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Ich hab im vorigen Eintrag ein Gespräch mit dem Philosophen Erwin Fiala in einem Winkel am Rande des Stadtzentrums erwähnt. Wendet man aus dieser Position den Blick nach rechts, sieht man den ruhigsten Teil der Bürgergasse hinunter. An deren Ende steht die Marienkirche, neben der sich das Bezirksgericht befindet.

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Der Saum des Sonneschirmes, rechts oben sichtbar, gehört zu jenem kleinen Laden, wo ich gelegentlich gerne auf ein Dürüm vorbeischaue. Ich nenne Leute, die an solchen Orten ökonomisch Boden sichern, gerne "Avantgarden des Blühens". (Siehe dazu: "Markante Positionen" im Rahmen von "area8020_revisited"!)

Es ist oft so, daß in einem Stadtteil einheimische Geschäftsleute am Ende sind, die Orte an Lebendigkeit und Marktwert rasant verlieren. Dadurch gehen die Preise in den Keller, weshalb Immigranten eine Chance finden, dort ihre Geschäfte aufzumachen.

Das sind sehr oft Menschen mit einem Fleiß und einer Belastbarkeit, welche "unsere Leute" eher meiden. So geht es bei denen sieben Tage die Woche, wofür sich diese "Ausländer" oft auch noch Demütigungen gefallen lassen müssen.

Das meine ich mit "Avantgarden des Blühens". Durch außergewöhnliche Anstrengungen, die mitunter nicht gerade von meinen Landsleuten kommen, werden "entwertete Stadtteile" schließlich wieder aufgewertet und gewinnen so schließlich Attraktivität für Investoren und "bessergestellte Geschäftsleute".

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Solche Entwicklungen eines vorerst ökonomischen Niederganges einst florierende Viertel oder Straßenzüge geben auch oft der Kunst Chancen, über preiswerte Leerflächen im Ort neue Positionen zu erringen. (Siehe dazu aktuell: Bernhard Kobers "Weißes Rauschen"!)

Die Galerie "einraum" markiert augenblicklich die westlichste Stelle jenes "L für die kunst", das wir längerfristig bespielen wollen. Die oben beschriebene Passage bis hin zur Marienkirche schließt quasi "hinter" dieser Position an, verläuft gegen Westen, statstauswärts zu.

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Die aktuelle "Schokoladenkonferenz" im "einraum" ist übrigens einem Vorhaben gewidmet, das die Renovierung der Marienkirche ermöglichen soll, was rund eine halbe Million Euro verlangen dürfte. Eine Angelegenheit, mit der ich als "Randfigur" auch befaßt bin.

Was mag mich, der ich ein "praktizierender Heide" bin, bewegen, zu einem lokalen Projekt beizutragen, das dem Erhalt einer Kirche gewidmet ist?

Diese Gleisdorfer Filialkirche war für einige Jahrhunderte ein überregionaler Wallfahrtsort. Dazu gehörten zweitweise ein Bürgerspital, ein lateinisches Gymnasium, ein Piaristenkloster, auch eine Bibliothek. Das war also ein wichtiger Ort des spirituellen, kulturellen und sozialen Lebens.

Es sind genau solche Strukturen, wie auch immer man zur Institution stehen mag, der sie angehören, dank derer Leuten meiner Herkunft Zugänge zur Bildung und zur Kunst möglich wurden. Zum Gefüge meiner Motive gehört auch das Bedürfnis, in einem anregenden geistigen Klima leben zu können. Ich habe in meinem privaten Logbuch grade erwähnt, daß ich unter gebildeten Konservativen meist interessantere Gegenüber finde als unter so manchen großspurigen "Nonkonformisten": [link]

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Denn da darf ich ein Verständnis größerer Zusammenhänge voraussetzen, auch eine Kenntnis jener Kräftespiele, durch welche Entwicklungen des kulturellen Geschehens in diese oder jene Richtung gelenkt werden.

Es liegen kulturpolitische Denkanstöße darin, wenn einem auffällt, daß ein vormals geistiges und soziales Zentrum der Stadt heute vom Verfall bedroht ist und das Ende einer deklassierten Gasse markiert.

Damit meine ich unter anderem, es setzt eine wenigstens kursorische Kenntnis unserer Sozial- und Kulturgeschichte voraus, wenn fruchtbare Beiträge zu einer positiven kulturellen Entwicklung in der Stadt und in der Region entstehen sollen. Die GEGENWARTSKUNST bedarf solcher Umgebungsbedingungen, sonst hat sie kein lokales oder regionales Bezugssystem, um sich längerfristig entfalten zu können.

Das sind folglich keine "Solisten-Geschäfte". Wenn ich individuell (als Küsntler und Bürger) auf diesem Feld bestehen möchte, brauche dabei auch inspirierte Gegenüber, die weltanschaulich/politisch keineswegs in "meinem Lager" zu stehen brauchen.

Ganz im Gegenteil! Erst im Kontrast können sich meine Ansichten bewähren. Was ich mir bloß selbst zu beweisen hätte, wäre immer die schwächere Währung im Werden einer zeitgemäßen Demokratie, deren Basis eine plurale Gesellschaft sein MUSS.

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coreresethome
33•09