2. März 2009

Kärnten hat gewählt. Bei einer Wahlbeteiligung von 77,13% [Quelle] entfielen 45,48 Prozent der Stimmen auf das Kärntner BZÖ. Mein Operettenösterreich ist restauriert. Das vaterländische Abwirtschaften des Vaterlandes läßt sich mit derbem Auftreten bemänteln.

Ich hab im Eintrag vom 27. Februar notiert, welches Finanzdesaster dieses Bundesland unter Jörg Haider erfahren hat und welche Lasten dort zur Zeit abzutragen sind. Fakten mit folgender Quittung:

>>Das vorläufige Endergebnis der Kärntner Landtagswahl bringt dem BZÖ nach derzeitigem Stand nicht weniger als 18 Mandate (bisher 15). Die SPÖ hat künftig nur noch elf Sitze (bisher 14), die ÖVP schaffte sieben (bisher vier). Ausständig ist noch die Auszählung der mehr als 23.000 ausgegebenen Wahlkarten, die Grünen könnten den Wiedereinzug ins Landesparlament also doch noch schaffen.<< [Quelle: APA]

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Von den brachialen Auftritten des Spitzenkandidaten Gerhard Dörfler, der dabei gelegentlich die Spielarten der Menschenverachtung durchdekliniert, ganz zu schweigen. Diese Art konsequenter Verächtlichkeit lohnt sich offenbar in meinem Land.

Schenkelklopferei als Reaktion auf Witze und Burschenfröhlichkeit im Keller-Niveau, Gefühlsduselei und Gesinnungsakrobatik als Begleitmusik einer radikalen Entpolitisierung der Politik. Wenn Politik als Aspekt einer Demokratie in einer Republik verstanden wird, dann meint das gewöhnlich ein Zusammenspiel von "politiké" und "polis", von Staatskunst und Gemeinwesen.

Wenn dagegen drei Burschen, der Gerhard, der Uwe und der Harald, auf "sein Kärtnern", also auf das Kärnten des Jörg aufpassen wollen, wenn genau dieses Versprechen mit 45,48 Prozent der Stimmen aller Wahlbeteiligten honoriert wird, haben sich meine Landsleute ganz unübersehbar in feudale Strukturen zurückgewünscht. Diese Art emotionaler Privatisierung der Politik ist eine energische Absage an die Demokratie. Hier werden Landesväter, Führer gewünscht ...

[Wir Kinder des Kalten Krieges]

Cut!

Ich hab gestern Hühnerfüße als Speise erwähnt. Im Eintrag vom 6. April 2007 kann man sehen, was da vor einem auf dem Teller liegt. Eine Speise, von der man sicher nicht fett wird. Zu meinen gestrigen Notizen über "DAS Mutti" mag dieser Blick in ein Apotheken-Schaufenster passen.

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Die zerbrechliche Frau wirbt unter anderem für Creme-Töpfe, auf denen ein Versprechen andeutet, diese Salbe könne einen straffen Bauch bewirken. Wir haben offenbar längst Konsens, über simple Fakten hinwegzusehen.

Ohne vorgegebene Konstitution und Hungern ist so eine Erscheinung in den meisten Fällen undenkbar. Zumindest ab dem 40 Geburtstag. Harte körperliche Arbeit, wahlweise hartes Training, dürften etwas dazu beitragen. Eventuell lautet das Konzept, seine Ernährung völlig aufzugeben und bloß noch einmal pro Woche solche Creme-Töpfe leerzufressen.

Irgendwie paßt das zur eingangs umrissenen Kärnten-Geschichte. Die Inhalte von Propaganda ersetzen die Ergebnisse praktischer Anschauung und kritischer Prüfung. Eine beängstigende Entwicklung.

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Ein anderes nächtliches Schaufenster in Graz rückt diese Dinge wieder zurecht. Wirklich? Nein! Dort wird die passende Mode für so zerbrechliche Wesen angeboten und dieser Zustand als dankenswert promotet.

Cut!

Graphic Novelist Jörg Vogeltanz hat eine satte Wochenend-Schicht eingelegt. Mein Büchlein zum Thema Spielzeugautos geht nun in Druck. Die Präsentation wird am 11. März stattfinden: [link]

Damit ist ein Auftakt im Bereich Alltagskultur gesetzt, dem weitere Publikationen des Genres folgen werden

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Cut!

Ein kleiner Nachtrag aus dem nächtlichen Graz, eine weitere Illustration aus dem "Slogan-Paradies", zumal Coachingflut und Obskurantismus inzwischen kulturelle Standards geworden sind:

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Wäre natürlich zu fragen: WELCHE Praxis zugunsten WELCHER Theorie? Und wie löst man denn im Alltag seine Probleme, wenn nicht theoriegeleitet? Ich brauche Erfahrungen, Schlüsse, folglich brauchbare ANNAHMEN, also: Theorien, wenn ich vor einem Problem stehe, das gelöst werden will.

Hinzu kommt: Theorie ist in seiner ursprünglichen Bedeutung eine der klügsten Optionen, nicht permanent (wie ein Hamster) im Laufrad eingespielter Handlungsweise zu rennen. Die Tätigkeit des "Theoros" ist das "absichtslose Schauen", aus dem man neue Eindrücke gewinnen kann.

September 1994

Stell dir vor, du bist Michelle Pfeiffer. Welche Sorgen hast du dann? Erzähl mir das.

[Hinfällige Notizen] [***]


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10•09