log #214: kunst ost Es ist eine wichtige Wegmarke. Gleisdorfs Bürgermeister Christoph
Stark hat auf seiner Website eine Notiz angebracht, deren Gehalt eine mehrjährige
Vorgeschichte hat und nun innerhalb weniger Tage auf den Punkt kam. Das bedeutet, wir
hatten in der vergangenen Woche eine Kette von drei maßgeblichen
"Wenn-Dann-Situationen" auszusitzen. Die Notiz [Quelle] besagt:
Da es rund um uns auch sehr unerfahrene Leute gibt, die
gerne annehmen, "Der Krusche hat 400.000,- Euro abgezockt!", eine
kleine Erläuterung der Faktenlage. Der genannte Betrag ist ein verbrieftes POTENZIAL. Der
Modus des EU-leader-Programmes besagt:
+) Wenn das erklärte Projektteam es schafft,
pro Jahr 100.000 Euro zu akquirieren,
+) Dieses Geld widmungsgerecht zu verwenden und
+) beides, Geldfluß und widmungsgerechte Verwendung, nachzuweisen,
+) wenn das einer regionalen Prüfung und einer weiteren auf Landesebene standhält,
+) dann und NUR dann wird der vereinbarte Teilbetrag (Kofinanzierung!)
+) dem Projektträger HINTERHER überwiesen.
Ist das allgemein verständlich? Es liegen also nirgends
400.000 Euro für uns herum und warten auf Verwendung. Nur dann, wenn wir die
Gesamtfinanzierung schaffen und die Projektabwicklung keinen Grund zur Beanstandung gibt,
läuft diese Sache. Bei hohem Risiko, gegebenenfalls mit Rückforderungen konfrontiert zu
werden.
Zu diesem Deal gehört eine
"Verpflichtungserklärung", die die schon sehr nahe an "den Kontrakt
mit dem eigenen Blut unterschreiben" herankommt. (Das Dokument als PDF-Datei zum Download, 31 kb). Darin heißt es zum
Auftakt:
>>Ich nehme die
Sonderrichtlinie (SRL) des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft (BMLFUW), die - vorbehaltlich der Genehmigung des Programmes für die
ländliche Entwicklung 2007 bis 2013 durch die Europäische Kommission - die Grundlage
für die Maßnahme(n), an ...<<
Nein, das ist keineswegs ein Irrtum! Das Kulturprojekt "kunst ost" wird als
"leader-Projekt" realisiert und "leader+" ist ein
EU-Förderungsprogramm, das überwiegend der Landwirtschaft und generell dem ländlichen
Raum zugedacht ist. Deshalb sind wir im oben beschriebenen Geldfluß als höchster Instanz
der bundesweiten "Agrarmarkt Austria"
unterstellt.
Dieses gesamte Setup hat eine spezielle Konsequenz. Ich
weiß einerseits klare Gründe, warum die Bereiche Kunst und Kultur keineswegs bloß dem
Markt unterworfen sein dürfen. Es ist ein fundamentales Feld, in das der Staat ebenso
investieren muß wie in Bildung, Gesundheitswesen, Sicherheit etc.
Andrerseits ist DIESES Projekt, das 2013 unwiderruflich
endet, weil dann die Förderperiode von "leader+" zu Ende ist, keines
der Kunstförderung. Es KANN überhaupt nur eines der Kooperation sein, wie auch die
Auslegung der EU-Sonderrichtlinien durch zuständige Abteilungen des Landes Steiermark
besagt. (Siehe dazu: "Einige Grundsätze"!)
Ein Schreiben vom "Amt der Steiermärkischen
Landesregierung" nennt sehr genau, was wir ausgehandelt haben. Es geht um den Ausbau
und die Festigung jener "soziokulturellen Drehscheibe", an der ich nun seit
etlichen Jahren arbeite. Das dient zwar der Gegenwartskunst, doch die Kunst selbst ist
nicht der primäre Förderzweck.
Die konkrete Vorgeschichte hat ihren Auftakt Anfang 2006.
Ich hatte zu einem großen Vorhaben der LEADER-Region "Hügelland östlich von
Graz" einige Debatten über kulturelle Optionen geführt. (Siehe Log #13, KW 5.2006!)
Damals war schon skizziert, was wir Kunstschaffende damit zu tun hätten: [link]
Das Ingenieursbüro "Ingenos" hat mich in der Folge engagiert, um für sein Projekt im
LEADER-Kontext solche Optionen einzubringen. In Log #28 ist
nachzulesen, wie die Dinge auf den Punkt kamen. Die Basis des heutigen Status quo. Ein
Schreiben der Stadt Gleisdorf faßt die Themenstellung zusammen:
Sehr geehrter Herr Krusche,
die Ausschüsse Kultur&Bildung und
Wirtschaft-Marketing-Tourismus haben sich in zwei Sitzungen mit Ihren Projekten -- next
code, Spurband, Rathaus-Umbau -- die von Mag.Wolfgang Lidl vorgestellt wurden, intensiv
befasst ... [Quelle]
Beginn 2006, Ende 2009, der aktuelle Vertrag basiert also
auf fünf Jahren Entwicklungsarbeit, die strikt praxisbezogen war und nun in eine neue
Phase übergeht.
[kunst ost]
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