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Es ist ein glanzloser Winkel am Rande des Stadtzentrums, ein Platz, den ich sehr mag. Die Gebäude im Hintergrund zeigen sich recht verschlossen. Wo heute Kebab gegrillt wird, bestand davor eine kleine Bäckerei. Nichts Glamouröses an oder in dieser Kurve. Nur gelegentlich der überlaute Geräuschbogen, wenn ein Teenie sein Moped mit aufgebohrtem Auspuff um die Ecke schmeißt.

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Philosoph Erwin Fiala hatte sich zu einer kleinen Stärkung einladen lassen, die eigentlich ich gebraucht habe, denn mit ihm zu debattieren, dann auch noch über Niklas Luhmann, legt nahe, daß man in guter Verfassung ist. (Siehe dazu meine Notiz in "Krusches Logbuch"!)

Ich hab mich in einem vorigen Eintrag auf Luhmann bezogen. Es geht dabei um "Das soziale System Kunst", um Fragen warum es das geben soll, Kunst und einen Kunstbetrieb, wie ich das bei einem LEADER-Kulturmeeting auf den Tisch gelegt habe [link]; auch um Fragen der Wahrnehmung ("Aisthesis") und was es bedingt, damit wir unsere Wahrnehmung zu verfeinern vermögen. Das sind soziokukturelle Agenda.

Luhmann stellte fest: "Das Bewußtsein kann nicht kommunizieren, die Kommunikation kann nicht wahrnehmen." Wissen WAS man es tut und WIE man es tut ... Manche Menschen tun gerne so, als sei das eh klar und keine Erörterung dessen nötig.

Wer Kunst- und Kulturschaffende in diesem Sinne leichtfertig anficht, unterschlägt dabei, daß er oder sie zu solchen Anfechtungen intellektuell gar nicht in der Lage wäre ohne die kulturellen Leistungen einer Gesellschaft, die sich genau darin auf eben jene Kräfte stützt, welche hinterher dafür mitunter angegriffen werden. Da gibt es also laufend Klärungsbedarf.

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Ich sage es anders und bewußt polemisch: Ohne dieses kulturelle Feld und die dort vollbrachten Arbeitsleistungen säßen wir noch quietschvergnügt oder recht verängstigt im Neandertal. Wer also meint, einschlägige Investitionen seien rausgeschmissenes Geld, möge sein zeitgenössisches Gehirn bei der Garderobe gegen das eines Vorzeitmenschen eintauschen. (Damit kann man schließlich auch durch ein Leben kommen.)

Niels Werber von der Fakultät für Philologie an der Ruhr-Universität Bochum hat in einer Reflexion über Luhmanns Kunsttheorie ("Die Kunst der Gesellschaft") folgende Skizze verfaßt:

>>Ich möchte ein extensives Verständnis von Kunst vorschlagen, daß sich nicht auf den Kanon der Hoch-Kunst beschränkt, sondern Krimis, B-Movies und Pop einbezieht. Schließlich haben alle diese Gattungen das Eine gemeinsam, gleich an welches Publikum über welches Medium sie sich richten; sie unterhalten freie Zeit mit codierten Operationssequenzen, deren Beobachtung fesselt oder langweilt. In diesem Zuschnitt ist die Kunst keinesfalls ein "gesellschaftsstrukturell eher harmloses" Phänomen, auf das anders als im Falle von Recht oder Macht auch mal verzichtet werden könnte (326). Denn man stelle sich einmal vor, alle TV-Kanäle strichen ihre Unterhaltungsprogramme, alle Kinos schlössen ihre Tore, kein Sender übertrüge Musik oder Hörspiele, alle CDs, Kassetten und Platten wären defekt, keine Oper oder Theater spielten, alle Bücher zerfielen zu Staub - was geschähe dann mit unserer "Freizeitgesellschaft"? Es würde wohl nicht lange dauern, bis eine gelangweilte Hand das erste Ornament auf ein Blatt Papier gezaubert hätte, so daß die Evolution der Kunst von Neuem beginnen könnte. Würden nicht aus zeitvernichtendem Small-talk schnell literaturähnliche Formen entstehen? Wenn ja, dann geht es nicht ohne Kunst. Und dies ist der Sinn des Funktionsbegriffs in der Systemtheorie.<<

Es ist also keineswegs akzeptabel, wenn Kunst- und Kulturschaffende, die sich praktisch um solche Zusammenhänge bemühen, in kommunalen Geplänkeln leichtfertig diskreditiert werden. Ich bin in der Sache durchaus streitbar und ohne Hemmung, manchen gedankenlosen Klugscheißern bei Bedarf auch sehr heftig zurückzukommen. Es ist in der Sache nämlich auch im POLITISCHEN Sinne von DEFINITIONSHOHEIT zu reden. Gemäß der simplen Forderung: "Nennen Sie Ihre Gründe!"

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"Wenn ihr unbedingt streiten müßt, dann rrrrraus!" scheint Event-Managerin Kathi Mayr gerade zu sagen. Tat sie hier aber nicht. Der Zusammenhang ist im schon erwähnten Log #1429 dargelegt. Es ging hier um "gleisdorf. ein L für die kunst", womit wir stetig vorankommen.

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Es ist ein Pendeln zwischen lokaler und regionaler Praxis einerseits, der Metaebene und Sachdiskursen andrerseits, es ist zugleich ein Ausscheren zu internationalen Querverbindungen. Außerdem sind in der gesamten Sache, die hier noch ausführlicher dargestellt wird, laufend Jobs zu tun. "TEXDEM"-Autor Dieter Wenk schrieb in seinen Reflexionen über Luhmans Theorie:

>>Ob Kunst gelingt oder misslingt, überlässt er dem jeweiligen Betrachter und im Weiteren dem System Kunst, das sich in jedem Moment fragen muss, wie und wohin es weitergeht.<<

Doch an keiner Stelle wird behauptet, daß dies nur in den Landeszentren geschehen könne oder solle. Wir markieren hier einige Passagen in der Region, zu denen es heißen muß: "Provinz war gestern!"

P.S.:
Das geschieht (mit Verlaub!) auch gestützt auf Erörterungen der Sozial- und Zeitgeschichte dieses Landes. Siehe dazu etwa die aktuellen Lesetips!

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coreresethome
32•09