16. Februar 2009 Ein
Wochenende in der anregenden Gesellschaft von Diven. Ich habe gestern Bette Davis erwähnt, über die Autor Michael Roloff mir dazu schrieb: "with
bette davis america learned savoir faire"
Hier die Dame, auf Krach gebürstet, kurz
bevor sie über ein von der Monroe gegebenes Fräulein sagen wird, es sehe aus, "als
könne sie eine Plantage in Brand setzen". Das kommt in "All About Eve" vor,
von dem sich Almodovár zu "Alles über meine Mutter" anregen ließt. (Kein gar so lustiger,
aber ein sehr bewegender Film.) Roloff schrieb ferner: "betty davis eyes"
really means "bedroom eyes", was ich nicht gewußt hab.
Ganz bemerkenswert, daß in jener Ära des
Films einzelne Stars so prägend sein konnten, um zu stehenden Redensarten zu führen. In
meinen Jugendtagen war eher ein banaler Kontext wie der von Rambo Stallone oder
Maschinen-Arnie für manche Sprachregelungen gut. Oder fällt mir bloß im Augenblick
keine zu Davis adäquate Geschichte ein?
Dazu paßt ferner, weil ich gestern das Lied
"Jovano Jovanke" erwähnt habe, eine ganz besondere cineastische Enstprechung
dieser bittersüßen Motive. Ist eigentlich die Dietrich erst später idolisiert worden?
Nein, sie war wohl schon in ihrer Zeit ein herausragender Star. Warum?
Das kann man sich in Sternbergs "Shanghai Express"
ansehen. Eine Debatte der Frage erübrigt sich dann fast. Und diese Geschichten. Das
Ringen um Möglichkeitsräume und um die Liebe, unabhängig davon, welche politischen
Wirren und anderen Hemmnisse an einem rütteln ... All das klingt für mich auch an, wenn
ich an Gerardo denke, der nicht mehr lebt, von dem ich erklärt bekommen hatte, wovon das
wunderschöne Lied "'O Surdato 'nammurato" ("Der verliebte Soldat")
handelt ... Womit ich bei einer weiteren Diva angekommen wäre, nämlich bei Anna Magnani.
Die Liebe, der Tod ... wie offensichtlich,
daß Kriege letztlich keine Sieger haben, sondern nur getrennte, auseinandergerissene,
überwältige Menschen hervorbringen. Noch kurz einige Worte zu 'O Surdato ...
Ich hatte im Eintrag vom 27. April
2006 auf Gerardo verwiesen und notiert:
>>Es gibt ein sehr populäres Lied, das schon die
Bersaglieri in Afrika gebrüllt haben: Oje vita, oje vita mia, / oje core 'e chistu core,
/ si' stata 'o primm'ammore / 'o primmo e ll'ultimo saraje pe' me!<<
Gerardo hatte mit dazu geschrieben: "Ja, Anna
Magnani, naturalmente." und die Zusammenhänge skizziert: [link] (Das Lied befindet sich in
einer Fassung, die mir sehr gefällt, als mp3-Datei auf dieser Page: link]
... Die Magnani hat mit "'O Surdato 'nammurato" in "La Sciantosa" einen
Auftritt als Flora Bertuccioli: [link])
Es ist doch recht überschaubar, worum wir im Grunde uns
anstrengen, wo wir uns fallen lassen möchten und was wir (zu recht) fürchten. Aber
vielleicht bin ich in diesen Fragen auch sehr befangen und übersehe gerade wesentliche
Aspekte.
Sie kennen gewiß das populäre Bonmot es gäbe ein Leben
vor dem Tod. Daraus darf man sicher schließen, daß mit der Unerbittlichkeit nicht zu
spaßen sei. Sehe ich mich gerade um, fällt mir auf, daß in letzter Zeit auf höchst
unterschiedlichen Terrains derbe Scherze getrieben wurden.
Ob es dabei um unser aller Seelenheil geht oder um unsere
Lebensgrundlagen, die physischen und die wirtschaftlichen, das sind Monate erheblicher
Turbulenzen.
So wird zum Beispiel gehetzt, der Unfrieden geschürt.
(Quelle: "Der Standard")
Denn auch wenn es Leuten frei stehen muß, derlei Auffassungen zu haben oder sich etwa als
Kleriker so einer Vorstellung verpflichtet zu fühlen, wer derartige Zumutungen kundtut,
publiziert, nimmt den Unfrieden in Kauf, provoziert, nein: attackiert ganz bewußt. Das
ist Angriff. Ich stelle beruhigt fest, daß diese Leute, die "Piusbrüder", von
verschiedenen Seiten adäquate Antworten erhalten haben.
Auch der Papst ist in der Sache ein Stück zurückgerudert.
Und der in seinen Ansichten verblüffend jenseitig aufgestellte Bischof Gerhard Maria
Wagner hat mit einiger Larmoyanz zur Kenntnis nehmen müssen, daß er den Stand der
Debatte zum Thema Menschenwürde selbst unter seinen (potenziellen) Schäfchen nicht
ignorieren kann, denn die haben alles andere als ein Schweigen der Lämmer praktiziert:
>>Er habe "von Anfang an, als ich ernannt
wurde, natürlich den Widerstand gespürt", bekannte der Geistliche - er müsse
"auch ehrlich sagen, auf sehr oft unbarmherzige und lieblose Weise".<< [Quelle: APA]
Wenn einer schon sagt, daß er "ehrlich sagen"
müsse! "Also, ehrlich gesagt, ..." das ist eine Einleitung, auf die hin ich
mich stets wappne, daß etwas Unerfreuliches oder Dummes kommt. Aber wovon erzähle ich
denn nun auf dieser Seite?
Die Kunst hat keine Verpflichtungen. Darüber besteht seit
der Renaissance ein recht breiter Konsens. Aber sie stellt Mittel, die ich in meinen,
unseren Händen finde, mit denen wir einander erzählen können, was uns ausmacht. Denn
das scheint im Trubel so lebhafter Zeiten leicht aus dem Blickfeld zu geraten.
Juni
2006Die
Messer und Hämmer von Jasenovac.
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