log #277: kunst ost

[Vorlauf] Ich habe diese Session gemeinsam mit Sandra Kocuvan, der zuständigen Referentin der Kulturabteilung, absolviert. Das bedeutet auch, "kunst ost", dieses erste LEADER-Kulturprojekt der Steiermark, ist nicht als marginales "Provinz-Ereignis" eingestuft, sondern steht in einem größeren Kulturkontext, der natürlich vorerst noch (wie diese Veranstaltung zeigte) von "Zentrums-Projekten" dominiert ist.

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Landeskulturreferentin Bettina Vollath hat freilich schon mehrmals ein klares Augenmerk auf regionales Kulturgeschehen betont. Günstiges Zusammentreffen: Was JETZT von der Landeskulturpolitik und von der Verwaltung her zur Debatte steht, haben wir ab 2008 schon konsequent in Arbeit gehabt. Siehe:

„Kulturfokus Energie-Region"
Energie-Region Weiz-Gleisdorf
(Ein Zwischenbericht)

Ich denke, diese Grazer Session sollte für uns ein Impuls sein, die Vorhaben über (regionale) Grenzen noch konsequenter in diese oder jene Praxis zu überführen und von hausaus einen "europäischen Horizont" zu wählen.

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Von der Verwaltung her besteht dafür freie Bahn, sowohl die 16er- als auch die 9er-Abetilung des Landes haben uns im LEADER-Kontext das orts- und regionsübergreifende Arbeiten ausdrücklich ermöglicht, auch Auslandsbezüge als erwünscht dargestellt.

Etliche regionale Funktionstragende gehen da mit uns mit. Andere bauen nun seit über einem Jahr Widerstände gegen solche Entwicklungen auf; siehe dazu etwa Krusches Log #1588. Aber ich denke, das wird sich erledigen, denn die Landespolitik macht mehr als deutlich, daß völlig neue Modalitäten und Modelle erprobt werden können, sollen.

[official bootleg: video-clips]

Ich hab von dieser Grazer Veranstaltung ein Statement von Gabriele Russ (Leiterin der Abteilung 9 Kultur) mitgebracht. Es ist vermutlich sinnvoll, regelmäßig sehr genaue Informationen einzuholen, welche Entscheidungen in der Landespolitik getroffen werden und wie die Verwaltung das umgesetzt sehen möchte. Da fehlt jetzt freilich noch ein wichtiger Punkt.

Wie stehen Kunst- und Kulturschaffende zu all dem?

Das werden wir gewöhnlich nicht bei solchen Veranstaltungen debattieren können. Ich habe deshalb die "Konferenz in Permanenz" eingeführt, die kulturpolitischen Fragestellungen egwidmet ist; wo wir uns also damit befassen, welche Entwicklungen bei uns auf welche Bedürfnisse und Ansprüche treffen.

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Auf dem Foto von Franz Sattler (von links): Christa Ecker-Eckhofen, Gerda Strobl,
Michaela Zingerle, Martin Krusche und Mirjana Peitler-Selakov

Wir hatten eben diese Weizer Session, bei welcher der dortige Kulturreferent die kühne Behauptung vorbrachte (Originalzitat): "kunst ost diktiert: Was ist Kultur in Weiz? Ja kann das sein, daß die Politik das aus der Hand gibt?"

Na, wo gibt es das, falls er recht hätte, daß man einem Gemeinderat, einer Stadtverwaltung und kommunalen Fachgremien von außen etwas diktieren könnte? Noch dazu seitens kulturelle Freelancer. Sowas gibt es in Österreich nicht. Außerdem sind wir nicht mit Weiz befaßt, sondern mit einer gesamten Region, zuzüglich einiger Teile von Südosteuropa.

Der Weizer Funktionär sagte in meine Richtung, unsere Diskrepanz kommentierend: "Niermand hat so viel Zeit sich mitzuteilen." (Es ist freilich Teil meines Berufes als Schriftsteller, mich der Welt schriftlich mitzuteilen.) Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov wandte ein: "Gottseidank, daß es manchmal solche Situationen gibt, sonst wären wir nur Ausführende für ihre Wünsche."

Der Politiker erwiderte: "Nein, wir finanzieren eure Wünsche."

Interessanter Standpunkt! Als würde der Mann sein Nationalratsgehalt für Kultur aufwenden. Nein, er finanziert natürlich keineswegs unsere Wünsche, sondern wir realisieren Koproduktionen, die auch mit öffentlichen Gelder kofinanziert werden; das sind ja nicht die Gelder eines einzelnen Politikers. Der Mann wird sich also umsehen müssen, wie und auf welchen Wegen man kulturpolitisch im 21. Jahrhundert ankommt.

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Aus eben solchen Gründen und Zusammenhängen, wegen des erheblichen Klärungsbedarfs, was denn Kulturpolitik auf der Höhe der Zeit meinen kann, pflegen wir die "Konferenz in Permanenz". Hier auf dem Foto jene Session, die vergangenen November in Gleisdorf stattgefunden hat. Da debattierten wir mit Gabriele Gerbasits, der Geschäftsfürerin der IG Kultur Österreich. [Fortsetzung]

[Festival-Doku] [kunst ost]


coreresethome
19•10