Log #675: The Long Distance Howl 2018: Im fünfzehnten Jahr II
Das Projekt "The Long
Distance Howl" ist zwar ausgelegt, auf
den regionalen Lauf der Dinge Einfluß zunehmen, hat aber keine bestimmte Zielsetzung, ist
keinem vorab definierten Status gewidmet. Es drückt eine Konzeptkunst-Praxis aus, die
sich über einen Zeitraum von 20 Jahren einlösen soll. Als erstes Jahr dieses Prozesses
ist 2003 markiert. Es ist seither gewissermaßen eine Art "schwebendes Labor".
2014: Relevante Gegenwartskunst:
Jelena Juresa beim
Ausstellungsaufbau im Kontext 1914/2014
Das Jahr 2018 zeigt in aller Deutlichkeit, wie im
Lebensraum zwischen Gleisdorf und Weiz eine Ära geendet hat und Verfahrensweisen
restauriert wurden, die vor der Jahrhundertwende als überkommen gelten mußten.
Es dominiert der Top down-Modus, in dem sich Kräfte aus Politik und Verwaltung
berufen fühlen, die soziokulturellen Kräftespiele zu lenken. (Daß es zwischendurch auch
andere Haltungen zu finden gibt, versteht sich von selbst.)
Anders ausgedrückt, der regionale Status quo kommt einer
merkwürdigen Revision gleich. Eigenständige Kulturinitiativen, die nicht einfach den
Kommunen zuarbeiten, sondern -- umgekehrt -- ihre Themen selbst entwickeln, auf daß die
Kommunen sie dabei unterstützen, sind offenbar aus der Mode gekommen.
Ein Modus wie der von Dorf 4.0 gehört zu den
Ausnahmen, nämlich strikt dem Bottom up-Prinzip verpflichtet, wie das bei Regionext
einst Bedingung war, bei den Lokalen Agenda 21 ebenso, heute auch bei LEADER
gefordert ist. Das heißt, Projekten sollten mindestens von der zivilgesellschaftlichen
Basis ausgehen, innovative konzeptuelle Ansätze zeigen. Das wurde im Kulturbereich eher
zum Fall fürs Museum.
Die Prinzipien sind klar formuliert und in folgenden
Punkten festgelegt: "Territorialer Ansatz, partnerschaftliche Ansatz, Bottom-up
Ansatz, Multisektoraler Ansatz, Innovativer Ansatz sowie Kooperation und Vernetzung"
[Quelle] (Warum sie oftmals nur leere Worte bleiben, dürfte in der
zeitraubenden, prozeßhaften Arbeit liegen, ohne die diese Prinzipien nicht einlösbar
sind.)
Handskizze zur Idee von extra einer
Million Euro
regionalem Kulturbudget [GROSSE ANSICHT]
Ab dem Jahr 2015 war unübersehbar, daß die Verwaltung in
Gleisdorf und in Weiz den Kulturbereich wieder dominieren würde und eine Art
"Begradigung" kultureller Entwicklungen durchsetzt. Damit hat sich in der
gesamten Energieregion Weiz-Gleisdorf ein Einfluß etabliert, welcher von vielen
Kulturschaffenden begrüßt und aufgenommen wurde. Der Nutzen ist klar: Wo Sichtbarkeit
vor Authentizität geht, ist es angenehmer, man läßt sich veranstalten, statt
selbst mit anderen Kreativen Arbeitsgemeinschaften zu formieren und anspruchsvolle
Projekte zu entwickeln, bei deren Umsetzung dann mit Politik und Verwaltung kooperiert
wird.
Es kann auch so gedeutet werden: Viele Kreative ließen
sich im regionalen Geschehen ab da wieder von den Kräften der Kommunen verwalten. Ein
Ansatz zur Autonomie, wie er den Beginn des ursprünglichen Kulturpakt Gleisdorf
kennzeichnete, war damit völlig aufgegeben.
Dieser Ansatz lautete in den wichtigsten Punkten: Kunst-
und Kulturschaffende erarbeiten eigenständig Themen und Projektvorhaben, organisieren
sich für größere Aufgaben in einem relevanten Maß. Die Kommunen docken erst da an,
begleiten und verstärken dieses Engagement. Also Bottom up statt Top down.
(Genau dieses Setting wurde inzwischen gründlich abgeschafft; offenbar in wechselseitigem
Einverständnis.)
KWW (Kunst, Wirtschaft,
Wissenschaft): "Woher kommt das Neue?" [QUELLE]
Der Autonomie-Modus in der Betonung von Eigenverantwortung,
und zwar nicht nur für die persönlichen Auftritte, sondern für ein gesamtes geistiges
Klima und kulturelles Geschehen in der Region, war eigentlich aus der Erfahrung mit Kunst
Ost genau so angelegt... Seinerzeit noch in der Schreibweise Kunst O.st und
in einigen Abschnitten als LEADER-Kulturprojekt realisiert.
Bis 2014 stammten übrigens alle Konzepte für diese
Entwicklung von Kultur.at, was niemand härter angefochten hat, als der damalige
Weizer Kulturreferent Christian Faul, der eine kulturpolitische Selbstbestimmung primärer
Kräfte mit allen erreichbaren Mitteln bekämpfte. (Siehe dazu: "Weg mit
Krusche!")
Im Teil I dieser
kleinen Reflexion war die 1991er Studie "Die Arbeit mit dem ganzen Leben"
erwähnt. Das klang auch im Titel einer kurzen Rückschau vom März 2015 an: "Über
die Arbeit am ganzen Leben". Der Tenor: "Bei Kunst Ost steht eine
Rückbesinnung auf regionale Basisarbeit an." Dort auch die Notiz: "Mit
einer Pressekonferenz der Gleisdorfer Abteilung für Kultur und Marketing wurde der
Kulturpakt Gleisdorf am 26. März 2015 endgültig von Kunst Ost abgetrennt."
Auf den 2015er Bruch in diesen Entwicklungen war mit einem
neuen Ansatz in Sachen Kulturspange zu reagieren. Siehe: [link] Doch die
"Gleisdorfer Revision" schien keine basisbezogene Kooperation mehr außerhalb
des Kulturpaktes zuzulassen. Die adaptierte Version der Kulturspange, Das KulturGeviert (Kunst,
Wirtschaft, Wissenschaft), blieb ebenso aussichtslos. Aus den vier möglichen
Bezugspunkten in der Kleinregion wurden drei, die sich nun schon über mehrere
Jahre in der Zusammenarbeit bewähren. Das ist das Setting von Dorf 4.0 mit dem
aktuellen Fokus auf die Genres Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst.
-- [The Long Distance Howl] [Dorf 4.0] --
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