Blatt #114 | KW 35/2020

Schelchenberg VI

Roadster! Das ist ein eigenes und schönes Thema. Ich hätte das vorige Blatt schon so gewichten können. Der Austin-Healey Sprite, der MG A, auch der Ledl Buggy steht eigentlich in dieser Tradition. Das hieß ursprünglich: minimaler Aufwand. Ein offener Zweisitzer, eventuell ein Klappverdeck, eventuell Steckscheibe an den Seiten, Türen nur da, wo unbedingt notwendig. Das heißt Roadster... ein Begriff aus der Kutschenwelt; wie auch Buggy oder Runabout.



Lotus 2 Eleven

Hier paßt grade der direkte Vergleich, dieser Lotus und der Healey Frogeye, beide für den Rennsport bereitgestellt. Beim Healey sind wir ja noch im Sparkurs-Bereich. Das kann man dem Jaguar E-Type auf Blatt #109 nicht nachsagen. Der ließe sich natürlich ebenfalls auf Rennsport bürsten.

Der Lotus 2 Eleven, den ich nun zum zweiten Mal am Schelchenberg näher anschauen konnte (für Kleingeld nicht zu haben), hat von Haus aus diese Widmung, ist außerdem geschichtlich in der Welt britischer Roadster zuhause. Der kommt, wie erwähnt, vom Rennsport her.



Ferrari 488 Spider

Naja, gut, was heißt? Lotus ist Rennsport. Gründer Colin Chapman wird sich auch allerweil nach Geld umgesehen haben, denn das Entwickeln von Motoren und Fahrwerken verschlingt seit jeher astronomische Summen. Die Teilnahme an den Rennen auch.

Woher kriegt man Geld jenseits dessen, was der eigene Betrieb noch erwirtschaften kann? Banken. Sponsoren. Für beide muß man kreditwürdig sein, was sich mit Popularität und einem guten Image verstärken läßt. Also bringt es was, wenn man zusätzlich Straßenfahrzeuge anbieten kann, Kleinserien, die von geldiger Kundschaft geschätzt werden. Das bringt Kohle und Reputation.



Wiesmann Roadster

Auch diverse offene Ferraris stehen da natürlich auf anderem Terrain. Die heißen in den Freiluft-Versionen gelegentlich auch Roadster, aber eher noch Spider; wie der gelbe Ferrari 488 Spider, den ich auf der Zufahrtsstraße fotografiert hab. Kleinere italienische Cabrios werden auch Barchetta genannt, Schiffchen.

Niemand, der bei Trost ist, sagt zu all dem Cabrio. Naja, Golf Cabrio. Sowas gibt's. BMW Cabrio auch. Skoda Cabrio. Aber das ist eine andere Geschichte. Also. Zum Beispiel der Wiesmann Roadster. Die formale Kargheit. Fahrspaß. Aber hohes technisches Niveau. Eine deutsche Neudeutung des Themas. (Klar, das geht ins Geld.)



Panther Kallista

Ein besonderes Schätzchen hätte ich übrigens fast übersehen. Auf unseren Straßen sehr selten. Ich stand das letzte Mal vor Jahren im nordirischen Belfast vor so einem Roadster. Der britische Panther Kallista (aus der Grafschaft Surrey) stammt aus den 1980ern und wurde in bloß 1.750 Einheiten gebaut.

Wäre der Zweisitzer als Kurvenkratzerausgelegt, als Sportgerät, hätte er vermutlich Cycle Wings statt dieser durchgehenden Kotflügel-Trittbrett-Version. Aber dieses Auto hat bloß eine Zweck: etwas rauher Fahrspaß. Rauh deshalb, weil etwa jene Fahrwerke nicht mehr dem entsprechen, womit unsere Kinder aufgewachsen sind. Das ist schlicht an anderes Autofahren als heutige Optionen.



Porsche 356

An diesem Porsche 356 kann man in der Betrachtung natürlich nicht vorbei. Roadster pur. Besser würde bei dieser Karosserie noch die italienische Variante passen: La Barchetta. Die Barke. Das Schiffchen. Eine Designleistung des Aerodynamikers Erwin Komenda, der für Ferdinand Porsche bedeutende Arbeiten vollbracht hat.

Komenda hatte schon den VW Typ 1 ("Käfer") gestaltet. Suchen Sie im Internet nach seinem 356er Nummer 1, der 1948 im Kärntner Gmünd fertig war.
Dann Sehen sie, wie sich das formal zum zeitlosen 911er hin entwickelt hat; den Spyder 550 nicht zu vergessen, der mit James Dean unvergeßlich wurde ("Little Bastard"),. aber auch im Rennsport reichlich Reputation holte.



DKW Munga

Eigentlich wäre ja das "Mehrzweck-Universal-Geländewagen mit Allradantrieb", der Munga von DKW, gewissermaßen ebenfalls ein Roadster. Baujahr 1957, also knapp vor dem Puch Haflinger (1959) erschienen, aber keine Konkurrenz für den Unimog; und an den VW Iltis erinnern sich sowieso nur noch Experten. Doch bei Nutzfahrzeugen wie diesem deutschen 4WD-Gerät ist die Bezeichnung Roadster nicht üblich. Geländewagen stellen ein eigenes Genre.

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