kunst O.ST: zur debatte gestellt (seite #4) Die Krise annehmen
(Nicht schön reden, aber auch keine Panik verbreiten)
Diesmal fand der Runde Tisch, zu dem von der Solidarregion geladen wurde,
wieder in Gleisdorf statt. Initiator Fery Berger achtet auf laufende Akzente quer durch
die Energie-Region. Das Thema steht wuchtig zwischen uns. Geladene Fachleute
waren sich einig: Die Wirtschaftskrise ist da, aber die Menschen sollten nicht geängstigt
oder in Gefühle der Hilflosigkeit gedrängt werden.
Von links: Eustachius
Kreimer, Fery Berger und Christoph Stark
Verschiedene Stimmen aus Handel, Dienstleistung und Industrie betonten, daß gediegene
Bildung, gute Ausbildung und ein hohes Informationsniveau vorzügliche Mittel gegen
aktuelle Bedrohungen seien. Leider tönt dieser Ruf nach Qualifikation schon Jahre
zwischen den Störgeräuschen aus verschiedenen Schulbereichen, bis hin zu Universitäten,
die moderat ausgedrückt eine hohes Institutionsniveau nicht gerade
garantieren können.
Walter Gottfried vom AMS berichtete, die Arbeitslosenquote liege in der Region momentan
bei 2,7 %, das bedeute: Vollbeschäftigung. (Erst ab 3% Arbeitslosenquote spricht man
nicht mehr von Vollbeschäftigung.) Kollegen von Kammern und Gewerkschaft bestätigten,
man müsse zwar bei diversen Branchen mit Einbrüchen in der Auftragslage rechnen, aber
augenblicklich gebe es überhaupt keinen Grund zur Panik.
Es heißt, in der Baubranche seien die Auftragsbücher vorerst noch voll. (Bis
April 2009 sieht es gut aus. Aber der Tiefbau wird dann keine Konjunktur haben.) Die
Autobranche ist allerdings schon länger unter Druck. Demnach habe die Krise inzwischen
vor allem jene Arbeitskräfte betroffen, welche über Verleihfirmen (Überlasser)
eingesetzt waren. Wissenschafter Gero Jenner erinnerte daran, daß hier auch ohne die
aktuellen Bankenkrachs krisenhafte Entwicklungen angestanden hätten. Insider raunen, daß
man etwa bei Magna Steyr schon vor Jahren davon ausgegangen sei, das Jahr 2010 werde
sehr hart werden: Vom Kommen des Wellentals haben wir schon länger
gewußt, nicht erst heuer.
Von links: Erwin
Stubenschrott, Ingrid Lechner-Sonnek, Erich Schattauer und Gero Jenner
Andreas Schlemmer (WK) sagte über die Klein- und Mittelbetriebe: Die Situation
ist derzeit wesentliche besser als die Stimmung. Aber niemand kann einschätzen, was sich
im nächsten halben Jahr tun wird. Mehrere Fachleute meinten überdies: Wir
können noch nicht sagen, ob das kommende Konjunkturpaket des Staates greifen
wird oder nicht.
Jenner betonte: Ich finde es beruhigend, daß auch positive Prognosen da sind.
Es gab Zustimmung, daß Beschönigung zu meiden sei, aber Panikmacherei abgelehnt werden
müsse. Bei diesem Treffen wurde kritisiert, daß vor allem Medien vom Schüren der
Ängste durch Negativberichterstattung profitieren würden. Ein Vorwurf, den Thomas
Reiter, Chef der WOCHE, aufgriff und bestätigte: Die Zeitungen werden am meisten
gelesen, wenn es große Krisen gibt. Hier sei mehr Engagement für eine Ermutigung
der Menschen nötig, so der Tenor einer kurzen Debatte über solche Aspekte.
Landtagsabgeordnete Ingrid Lechner-Sonnek sagte: Ich will da die Politik nicht
schön reden, aber die Journalisten bringen halt am liebsten was, wenn gestritten wurde.
Gute Nachrichten seien daher nur schwer in die Blätter zu bringen.
Es gab ferner breite Zustimmung, jene Mittel hervorzuheben, die alle Menschen einer
Region selbst anwenden könnten, um die Wirtschaftskrise abzufedern. Es geht darum, die
Kaufkraft in der Region zu halten, bei heimischen Betrieben einzukaufen, wo immer das
möglich ist. Lechner-Sonnek strich hervor, es könne nicht darum gehen, jetzt
Mauern hochzuziehen, die Weltoffenheit sei eine wichtige Qualität. Aber die
Stärkung der Wirtschaft des eigenen Lebensraumes bringe neben den geschäftlichen auch
ökologische Vorteile. Denn ganz nebenbei wäre ja zu bemerken: Die momentane
Wirtschaftskrise ist ein kleines Problem gemessen am Klimawandel, dessen
Konsequenzen Schwierigkeiten auftürmen, die den Menschen noch nicht ausreichend bewußt
seien.
Zu diesen Debatten liegt nun auch eine Resolution der Solidarregion Weiz
auf, die den Titel Handeln wir! trägt. Eine Ermutigung zur
Selbstverantwortung, die unter www.solidarregion.at
im Internet zu finden ist.
core | home | mail
4907 |
|