kunst O.ST: labor #1

Kommendes Frühjahr runden sich zwei Jahre, daß Kultur- und Kunstschaffende regelmäßig an stets verschiedenen Orten zusammenkommen, um künstlerische,. kulturelle und kulturpolitische Optionen zu erörtern, teilweise in eine gemeinsam Praxis zu übersetzen, aber auch auf eigenen Wegen zu verbleiben.

Naturgemäß entstehen dabei erhebliche Kontraste, die zu ganz unterschiedlichen Projekten führen. Zum heutigen Zeitpunkt meine ich, der Bereich "Jahresschwerpunkt" hat sich im künstlerischen Festival konsolidiert, das heuer unter dem Titel "pomale" stattfand und kommendes Jahr als "auf.draht" realisiert werden wird.

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Ich habe derweil entschieden, den Hauptteil meiner Arbeitskraft auf einen Bereich zu konzentrieren, den ich (augenzwinkernd) "Forschung und Entwicklung" nenne. Es geht mir darum, auf unserem Terrain (Oststeiermark, jenseits vom Landeszentrum Graz) kulturelle Verfahrensweisen zu entwickeln und auszuloten, die ein Selbstverständnis rechtfertigen, auf der Höhe der Zeit zu agieren.

Ich möchte mit inspirierten Leuten daran arbeiten, diesen Anspruch einzulösen, in dem auch die negative Konnotation de Wortes "Provinz" weggewischt werden kann. Daß man mich oben (und auf der Cover-Page) im "Quantum Tunnel" von Victoria Vesna sieht, hat eine besondere Bedeutung.

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Vesna lehrt an der UCLA und arbeitet seit Jahren an der Verbindung von Kunst und Wissenschaft. Sie beruft sich dabei auf Buckminster Fuller, der schon in den 1930er-Jahren die Auffassung äußerste: "Je fortgeschrittener Wissenschaft ist, desto näher kommt sie der Kunst. Je fortgeschrittener Kunst ist, desto näher kommt sie der Wissenschaft."

Ich sehe das im Zusammenhang eines Kunstgeschehens des 20. Jahrhunderts, in dem es etwa für Kasimir Malewitsch ganz selbstverständlich war, sich als Künstler UND Forscher zu verstehen, entsprechend zu handeln.

Das steht im Kontrast zu anderen Kunstformen, bei denen so eine "Orientierung nach außen" nicht vorgesehen ist. Ich verstehe meine Position definitiv NICHT als GEGENPOSITION zu solchen Wegen, sondern sehe das als KOMPLEMENTÄRE Haltung in größeren Zusammenhängen.

Ich verschließe mich allerdings in meinem praktischen kultpolitischen Engagement weitgehend solchen Bereichen. Meine Präsenz als Künstler möchte ich als Teil von soziokulturellen Prozessen pflegen, die eben auch kulturpolitische Motive haben.

In zwei aktuellen "Schlüsselereignissen" dieses "kunst O.ST-Labors", beim ersten Round Table Kulturschaffender im Gleisdorfer "MIR" und bei meinem Input im Rahmen des "LEADER Kulturtreffens" im Grazer "Kunsthaus" habe ich das so formuliert:

>>Eine Kunst, die NICHT nach den Bedingungen der Kunst, also auch nach den Bedingungen des Lebens fragt, sei Einsiedlern und wohlhabenden Eliten überlassen. Solche Formen der Kunstpraxis faszinieren mich zwar gelegentlich, erreichen und berühren mich, aber ich würde mich als Bürger in der Region nicht stärker dafür engagieren, habe für meine verfügbare Kraft andere Prioritäten. (Also: Das ist KEINE Gegenposition, sondern Ausdruck einer Prioritätensetzung.)<<


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