8. Februar 2009

Kurz war es auf sehr schöne Art Winter mit etwas Kälte und sehr griffigem Schnee. Jetzt regnet es, was mindestens besagt, daß die Kälte abgeklungen ist. Heuer hat mir der Schnee besser gefallen, obwohl ich ihn sonst immer in die Berge wünsche, wo die Schifahrerei sich ereignet; hier in der Stadt erscheint er mir meist überflüssig.

log1300a.jpg (30179 Byte)

Im nahen "Museum im Rathaus" ist heute wohl Ruhetag, bei mir nicht. Die kommende Ausstellung ist mit allerhand Ecken ausgestattet, an denen zugegriffen, gespielt werden darf. Im gestrigen Eintrag war schon zu sehen, was da alles möglich wird. Wetterunabhängige Optionen: [link]

Cut!

Aufräumen zur Entspannung? Abbau der Berge von Notizen. Die folkgende Notiz stammt von einem Arbeitstreffen, nein, Arbeitsessen in Weiz. (Das 2009er-Jahr hat kaum begonnen, da sind erste Weichenstellungen für Kunstprojekte im 2010er-Jahr fällig; siehe "next code" log #115!)

log1300a.jpg (12256 Byte)

Ich staune, daß etwas "gekräutert" sein kann. Ein kurioser Beleg, wie dynamisch Spreche eben ist. Wobei ich vermute, daß "gekräutert" im Rang von Jargon bleiben wird. Aber es ergibt eine amüsante Vorstellung, daß dieses Wort auch auf andere Lebensbereiche angewandt werden könnte.

Cut!

Ich hab gestern notiert: "Die Kunst und sozialer Rang. Status." (Dazu auch einige Reflexionen unter "next code" log #117!) Wir haben uns angewöhnt, das Kunstfeld mit "höheren Werten" zu assoziieren. Ein Echo der Zeit großbürgerlicher Emanzipation gegenüber den (damals) alten Eliten, als die Idee aufkam, Kunst habe "Wahres, Gutes und Schönes" zu promoten, habe "erbaulich" zu sein.

Die Kunst bietet kein Heilsversprechen und das Kunstfeld ist natürlich auch kein "Hort des Edlen". Wo manche bevorzugen, in dieser Profession an einem "Spiegel der Gesellschaft" zu arbeiten, wird schon eher deutlich, womit wir es eigentlich zu tun haben: Auf diesem Feld finden wir uns mit allem ein, was man in dieser Gesellschaft findet.

Genau all das kommt dann auch direkt oder indirekt, ober- oder unterschwellig zur Wirkung, wenn wir uns in größeren Zusammenrottungen etwas vornehmen. Das äußert sich zum Beispiel so, daß mich eine Kollegin in Gesellschaft ausdauernd bearbeitet, wie sehr ihr Harmonie wichtig sei und daß ich aufhören solle, diese Harmonie zu stören. Eben diese Kollegin kann mich dann aber, wo wir in einer Sache Dissens haben, am Telefon ausdauernd anbrüllen. Harmonie für grobe Klötze, möchte ich annehmen. (Ich liebe es, daß es unter Kunstschaffenden so "menschelt", was dann aber in höchst einfallsreichen Verkleidungen daherkommt.)

Warum gerade auf dem Kunstfeld solches Gedränge unter der Fahne der Aufrichtigkeit? Warum gerade hier Gesinnungsakrobatik und Moraltrompeterei? Das will noch genauer betrachtet werden.

Cut!

Moraltrompeterei? Interessantes Thema. gestern war in der "Kronen Zeitung" nebenstehende Post zu finden.

Und wir möchten Muslime verpflichten, sich formell zur Demokratie zu bekennen? Lustig!

Also: Ein "Staatspräsident" (Vatikan) und Generaldirektor der ältesten Firma der Welt, einer globalisierten Company längst ehe "Globalisierung" als wirtschaftliche Kategorie verstanden wurde, ist nur seinem Schöpfer Rechenschaft schuldig.

log1300c.jpg (19204 Byte)

Das Herzchen aus Unterjamming träumt sich da einen Diktator, welcher zwar über politische und wirtschaftliche Macht verfügt, außerdem spirituelle Autorität beansprucht, aber keiner weltlichen Instanz Rechenschaft schuldig wäre. Das ist eine ziemlich gruselige Vorstellung.

Genau dieser "Staatspräsident", Generaldirektor und spirituelle Wegweiser hat durch die Aufhebung der Exkommunikation von Richard Williamson einem Holocaust-Leugner in einer großen Geste Referenz erwiesen. Das ist natürlich gleichbedeutend mit der Legitimation solcher Haltungen.

Ist es denkbar, daß ein derart erfahrener und smarter Kleriker wie Ratzinger in so ein Debakel blind hineinrennt, von den Ereignissen überrascht wird? Ist es denkbar, daß er nicht wußte, woran er da rührt? (Das halte ich für ab-so-lut ausgeschlossen.)

log1300d.jpg (14741 Byte)

In "Der Spiegel" war nun zu lesen, daß Williamson sich Zeit nehmen möchte, um zu prüfen, was im allgemeinen historischen und politischen Diskurs längst als geklärt gilt. So eine verblüffende Chuzpe habe ich von Leuten dieses Ranges lange nicht mehr wahrgenommen.

Williamson hat damit die Aufforderung des Papstes, in der Holocaust-Frage zu "widerrufen", recht deutlich beantwortet und sagt damit zugleich a) "Ihr könnt mir gar nichts!" und b) "Der Holocaust darf und muß bezweifelt werden." Bei der "APA" hieß es vor einigen Tagen:

log1300e.jpg (22931 Byte)

Wir haben also nicht nur auf nationaler Ebene vaterländische Eiferer im Parlament, deren Denken in einer deutlichen Kontinuität auf die Nazi-Barbaren verweist, wir haben im Namen der "Europäischen Werte" auch international hochkarätige Antisemiten auf dem Set, die Opfer des Holocaust und deren Angehörige verhöhnen, die den blutbefleckten Epigonen dieses Denkens außerdem erhebliche Legitimation verschaffen.

Mai 2007

Liechtenstein ist ja kein richtiger Staat. Das ist eine Familiengeschichte.

[Hinfällige Notizen] [***]


[kontakt] [reset] [krusche]

6•09