[Vorlauf] Ich habe diese Session
gemeinsam mit Sandra Kocuvan, der zuständigen Referentin der Kulturabteilung, absolviert.
Das bedeutet auch, "kunst ost", dieses erste LEADER-Kulturprojekt der
Steiermark, ist nicht als marginales "Provinz-Ereignis" eingestuft, sondern
steht in einem größeren Kulturkontext, der natürlich vorerst noch (wie diese
Veranstaltung zeigte) von "Zentrums-Projekten" dominiert ist.
Landeskulturreferentin Bettina Vollath
hat freilich schon mehrmals ein klares Augenmerk auf regionales Kulturgeschehen betont.
Günstiges Zusammentreffen: Was JETZT von der Landeskulturpolitik und von der Verwaltung
her zur Debatte steht, haben wir ab 2008 schon konsequent in Arbeit gehabt. Siehe:
Ich denke, diese Grazer
Session sollte für uns ein Impuls sein, die Vorhaben über (regionale) Grenzen noch
konsequenter in diese oder jene Praxis zu überführen und von hausaus einen
"europäischen Horizont" zu wählen.
Von der Verwaltung her besteht dafür
freie Bahn, sowohl die 16er- als auch die 9er-Abetilung des Landes haben uns im
LEADER-Kontext das orts- und regionsübergreifende Arbeiten ausdrücklich ermöglicht,
auch Auslandsbezüge als erwünscht dargestellt.
Etliche regionale Funktionstragende
gehen da mit uns mit. Andere bauen nun seit über einem Jahr Widerstände gegen solche
Entwicklungen auf; siehe dazu etwa Krusches Log #1588. Aber ich
denke, das wird sich erledigen, denn die Landespolitik macht mehr als deutlich, daß
völlig neue Modalitäten und Modelle erprobt werden können, sollen.
Ich hab von dieser Grazer
Veranstaltung ein Statement von Gabriele Russ (Leiterin der Abteilung 9 Kultur)
mitgebracht. Es ist vermutlich sinnvoll, regelmäßig sehr genaue Informationen
einzuholen, welche Entscheidungen in der Landespolitik getroffen werden und wie die
Verwaltung das umgesetzt sehen möchte. Da fehlt jetzt freilich noch ein wichtiger Punkt.
Wie stehen Kunst- und
Kulturschaffende zu all dem?
Das werden wir gewöhnlich nicht bei
solchen Veranstaltungen debattieren können. Ich habe deshalb die "Konferenz in Permanenz"
eingeführt, die kulturpolitischen Fragestellungen egwidmet ist; wo wir uns also damit
befassen, welche Entwicklungen bei uns auf welche Bedürfnisse und Ansprüche treffen.
Auf dem Foto von Franz
Sattler (von links): Christa Ecker-Eckhofen, Gerda Strobl,
Michaela Zingerle, Martin Krusche und Mirjana Peitler-Selakov
Wir hatten eben diese Weizer Session,
bei welcher der dortige Kulturreferent die kühne Behauptung vorbrachte (Originalzitat): "kunst
ost diktiert: Was ist Kultur in Weiz? Ja kann das sein, daß die Politik das aus der Hand
gibt?"
Na, wo gibt es das, falls er recht
hätte, daß man einem Gemeinderat, einer Stadtverwaltung und kommunalen Fachgremien von
außen etwas diktieren könnte? Noch dazu seitens kulturelle Freelancer. Sowas gibt es in
Österreich nicht. Außerdem sind wir nicht mit Weiz befaßt, sondern mit einer gesamten
Region, zuzüglich einiger Teile von Südosteuropa.
Der Weizer Funktionär sagte in meine
Richtung, unsere Diskrepanz kommentierend: "Niermand hat so viel Zeit sich
mitzuteilen." (Es ist freilich Teil meines Berufes als Schriftsteller, mich der
Welt schriftlich mitzuteilen.) Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov wandte ein: "Gottseidank,
daß es manchmal solche Situationen gibt, sonst wären wir nur Ausführende für ihre
Wünsche."
Der Politiker
erwiderte: "Nein, wir finanzieren eure Wünsche."
Interessanter Standpunkt! Als würde
der Mann sein Nationalratsgehalt für Kultur aufwenden. Nein, er finanziert natürlich
keineswegs unsere Wünsche, sondern wir realisieren Koproduktionen, die auch mit
öffentlichen Gelder kofinanziert werden; das sind ja nicht die Gelder eines
einzelnen Politikers. Der Mann wird sich also umsehen müssen, wie und auf welchen Wegen
man kulturpolitisch im 21. Jahrhundert ankommt.
Aus eben solchen Gründen und
Zusammenhängen, wegen des erheblichen Klärungsbedarfs, was denn Kulturpolitik auf der
Höhe der Zeit meinen kann, pflegen wir die "Konferenz in Permanenz".
Hier auf dem Foto jene Session, die vergangenen November in Gleisdorf stattgefunden hat.
Da debattierten wir mit Gabriele Gerbasits, der Geschäftsfürerin der IG Kultur Österreich. [Fortsetzung]