Leader-Kulturkonferenz
Donnerstag, 29. Jänner 2009
18:00 Uhr, Forum Kloster, Gleisdorf
[Details]
Das Grazer Stadtmuseum im Advent. Ganz links Autorin Birgit Pölzl in Warteposition, wo
ein Tänzer ihr erst den Tisch demontiert und danach der Saxophonistin das Tischtuch ins
Instrument gestopft hat.
Danach: Über einigen Gläschen Punsch, die uns im Unklaren ließen, ob
sie nun Alkohol enthalten haben oder nicht, fand im Stehen eine kleine
"Vorauskonferenz" statt, da uns ein grundlegender Konsens-Check dringend nötig
erschien. Wer "uns"?
Gerald Gigler von der Abteilung
16 des Landes Steiermark, zuständig für die steirischen Leader-Regionen, Iris
Absenger, die verantwortliche Managerin der Energie-Region Weiz-Gleisdorf und ich ("kunst O.ST-Labor"). Es ging um eine
Überprüfung der Übereinkünfte zu den Grundlagen einer Kulturkonferenz, die Ende
Jänner 2009 in Gleisdorf stattfinden soll.
Wir haben an diesem späten Nachmittag im Zusammenstehen jene drei
Ebenen repräsentiert, auf denen beim Jänner-Treffen herausgefunden werden soll, welche
Art von dazwischen liegenden Querverbindungen vorstellbar ist und was sich daraus
allenfalls an praktischen Schritten für weitere Vorhaben ableiten läßt.
Das bedeutet:
+) Gigler für das Land Steiermark = eine der Ebenen.
+) Absenger für eine der 19 steirischen LEADDR-Regionen = eine andere Ebene.
+) Krusche als Künstler und Projektant für die sozikulturelle
Basis = eine dritte Ebene.
Da bei "Ebenen"
gerne eine Hierarchie gedacht wird, die hier kontraproduktiv wäre, könnte man auch statt
von Ebenen gut von Feldern oder Terrains" sprechen. Begegnung in Augenhöre!
Es scheint, daß wir nun für den Ausgangspunkt dieser Geschichte
hinreichende Übereinkunft haben: Im günstigsten Fall wird daraus eine Art
Konferenz in Permanenz hervorgehen, die als Reise durch die
Regionen angelegt sein kann. Keine Instanz der "Verkündigung kultureller
Weisheiten", sondern eine Einladung, sich über Formen der best practice
zu verständigen.
Wir gehen auf eine Kulturkonferenz
zu, die eine interessante und komplexe Situation zum Ausgangspunkt hat. |
|
Da sind also jene drei Felder, die einerseits jeweils
intern Verständigungsschritte zu erledigen haben, andrerseits Verständigungslinien zu
einander/nach außen zu suchen haben.
Dabei würde, wie erwähnt, eine hierarchische Ordnung dieser Felder zu
einander keinen Sinn ergeben. Auch wenn es de facto im Bereich möglicher Finanzierungen
eine Entscheidungs-Hierarchie gibt, die aber meines Erachtens kein
Hierarchie-Problem aufwirft, sobald inhaltlicher Konsens besteht, der ja erste
Voraussetzung für jede Finanzierung ist.
Es geht vielmehr um unterschiedliche Funktionsebenen bzw.
Funktionsfelder, auf denen jeweils Aufgaben zu bewältigen sind, die zu einander eine
komplementäre Beziehung ergeben können.
Die drei Felder konkreter:
+) Die primären Akteurinnen und Akteure der Bereiche
Kunst, Kultur und Soziales, das sind regionale Aktive vor Ort. Sie sind da und dort damit
beschäftigt, nun herauszufinden, ob sich gemeinsame Vorhaben/Synergieschritte für sie
lohnen. Dabei ist neuerdings ein eigener Fokus auf Gegenwartskunst zur Debatte gestellt
worden.
+) Die geschäftsführenden Personen (LAG-Leute) der 19 Leader-Regionen
in der Steiermark [link] wurden
eben von ihren übergeordneten Stellen eingeladen, da und dort Kooperationspotenziale zu
prüfen, die im Rahmen eines möglichen soziokulturellen Netzwerkes quer durch die
Steiermark auch der Gegenwartskunst ein
stärkeres Gewicht einräumen könnten.
+) Auf der Ebene des Landes Steiermark ist es nun erstmals zu einer
Kooperation zweier Abteilungen gekommen, die in diesem Zusammenhang Wirkung entfalten
möchten. Es geht um soziokulturelle Agenda, welche in den Regionen (unter anderem) der
Gegenwartskunst Wege bereiten:
-- Abteilung
16: Landes- und Gemeindeentwicklung (zuständige für LEADER)
-- Abteilung 9: Kultur
Soweit es den Kernbereich dieser neuen Kooperationspotenziale im
LEADER-Kontext betrifft, wie er durch die Sechs
Punkte von Gerald Gigler beschrieben ist, steht definitiv NICHT die
Kunstproduktion zur Debatte, ist also nicht die Finanzierung von Kunstproduktion
vorgesehen.
Es geht aber sehr wohl um strukturelle Bedingungen,
die der Vermittlung von Gegenwartskunst nützen, welche diese Vermittlung tragen können.
Und es geht um inhaltliche Verbindungen, also auch um gute Gründe,
der Gegenwartskunst mehr Raum und Bedeutung zu verschaffen. (In diesem Sinn sind
Kunstschaffende auf jeden Fall zur Mitgestaltung solcher Prozesse eingeladen.)
Dieser Arbeitsansatz hat eine fundamentale Begründung in der Tatsache,
daß es bei der Überwindung des alten Denkmodells Zentrum/Provinz
keinen Sinn ergibt, kulturelle Strategien aus den Zentren in die Regionen zu
übernehmen. (Eine derartige kulturelle Urbanisierung der Provinz
konnte schon Ende der 1980er-Jahre in den Diskussionen über Eigenständige
Regionalentwicklung kategorisch ausgeschlossen werden.)
Im Kielwasser der regionale (Projekt-Beispiel: "next code: divan"),
die 2008 erstmals in der Oststeiermark realisiert wurde, entstand nun ein neuer Ansatz, um
solchen Entwicklungen seitens der Kulturabteilung des Landes Steiermark mehr Rückhalt zu
verschaffen. (Das korrespondiert zeitgleich mit einschlägigen Optionen seitens der EU.
Siehe dazu "Aktionsprogramm Achse 4
LEADER"!)
Die von diesen Ebenen aus geäußerten Intentionen beziehen sich auf
einige Prinzipien, welche auf regionaler und auf Landesebene den Kommunen (von den
Landeshauptleuten) nahegelegt wurden. Im Rahmen des Vorhabens Regionext hat
das Prinzip bottom up, also: von der Basis ausgehend, hohe
Priorität. (Siehe dazu: "next code: log #17"!)
Das alles zeigt beispielsweise auch einige Resonanz mit den Intentionen
und Aktivitäten der Solidarregion Weiz. (Sie dazu "Die Krise annehmen") So
bestehen einige aktive Netzwerke mit kommunalen, sozialen und auch mit künstlerischen
Schwerpunkten. Die kommenden Kulturkonferenz ist ein Auftakt, um
herauszufinden, welche Arten von Querverbindungen und Kooperationen dabei sinnvoll und
wünschenswert erscheinen.
Gleichermaßen auf lokalen, regionalen und auch überregionalen Ebenen
...
Martin Krusche