Im Gebrüll des Mainstream überhört man leicht jene Töne
grundlegender Musiken Amerikas, die nicht von Lifstyle handeln. Sondern von Life. Das
Leben. Nein! Die Leben! Eine Vielfalt in harten Kontrasten.
Davon will erzählt werden. Weil jede menschliche Gemeinschaft zerbrechen würde, wenn
das Erzählen verstummen müßte. Ein Singer-Songwriter ist in diesem Chor bloß eine von
vielen Stimmen. Aber eine Stimme mit speziellen Möglichkeiten.
Weil Lieder einen besonderen Zustand verlangen. Und sehr verschiedene
Talente, die zuzsammenkommen müssen. Talente, die dem Suchen und dem Gefundenen, dem
Wissen und dem Zweifel, die all jenen unverzichtbaren Gegensätzen eine gemeinsame
Bedeutung geben. [I was a dreamer and determined to define my world as I saw it
to be or how I wished it to be.]
Seit Jahrtausenden haben wir diese kulturelle Tradition, daß wir eigentlich nicht
belehrt, sondern bewegt werden möchten. Wir wollen uns auf viele Arten berichten lassen:
Was ist geschehen? Davon handeln irgendwie alle leidenschaftlichen Erzählungen: Was ist
geschehen? Es meint: Was ist erlebbar? Und es flüstert: Was ist das Leben?
Wer achtsam hinhört, wird vermutlich feststellen: Wir verzehren uns nicht nach
bestimmten Antworten. Die Fragen vorzubringen und sie mit anderen Menschen auszutauschen,
davon handeln solche Momente. Während Antworten ... gewissermaßen im Leben selbst
liegen. Aber solche Momente handeln auch davon, daß die Fragen darin nicht aufhören. [Songwriting
supported my desire to define my world on my terms and it still does. I get to create a
world in my song.]
So ist das wohl ebenfalls mit den grundlegenden Musiken Amerikas. So entstehen immer
wieder neue Lieder. Die Menschen und die Schicksale sind zu verschieden als daß alles
schon ausreichend erzählt wäre. Verschiedenheiten. Wie sie schon die Kindheit von Chuck
le Monds geprägt haben. Beim Großstadtleben in St. Louis, Missouri. In der
Südstaatenstille von Maryland an der Ostküste. In der Entlegenheit der Apalachian
Mountains von Virginia. Auf dem Weg nach Wisconsin ...
Die Lieder dieser Musiken sind kein Ratgeber-Material. Um ein Beispiel aus
le Monds Kindheit aufzugreifen, wie man so auf einen Güterzug aufspringt, daß es sicher
gelingt, daß man nicht seine Beine auf den Schienen verliert, kann nicht erzählt, das
muß gezeigt werden. Wie es Chucks Vater mit ihm tat. [Of course, we spent
a lot of time around the train station and walking the train tracks.]
Wie aber ein Leben auf den Strecken sein mag, unter freiem Himmel, das wird nicht
gezeigt, das wird erzählt. Darüber wird gesungen. Die Lieder sind gewissermaßen Teil
eines mächtigen, klingenden Epos, in dem sich Menschen ihrer selbst versichern. Le Monds
scheint jemand zu sein, der auf diesem Weg sich selbst immer wieder ein anderer wird. Was
man an seinen Songs ablesen kann.
So klingen bei le Monds sehr verschiedene Genres an. Dieser weite Weg, etwa von den
Stationen am Mississippi River bis hierher, in die Oststeiermark, bleibt erahnbar. Wie le
Monds heute Songs schreibt und interpretiert, bleibt frei von folkloristischen
Versatzstücken. Das gelebte Leben ist in der Welt, die Lieder sind dessen Echo ... [I
never really chose to be a musician or to be a songwriter.]