31. März 2009

Ich muß das noch trainieren. Andere lächeln müde darüber. Aber für mich sind Tage, in denen ich eine Woche lange täglich zwei bis drei Termine auswärts habe, noch sehr gewöhnungsbedürftig. Ich weiß freilich, die flotten Hirsche und Rehlein, deren selbstbewußtes Lächeln die Geschäftswelten erhellt, während sie durch den Lauf der Dinge sprinten, würden natürlich an meinem Schreibtisch auch keine sieben Tage überleben.

Darum gefallen mir jene Leute besser, die auf das müde Lächeln verzichten, mir dafür aber mit Rat zur Verfügung stehen. Ja, man hat richtig gelesen. Auch ich frage gelegentlich um Rat. Und ich hab bei der Arbeit gerne eine Gaude.

log1335a.jpg (23001 Byte)

Wie gestern, als das "Basis-Quartett" von "slow motion" bei Gerald Gigler und Sandra Kocuvan von zwei Abteilungen des Landes Steiermark angetanzt ist. Entgegen sehr verbreiteter Ansichten sind Beamte keineswegs grundsätzlich mit der Pose des Bittstellers, mit der Haltung des Bücklings zu erfreuen. Die Begegnung in Augenhöhe scheint hier allen Beteiligten mehr Vergnügen zu bereiten.

log1335b.jpg (15295 Byte)

Es geht übrigens auch längst an so manchen Ecken von Graz wieder lustiger zu. Nicht unter den Kunstschaffenden meiner Generation. Die sind zu einem erheblichen Teil ernst und leidend; wie mir auch die vorwöchige LEADER-Kulturkonferenz wieder verdeutlicht hat. (Siehe dazu "Ein paar Takte Reflexion"!) Diese kleinen Botschaften an den Wänden der Stadt stammen also mutmaßlich von jüngeren, fröhlicheren Menschen. Es kommen auch solche sehr schöne Kleinigkeiten zum Zug:

log1335c.jpg (9829 Byte)

Derlei hat ein Ort wahrlich verdient, an welchem unzählige Geschäftsleute die Außenhaut der Innenstadt mit einer Masse ästhetischer Grausamkeiten überziehen, mit maßlosen Schlampereien ohne jede Ahnung von Typografie und anderen Grundlagen einer gelingenden Kommunikation. Deshalb freue ich mich sehr über den Humor und die Feinheit, welche zunehmend über solche Statements sichtbar werden.

Im Kontrast zu dieser Leichtigkeit der Weltsicht, die ein heller Geist ermöglicht, kommen mir auch recht dumpfe Skizzen unter die Nase. Wenn etwa ein Kerl mit der Mentalität eines Bierfasses mir mit einiger Beharrlichkeit unterstellt, ein "Krypto-Nazi" zu sein, der brave Einrichtungen dieser Gesellschaft zu unterwandern sucht. Das führt zu Kommentarzeilen wie der folgenden:

>>Jetzt agiert er in einem Landesregionalkulturprojekt mit dem Namen LEADER. Mag sein, dass dieses Wort im englischen Sprachgebrauch vor allem als Term der Wirtschaft unbelastet ist. Sowohl im oesterreichischen und in Deutschland erinnert das Wort fatal an den Fuehrer. Selbst wenn es der Name eines Konzeptes der Europaeischen Union ist, geraet es hier in einen besonders fatalen Kontext, der eben die negative Assoziation zulaesst und provoziert.<<

Nun ist "LEADER" nicht gerade ein "Landesregionalkulturprojekt", aber Österreichs kulturelle Tradition legt durchaus nahe, daß man flott sein Maul aufreißt und seine Befindlichkeit der Welt mitteilt, auch wenn das alles unausgegoren und ohne Kenntnis davon bleibt, womit man es zu tun hat. Ich denke, es ist der Geist einer Dagmar Koller, der gegenwärtig empfiehlt, in rastloser Geschwätzigkeit innere Zustände nach außen zu verkünden, ein Geschnatter, das sich keiner Überprüfung stellt, weil es nichts zu überprüfen gibt.

log1335d.jpg (28753 Byte)

Na gut. Ich kehre zu MEINER bevorzugten Geschwätzigkeit zurück, die oft von Automobilen handelt. Im vorigen Eintrag wollte ich den Abarth "Assetto Corse" nicht zeigen, weil es ohnehin schon recht viel um Autos gegangen war. Diesmal hat er Platz. Es besteht nämlich eher keine Möglichkeit, diesen italienischen Muskel im Alltag irgendwo erblicken zu können. Feines Maschinchen! Überaus rar.

Dezember 2003

Wir haben hier deutlich mehr Häuptlinge als Indianer

[Hinfällige Notizen] [***]


[kontakt] [reset] [krusche]

14•09