next code: divan / note #12 Im Eintrag #10 habe ich
erwähnt, daß ich mir gerne genauer ansehen möchte, ob das Verhältnis von Legenden und
Stereotypen zwischen den USA und Mexiko etwas Vergleichbares hat zu jenen zwischen
"Westeuropa" und dem "Balkan".
Die Zuschreibungen in Ost und West sind ja höchst diffus geworden, während ein
Nord-Südgefälle im Wohlstand immer noch recht deutlich beschreibbar sein dürfte.
Ich hab mich im 5. Eintrag zu
"Steinerne Verhältnisse zum Tanzen bringen" auf Roman und Film "Die
Früchte des Zorns" bezogen. Da ist etwas in den Gesten und Motiven, die ich so aus
den Geschichten über Amerika kennen, nicht über Europa. Das hat freilich allerhand mit
den Dimensionen zu tun.
Der über Land gehende Tom Joad, man kann ihn oben im linken Teil des Bildes entdecken,
vermittelt eine Haltung, die ich eben bei einem anderen Amerikaner zu sehen meine; am
Singer-Songwriter Chuck le Monds.
Seine Herkunft, die Geschichten, die er
erzählt, wie er offenbar manche Dinge tut, seine Musik, all das klingt auf eine Art, wie
sie hierzulande nicht erwächst. Ich habe Chuck nach einem anderen Motiv befragt. Die
"Ost-West-Sache". Wie groß mögen die Unterschiede wohl sein, wenn man von der
Westküste Amerikas nach dem Osten blickt. Ressentiments? Barrieren? Ja, meint Chuck, die
Kontraste seien erheblich. |
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Wir soll man das nennen? "Binnen-Kontraste"? Man durchläuft
Zonen und meint in völlig anderen Ländern zu sein? Das "Völkische" als ein
Homogenes ist eben Phantasma. Es besteht immer die Möglichkeit, einen Lebensraum in
"Ost" und "West" auseinanderfallen zu lassen. Und weil ich das eben
etwas genauer betrachten, abklopfen möchte, hab ich Chuck gefragt, ob er sich auf einen
Abend für "next code: divan" einlassen würde.
Nicht nur, um uns einige seiner Songs hören zu lassen, auch um uns von
Kontrasterfahrungen zu erzählen. (Siehe dazu das kleine Feature in Eintrag #13!)
Cut!
Begegnungen. Dialog. Also: Augenschein. Auch: Intentionen offenlegen. Gründe nennen.
Auf das Verbergen verzichten. Um solche Zusammenhänge geht es, wenn sich hier rund um den
Begriff "Divan" einige Spuren legen lassen.
In Notiz #3 habe ich "Ausreißer"- Chefredakteurin
Evelyn Schalk erwähnt, mit der ich nun schon einige Zeit verschiedenen Fragen nachgehe.
So auch den Möglichkeiten in den Begegnungen, wo vor allem an heikle Dinge zu rühren
ist. Sie meinte dazu:
>>finde sowas ganz wichtig, die bereitschaft
zur auseinandersetzung mit menschen, sich einlassen können, im gespräch nahezukommen
versuchen - ist ein punkt, der für mich künstlerischen mit journalistischem und
soziologischem zugang verbindet. kann grundsätzlich nur fruchtbar sein, manchmal
braucht's schon auch mut dazu, von beiden seiten, ist aber essenziell!<<
Inwieferne das Gegenstand von Kunstveranstaltungen sein kann, inwieferne das Programm
sein kann, inwieferne das Wirkung in einer Region entfalten kann ... wichtige Fragen!
Die rühren zugleich an schon etwas antiquiert scheinende Kategorien: Bürgerliche
Öffentlichkeit. Öffentliche Diskurse. Ist sowas allein schon durch Medienpräsenz und
Medienanwendung gegeben? (Selbstverständlich nicht!)
In dem Zusammenhang, weil ich eingangs kurz Mexiko erwähnt habe, das ja --- wie
kurios! -- einen habsburgischen Kaiser hatte: Gäbe es das, eine "Bürgerliche
Öffentlichkeit", auch in einer weltweiten Dimension? Falls ja, warum wissen wir so
gut wie nichts über die Massaker an mexikanischen Indigenas?
Es sind bürgerliche Eliten als Teile eines globalen Geschäftslebens, die dafür
Verantwortung tragen. Und das ist schließlich auch unser Osten. Denn wenn ich
von Gleisdorf aus nur lange genug nach Südosten renne, schwimme, fliege, lande ich eben
in ... Mexiko.
Gut, ja, halt! Ich kann komplexe Themen nicht anpacken, indem ich sie restlos ausweite.
das ist unschaffbar. (Autsch! Ist das ein zulässiges Wort, dieses
"unschaffbar"?) Divan. Der Orient. Was? Na mindestens: Die Landeshauptmannschaft
der Steiermark war einst für die Militärgrenze zuständig, durch welche Das Reich der
Osmanen von dem der Habsburger getrennt wurde. Hier: Wir. Dort: Die Europäische Türkei.
Nun: Mexiko. Auch habsburgisch. Kurze Zeit. Ich lasse das für heute, weil ich dabei
selbst den Überblick verliere.
(Fußnote: Mein elektronischer Rechtschreibprüfer hat nun beharrlich versucht, aus
allem "Habsburgischen" in diesem Text etwas "Hamburgisches" zu machen.
Ein nettes kleines Exempel, wenn jemand fragen wollte, was denn mit
"Nord-Süd-Gefälle" gemeint sein könnte.)
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