log #143: slow motion

Inhalte, Begriffe, Strukturfragen ... Wo die Gegenwartskunst nicht bloß Privatangelegenheit bleibt, sondern einer Öffentlichkeit und einem Publikum gewidmet wird, gibt es erheblichen Klärungsbedarf zur Verwendung schrumpfender Mittel aus öffentlicher Hand.

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Diesen Aspekten ist "slow motion" gewidmet, damit befaßt sich auch Michaela Zingerle (Mitte) von "styrian summer art". Journalist Franz Brugner hat ihren ersten "Kultur Open Space" via ("Kleine Zeitung") reflektiert: "Kulturszene setzt auf Vernetzung".

Ich hab schon erwähnt, daß Hubert Brandstätter seinerseits in Weiz ebenfalls solche Grundlagen-Erörterungen begonnen hat. (Siehe: "Kleinen Zeitung": [link]) Wir teilen die Auffassung, daß derlei Debatten in öffentliche Diskurse eingebracht werden müssen. Brugner hob in seinem Bericht etwa hervor:

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Auf wenigen Feldern werden "Wahrhaftigkeit", "kritisches Denken" etc. so ausdauernd proklamiert, wie hier unter Kunstschaffenden. (Vielleicht überholt man uns darin noch im Reich der Theologie ;-))) Darum antwortet ja auch sofort ein anonymer "Insider" und rückt die Dinge zurecht ... nachzulesen auf der Zeitungs-Website:

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Ich fühle mich geschmeichelt, da doch der Rock & Roller in mir schon immer wußte: "money for nothing and chicks for free" ist die beste erreichbare Position in einem westlichen Männerleben.

Die populäre Spießer-Phantasie vom "Geld abholen ohne zu arbeiten" unterschlägt völlig, welche Qual im uninspirierten Nichtstun läge. Und das mit dem Geld, diesem Medium, welches stets in etwas ANDERES konvertiert werden will, weil es sonst nichts IST, bloß Papierfetzen und klimpernde Scheibchen, bleibt ein Nebenschauplatz, der sich als "Haupt-Location" aufdrängt. Auf jeden Fall in den Spießer-Phantasien, während mich eigentlich bloß interessiert, in WAS ich das Zeug einwechseln kann: Prozesse, Stoffe, Werke, guter Wein ... (Siehe dazu Krusches Log #1388 über Reisen, Wein und Video!)

Ich habe auf dieser Themenleiste in Log #141 notiert:
>>Es könnte mein Werk genügen, auch mein bloßes Wollen, es müßte gar nicht zwingend ein Werk geben, kein Vorzeigen, kein Beweisen. Das Kulturgeschehen im späten 19. und gesamten 20. Jahrhundert hat diese Optionen legitimiert.<<

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Im April des Vorjahres hatten wir diese Entwicklung mit dem Philosophen Erwin Fiala durchgenommen. [link] Zwei wichtige Positionen aus dieser Session:

+) Es gibt keinen Kunstbegriff, der generell durch die Zeiten anwendbar wäre.
+) Spätestens Duchamp hat ALLE Regeln der Kunst verworfen.

Wer vor diesem Hintergrund den kritischen Diskurs ausschlägt, wird darauf angewiesen bleiben, im eigenen Werk herausragend zu sein. Ansonsten bleibt wenig, worauf sich jemand stützen kann; im Anspruch auf Öffentlichkeit und öffentliche Mittel.

Im April 2008 fand auch jene Reise statt, von welcher diese Video-Miniatur stammt, in der ILA einige recht anregende Bemerkungen zur Kunst macht. Ein weiterer bescheidener Hinweis darauf, daß es unter Kunstschaffenden durchaus üblich ist, kritische Debatten über ihr Tun und dessen Bedingungen zu führen. "Geld abholen ohne zu arbeiten" ist dabei eher keine relevante Option ...

Ich bin neugierig, was an Inputs, Widerständen, auch Anwürfen noch daherkommen mag, wenn wir in der Region solche Fragen voranbringen: Wer spricht da, wenn von Kunst gesprochen wir? Und worüber wird dabei gesprochen?

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[slow motion: übersicht]


coreresethome
24•09