Log #85
[Vorlauf] Drei Frauen mit Lebensgeschichten, die
südlich der vorhin erwähnten Militärgrenze begründet sind; von links: Irina
Karamarkovic aus dem Kosovo, Vera Ageljic aus Montenegro und Mirjana Selakov aus der
Vojvodina.
Die Kunsthistorikerin Selakov hat zur Gegenwart dieser Zusammenhänge den Input "Wer ist wem die Zukunft?"
verfaßt. Die Sängerin Karamarkovic hatte uns zur Eröffnung mit Liedern aus
Südosteuropa auf eine kleine Reise über den Balkan geschickt. (Die Dokumentation unserer
ersten Session wird HIER
Im Web aufgeblättert.) Ageljic war übrigens bei "next code: coffee" mit von
der Partie, hat da türkischen Kaffee und Ratluk für uns bereit gehalten: [link]
Das Wort "divaniti" steht unter anderem für die anregende Plauderei. Davon
war dieser Abend stark geprägt. Bis über die Sperrstunde hinaus. An diesem Tischchen von
(links): Die russische Künstlerin Lena Lapschina und ihr Landsmann, der Künstler Sergey
Yugov, der Tierarzt Karl Bauer und der Künstler Christian Strassegger.
Bauer gehört einem großen landwirtschaftlichen Betrieb an, der eine Dependence im
Kosovo hat. Und weil sich Bauer nicht bloß mit Rinderzucht befassen mag, engagiert er
sich auch für Kunstschaffende des Kosovo. Wenn nun alles gut geht, werden wir noch heuer
eine Ausstellung mit Werken aus dieser Region in Gleisdorf realisieren.
Strassegger werde ich dieser Tage gleich wieder treffen. Er zeigt unmittelbar neben mir
Arbeiten in den Hallen einer vormaligen Druckerei in Weiz. Seine Frau Nina, hier vor einer
"Wandmalerei" von Adriana Schatzmayr in eben diesen Hallen, hat die Ausstellung
"pur" organisiert.
Ich verzweige die aktuelle Gleisdorfer Station dort hin mit der Installation "gläserne sätze", die dem
Lager von Jasenovac gewidmet ist, einem düsteren Kapitel slawischer Geschichte, ohne
dessen Kenntnis man den jugoslawischen Sezessionskrieg nur schwer erklären könnte.
Cut!
Diese Sequenz stammt aus dem Film "Carmen" von Carlos Saura. Bewegender Beleg für ein Stück
"Orient" in Europa. Denn der Flamenco stammt aus Al-Andalus ... so nannten die
Mauren jenes Gebiet, das wir heute als Andalusien kennen.
Ich schätze, es wird Zeit für einen weiteren Kino-Abend, den wir uns bereiten
sollten. Ähnlicher Modus, wie wir ihn bei "Kinder des Olymp" hatten:
Bewegungsfreiheit, Essen, Wein ... siehe den Eintrag #15 im
"kunst O.ST"-Log!
Und weil "Carmen" ein etwas bedrückendes Ende hat, es neigen ja gar nicht so
selten Männer dazu, nach dem Messer zu greifen, wenn sie die sexuellen Obsessionen von
Frauen nicht unter Kontrolle kriegen, könnte dieser Abend von einem
"Doppelfeature" bestimmt sein und mit "Volver" von Pedro
Pedro Almodóvar ausklingen. Ein Film, in dem das Traurige von unbändiger Zuversicht und
Lebensfreude überlaufen wird.