7. Februar 2009
Fluxus-Künstler Detlev Hartmann in meinem
Spielzeugauto-Setup. (Links Sigrid Meister, die Kustodin des "Museum im
Rathaus".) Was wird das? Es ist ein Lokalaugenschein. Hartmann wird im kommenden
Frühjahr eine große Personale in Gleisdorf haben, die auf mehrere Orte verteilt gezeigt
wird. Was für eine schöne Entwicklung, daß relevante Gegenwartskunst in der Stadt immer
kontinuierlicher ihren Platz hat.
Im vergangenen Sommer hatte ich Hartmann gemeinsam mit dem
Kunstsammler Erich Wolf besucht. (Siehe den Eintrag vom 8. August 08!) Eine abenteuerliche Wanderung durch die Lagerräume und
das Werk des Künstlers. Ein Sprechen über die Kunst mit einem, der seinem Thema offenbar
reinen Herzens gewidmet ist.
Der Arbeitstag hatte gestern mit der üblichen Fotosession
im "Zwergenstudio" begonnen, denn das Bildmaterial muß verfügbar sein, bevor
die Stücke im Museum unter den Glassturz kommen. Der "Auswärtsjob" begann dann
aber erst einmal mit einem Probelauf auf dieser Rennbahn aus der Sammlung des Gleisdorfer
Kulturreferenten Hannes Felgitsch. Eine "sentimental journey", denn ich hatte
sowas zuletzt vor mindetsens 40 Jahren gemacht.
Es ist natürlich eine Verspieltheit und ein Spiel der
Emotionen. Es ist aber auch Stoff, um damit Sozialgeschichte und Technologiegeschichte zu
erzählen, anschaulich zu machen. Spielzeug wurde mindestens seit dem späten 18.
Jahrhundert benutzt, um den Kindern die Erwachsenenwelt zu verkaufen und um über die
Kinderstuben den Eltern technologische Neuerungen nahezubringen.
Das sind außerdem alles kleine
"Erinnerungsmaschinen". Es funktioniert wie mit Düften und Musikstücken, die
plötzlich ein Assoziationsereignis auslösen können und versunkene Erinnerungen
hochschwemmen. Kommenden Donnerstag wird eröffnet. [link]
Cut!
Die Kunst. Das Erzählen. Assoziationsereignisse auslösen.
Ich fühle mich diesen Dingen nicht bloß als Professional verpflichtet, viel mehr noch
bin ich leidenschaftliches Publikum und Verehrer der Meister. Daraus resultiert dann auch
die endlose Wiederholung von Betrachtungen. Wie etwa des Filmes "Night On Earth" von
Jim Jarmusch.
Ich denke, sogar wenn man Anfälle von Pessimismus hat,
reißt einen dieser Film herum. Für Frohgemute ist er ohnehin ein pures Vergnügen, das
einen etwa mit Roberto Begnini auf eine irrwitzige Taxifahrt durch Rom schickt. Jarmush
verbietet übrigens die Synchronisation seiner Filme, was eine eigentümliche Qualität
ergibt, denn diese Episodensammlung reicht in den Geschichten bis nach Helsinki, wo eben
ziemlich Fisnnisch gesprochen wird.
Cut!
Die Kunst und sozialer Rang. Status. Ich hab gerade ein
paar energische Impulse erhalten, um zu begreifen, was es damit so alles auf sich hat. Was
mir zu begreifen hilft, welches merkwürdige Ringen sich auf diesem Feld manchmal ergibt.
Gelegentlich sind Vorgänge etwas schwer zu begreifen.
Warum so oder so gehandelt wird. gerade auf diesem "Feld des Ideellen"; aber
eben nicht des "Idealistischen", obwohl dieses Phantasma gerne
strapaziert wird.
Künstlerische Praxis mag ganz privat als Möglichkeit der
Erbauung genutzt werden, als Weg, dem eigenen Lebensalltag bestimmte Qualitäten zu
verschaffen. Oder eben als zentrales Ereignis einer Profession. Dort sind die ideellen
Anteile des Tuns meines Erachtens etwas eher Privates. Nach außen gerichtet geht es denn
um Professionalität, angemessenes Projektmanagement und eine Menge jener Kompetenzen, die
eben im Geschäftsleben sich bewährt haben, damit einer sein Brot verdienen kann. Das
scheint doch recht einfach und klar zu sein, müßte sich begreifen lassen.
Die Praxis, wie ich sie nun auch bei "kunst O.ST" erlebe, zeigt
manchmal ganz andere Seiten. Was mach ich denn mit einem Kerl, der mir mit Drohgebärden
anrückt, weil ich ihn befrage, was jetzt -- nach ein paar Monaten Arbeit auf der
administrativen Ebene -- an ersten Ergebnissen vorliege?
Was mach ich mit einem Kerl, der für ein großes Vorhaben
die Pressearbeit übernommen hat, aber schriftlich keinen geraden Satz herausbringt und
sein mehrmonatiges Engagement darin erschöpft hat mit "Die ganze Woche" Kontakt aufgenommen zu haben?
Genau! Ich mache mir Gedanken über die Fragen von Rang und
Status, gesellschaftliche Hierarchien und wie, vor allem womit man sich da seine
mögliche Position sichern kann, sobald einem klar wurde, daß die Wunschposition
unerreichbar bleibt. Von den Schlüssen dieses Nachdenkens werde ich hier noch erzählen.
Februar
1998Verlust
der alten Gewißheit als lang erwartete Ankunft.
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