Blatt #191 | KW 1/2022
Jahreswechsel II
[Vorlauf] Designer
Klaus Kapitza. Der Name wird vielen nichts sagen… Aber wenn ich
eine seiner populärsten Arbeiten nenne, bekommt man eine
Vorstellung. 1989 wurde in Deutschland bei der IAA Frankfurt der
BMW 850 präsentiert. Als Kapitza diesen E31 entwarf, war Claus
Luthe sein Boss. (Luthe hat etwa mit dem NSU Ro80 und dem VW K70
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Meilensteine
geschaffen.)
Der
BMW 850 im Kapitza-Desing (Foto: JanS, CC-BY-SA-2.5)
Kapitza, Jahrgang 1939, war von
1962-1968 Konstrukteur bei Steyr-Daimler-Puch, von 1968-1984
Designer der Ford-Werke Köln, ab 1977 auch in Sachen Formel 1
(Mc Laren) tätig. Kapitza wirkte ab 1984 als Abteilungsleiter
des BMW-AG Exterieur-Design München.
Kapitza-Zeichnung
Und wie kommt es, daß ich solche Blätter haben und bearbeiten
darf? Es sind Leihgaben von Ferdinand „Micha“ Lanner, dem Enkel
jenes Ferdinand Lanner, der seinerzeit für Altmeister Johann
Puch etliche Rennerfolge geholt hat und die Fahrzeugentwicklung
voranbrachte. Micha Lanner ist ein Mann von enormem Fachwissen
und Hüter eines atemberaubenden Archivs.
Ferdinand "Micha" Lanner in seinem Morgan Roadster
Im August 2019 hatte mir Lanner diese Unterlagen gebracht und
wir waren ein Weilchen auf Tour. (Lanners
Webarchiv) Im September darauf hatte mich übrigens Helmut
Oberzill zum Kopiloten seines Steyr XII gemacht. das erste
Großserienautomobil der österreichischen Mobilitätsgeschichte
und außerdem ein Modell, das auch Bert Brecht gefahren ist.
Siehe: Routen
#37!)
Steyr XII
Oberzill schrieb mir vor etwa zwei Wochen: „Seit dem Studium
des Buches ‚Automobiles Österreich‘ weiß ich, dass wir in
gewisser Weise seelenverwandt sind.“ Ja, das sind wir mit
Sicherheit.
Sie sehen, wie befassen uns hier mit
Technologie- und Designgeschichte, gehen dabei natürlich auch in
Praxisbereiche, in Schuppen und Garagen, mein „anderes
Atlantis“. Das betrifft übrdies "Volkskultur in der technischen
Welt". Was ist aber nun mit Kapitza? Im Jahr 2020 notierte ich:
„Hier der Kapitza-Entwurf Puch GTX Stadtwagen vom 18.8.1966,
freilich ohne jede Marktchance.“ [Quelle]
Ford
OSI
Dabei auch die Zeile: „Gerüchte besagen, der rare Ford OSI
sei davon beeinflußt.“ Ich hab dieses ungewöhnliche Coupé
in meinem Leben erst einmal live gesehen; in einem entlegenen
Winkel der Oststeiermark.
Das sind Zusammenhänge, wegen
derer ein OSI 20TS-Fahrer aus Köln mit mir Kontakt aufgenommen
hat: Ralf Ackermann. „Da ich mich über unsere OSI. IG für
alles interessiere was die Geschichte der Fa. Firma OSI angeht
und wir auch die Firmengeschichte rekonstruieren möchten, bin
ich im Zuge meiner Recherche auf Ihren Beitrag im
Austria Forum gestossen, in dem Sie die Fa. OSI erwähnen, in
Zusammenhang mit Herrn Kapitza, seinen Zeichnungen und seiner
Absage bei der Firma OSI. Das interessiert uns natürlich sehr.“
(Siehe dazu deren
Website Osicar!)
Was ich damit sagen will? Mit all
diesen Dingen, mit der Wissens- und Kulturarbeit, der Kunst, mit
dem Handwerk, auch in andren Lebensbereichen ist es so: Was
immer uns gelingt, ruht auf den Vorleistungen anderer Leute.
Niemand ist alleine schlau.
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