log #141: next code Selbstermächtigung. Künstlerin oder Künstler zu sein ist primär
ein Akt der Selbstermächtigung. Es bedürfte keiner weiteren Würdigung durch diesen oder
jenen Souverän, welcher den Status bestätigt.
Es könnte mein Werk genügen, auch mein bloßes Wollen, es
müßte gar nicht zwingend ein Werk geben, kein Vorzeigen, kein Beweisen. Das
Kulturgeschehen im späten 19. und gesamten 20. Jahrhundert hat diese Optionen
legitimiert.
Ich vermute, Buddhisten haben kein Problem, mit diesem
Stand der Dinge zurecht zu kommen. In meiner Umgebung fühlen sich aber etliche Leute
brüskiert, daß der eingangs vorgelegten Skizze zugestimmt werden kann und dennoch
jemand hören muß: "In der Debatte über Gegenwartskunst wirst du wahrscheinlich
nicht vorkommen!"
Ist das überhaupt wichtig? Muß man sich derlei zurufen
lassen? Ganz einfach: Das regelt sich über Selbstbewußtsein und Selbstverständnis. (Wer
wollte mir ausreden, was meine Überzeugung mir sagt?)
Wer allerdings bei anderen um Bestätigung, Legitimation,
Geld, was auch immer vorstellig wird, dürfte den Fragen nach Anliegen, Gründen und
Zielen nicht entkommen. Michaela Zingerle hat kürzlich nach Pöllau eingeladen, um in
einer "Open Space"-Veranstaltung den Fragen und Bedingungen der Kunst
konzentriert nachzugehen.
Dazu kamen Kunstschaffende, Leute aus
LEADER-Regionalmanagements und Mitarbeiterinnen des Landes Steiermark miteinander an die
Tische. Aus genau solchen Meetings entsteht zur Zeit eine Ahnung, daß die Verhältnisse
dieser Personen zueinander grundlegend anderer Art sein könnten als die von
"Bittstellenden" und "Gewährenden".
Im gleichen Zeitfenster hatte Hubert Brandstätter in Weiz
zu einer ähnlich gelagerten Runde gebeten. Da wie dort geht es nun längerfristig um
Begriffsklärungen, um das Bestreben, wieder etwas deutlicher zu machen, worüber jemand
redet, wenn über Kunst gesprochen wird.
Ich höre zugleich von einiger Unruhe unter jenen, die sich
außerberuflich mit verschiedenen Kunstformen befassen. Als wären sie zu solchen Debatten
gezwungen. Sind sie es? Sind sie es nicht? Es besteht allerhand Klärungsbedarf, wo
Ansprüche erhoben werden: Ansprüche auf Öffentlichkeit und auf öffentliche Gelder. Das
kann auf KEINEN Fall bedeuten, außerberufliche Kunstpraxis werde von den Kommunen
ignoriert oder herabgestuft. Ich denke eher: Im Gegenteil.
Von links: Sandra Kocuvan
(Kulturabteilung),
Angelika Vauti-Scheucher(Kulturservice) Gabriele Hagn (Kulturabteilung)
Aber die Kommunen waren schon VOR der greifbaren
Weltwirtschaftskrise ökonomisch zunehmend unter Druck geraten. Ihre offiziellen verlangen
also auch zunehmend nach guten Gründen, Geld in den Kunstbereich zu investieren, ganz
egal, ob das berufliche oder außerberufliche Felder betrifft.
Cut!
Im vorigen März hat Zivko Grozdanic, Leiter des "Museum für Gegenwartskunst" in Novi
Sad, Graz besucht. (Siehe dazu Krusches Log #1326!) Nun besuchten wir ihn vor Ort. (Links Kunsthistorikerin
Mirjana Selakov.)
Ein Land unter Blockade, dazu inzwischen ein Land, das zu
den ärmsten in Europa zählt. Welche Bedingungen sind da erreichbar, um der
Gegenwartskunst angemessene Positionen zu schaffen und zu sichern?
So eine Frage ergibt in Serbien Debatten ohne jede
larmoyante Tonlage, während ich zuhause unter Kunstschaffenden allerhand Sorgen und
Problemchen zu hören bekomme, welche Einschränkungen der österreichische Wohlstand hier
und da erleidet. (Ich kann mich nur wundern!)
In Petrovaradin ein Wiedersehen mit Nikola Dzafo, Rasa
Doderovic und Nikola Macura. Die "ART klinika"-Crew war Teil unseres
vorjährigen Beitrages zum Festival "steirischer herbst": [link] Man ahnt, wie wir getafelt
haben. Im Hintergrund die Türe zu Dzafos Atelier. Und gesamt die Erfahrung: Einige
Stunden am Ort eines Künstlers von Rang ergeben eine solche Fülle an Eindrücken und
Anregungen, daß das alleine für eine weitere Ausstellung oder Veranstaltung reichen
würde. (Reichen wird!)
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