log #382: kwwAuf dem Weg zu unserer zweiten Session [link] war im
Blickfeld: Jedes Metier hat seine eigenen Rituale, Codes, Jargons. Wenn Begegnung gelingen
und Kooperation greifbar werden sollen, müssen wir uns mit den jeweils anderen
Prioritätenlisten und Codes vertraut machen.
In einer Diplomarbeit von Martina Böck fand ich folgende
Passage, die einen brisanten Aspekt jener Fragestellung betont, mit welcher wir im Jänner
2012 auf ein Stück Klarheit kommen wollten:
>>Jeder kommuniziert und jeder weiß,
dass Kommunikation als Verständigungsprozess unser Leben gestaltet. Genauso ist uns
bewusst, dass es dabei häufig zu Missverständnissen kommt, weil wir es alle schon erlebt
haben. Aber ist uns auch bewusst, dass Kommunikation eine existenzielle Dimension
beinhaltet und unsere Identität erzeugt? Kommunizieren wir im Bewusstsein dieser
Dimension? Verstehen wir Ursache und Wirkung dieser Probleme?<<
[Quelle: Kommunikative Dimensionen
bei Patienten
mit seltenen Erkrankungen bzw. Kranken ohne Diagnose, 2009]
Bei der Session waren wir über äußerst verschiedene
Zugänge der Personen auf dem Podium zur Frage "Regionale Identität: eine
Illusion oder unsere Wirklichkeit?" vollkommen einig geworden, daß Identität
ein Prozeß ist, also auch Ausdruck einer Kommunikationssituation.
In einem früheren Abschnitt der Vorbereitungen notierte
Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov: "Ich wünsche mir, dass wir nach fünf
Abenden die wichtigsten Begriffe, die eine Kooperation zwischen Kunst, Wirtschaft und
Wissenschaft unverzichtbar machen, besprochen. Als erste sind das für mich: Regionale
Identität, Kreativität, Das Neue etc."
Es geht uns also um die Klärung von konkreten Inhalten
einiger Begriffe, die im regionalen Geschehen permanent auftauchen. So ist auch der
aktuelle Fokus greifbar geworden, den wir in unserer dritten Session genauer bearbeiten
wollen: "Woher kommt das Neue?" [link]
Das korrespondiert mit einer Fragestellung, die ich
kürzlich mit Otto Sapper erörtert habe. Sapper ist einerseits Nebenerwerbslandwirt, also
mit der agrarischen Welt gut vertraut. Andrerseits ist er Geschäftsstellenleiter der
WOCHE Gleisdorf.
Sapper kennt also die Wirtschaftstreibenden, auch deren
Befindlichkeiten. Mich hat im Gespräch mit ihm vor allem interessiert, ob es sowas wie "Unternehmergeist"
gebe, ob ihm auffalle, daß manche eine Geschick für das Neue hätten, andere es
vorzögen, nach Jahrzehnten immer noch meist das zu tun, was sie seit Jahrzehnten eben
tun.
Sapper sieht ganz klar, daß diese unterschiedlichen
Dispositionen auffindbar seien, manche Firmen sich stets "neu erfinden" würden,
andere im Lauf der Dinge eher dahintreiben.
Ich muß wohl kaum betonen, daß ich diese Polaritäten
auch unter Kultrschaffenden häufig finde. Manchmal ist es sehr irritierend, wie
antiquiert Leute handeln können, die sich selbst für eine Avantgarde halten. Da werden
wir also noch sehr interessante und lebhafte Erörterungen haben...
[kunst wirtschaft wissenschaft]
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