in solchen
Rollen reüssiert, wie auch Franz Köfel aus Völs, der regelmäßig auf dem
Leserbrief-Feld publiziert wird. (Siehe dazu auch den Eintrag vom 31. Oktober 2008!)
Gereimter Hohn für eine Demokratie, der Medienvielfalt
ihre Werte stärken würde, doch hier wird gelobt, daß angeblich schon die fast die
Hälfte eines Volkes bloß EIN Blatt liest. Das sind in den Grundlagen die Wohltaten des
Faschismus: Ein Sender, viele Empfänger.
Ergänzend empfiehlt sich dazu Irrationales und
Obskurantismus. "Engeltherapie" meint hier gewiß nicht, daß uns nun sogar die
Engel erkrankt seien, wofür es aber Kuren gäbe; nein das empfiehlt ein Herumfühlerei,
welches dann dies und das sein will.
Eine Denksportaufgabe:
Das Zertifikat ist in einem kleinen Laden am unteren Ende der Gleisdorfer Bürgergasse
ausgestellt. Es kommt, wie der Kopf verrät, aus einem Laden am oberen Ende der
Bürgergasse. Einmal dürfen Sie raten!
Bingo! So zeigt sich ein "selbstreferenzielles
System", in dem die eine Instanz der anderen bestätigt: "Das ist was!"
Derlei kann man beliebig und vor allem endlos hin- und herspielen.
Auf dem Kunst-Sektor gibt es das übrigens auch. Da hat
jemand gerade seine ersten Kilometer auf dem Kunst-Feld geschafft, schon fängt er oder
sie an, Workshops zu geben, um anderen Leuten nach ihren ersten Metern ein Zertifikat zu
verkaufen.
Ich war übrigens am unteren Ende der Gleisdorfer
Bürgergasse, um mich bei und in der Marienkirche etwas umzusehen. Eigentlich die
"Kirche Mariä Reinigung", einst ein Wallfahrtsort, ergänzt um ein Kloster und
um Bereiche, die auch ein Spital und ein Gymnasium beherbergten. Heute befindet sich neben
der Kirche ein Bezirksgericht. Anfang des 19. Jahrhunderts barg das Anwesen auch eine
erwähnenswerte Bibliothek.
Das ist also ein Ort, an dem kulturelle Fundamente gelegt
wurden, jene Linien eines geistigen Geschehens, das wir heute gerne für
selbstverständlich halten, was es nicht ist, wie es das auch damals nicht war. Deshalb
ist es für mich sinnvoll, als Künstler auch jene historischen Dimensionen im Auge zu
behalten. Kontinuitäten und Brüche.
Momentan dominieren hier die Brüche. Das wurde von einem
Gleisdorfer Ehepaar als nicht akzeptabel hingenommen. Der Lösungsansatz, den eigenen
Schlüssen Taten folgen zu lassen, ist verblüffend. Dem "Schokoladekonzept" der
Hausmanns werden hier noch weitere Notizen gewidmet sein. Und eine Doku-Website, deren
Auftakt nun realisiert ist: [link]
Darin sind so viele Optionen, mit welchen Mitteln die
Erzählungen weitergefüht werden können, jenes Sehen, Denken, Reden und Tun, aus dem
letztlich ein geistiges Klima erwächst oder auch nicht. Je nachdem, ob sich Menschen
dafür engagieren ...
Mit unseren technischen Optionen kommen wir offenbar meist
etwas schneller voran als mit den kulturellen. Diesen Brocken am vorläufigen Ende einer
langen Leitung habe ich heute auf meinem Weg über die Felder entdeckt. Tempo. Dazu fällt
mir noch eine Gesprächspassage mit Extremsportler Jörg Painsipp ein. Davon später ...
Juli
2006So
ein Riesenmaul hatte der Buick Roadmaster von 1953.
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