6. Dezember 2016 Ich habe gestern zur Sprache
gebracht, daß sich diese Gesellschaft zunehmend an Vergnügungen erfreut, welche über
eine Hausordnung des Circus Maximus geordnet sein dürften. Konventionen, die im
Stil einer Arena der Antike bis zum zeitgemäßen Cage Fight reichen, bieten
offenbar jene Spannungsabfuhr, die von gestressten Menschen anders nicht geschafft werden
kann oder will.
Ich sehe in manchen Bereichen eine
galoppierende Brutalisierung unserer Gesellschaft. Dabei dürfen vor allem die Familie und
der private Haushalt als altbewährte Kampfzonen gelten. Kann das so stehenbleiben? Sollte
es wohl nicht. Wir erleben in politischen, aber auch banal alltagsbezogenen
Auseinandersetzungen längst wieder Formen des Schlagabtausches, die dem zivilisatorischen
Prinzip des Gewaltverzichtes spotten.
Im Eintrag
vom 30. November 2016 war von einer bestürzend hohen Akzeptanz sexualisierter Gewalt
gegen Frauen zu schreiben: "Im EU-Durchschnitt glauben 27 Prozent, dass
Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung 'gerechtfertigt' sein kann."
Das ist bloß ein Aspekt der
merkwürdigen Pflege unserer "Werte"... Jener des christlichen
Abendlandes? Am 5. März 2014 berichtete Irene Brickner: "Die
EU-Grundrechtsagentur hat die weltweit bisher umfassendste Erhebung über Gendergewalt
durchgeführt."
Das Fazit müßte fast als ein
Bürgerkriegs-Motiv gedeutet werden. Da heißt es: "Demnach haben 33 Prozent
aller Frauen in der EU seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt
erfahren." [Quelle]
Österreich hat nur wenig bessere Bedingungen.
Hier machen rund 20 Prozent der Frauen Erfahrungen mit körperlicher, teils sexualisierter
Gewalt. Die Studie ist als PDF-Dokument verfügbar: [link]
Das heißt, wenn ich vors Haus gehe und auf
der Straße Frauen wie Mädchen sehe, ist jede Fünfte von ihnen in diesem Sinn gefährdet
oder schon betroffen worden. Ergänzend: Beim Thema Gewalt gegen Frauen mit
Beeinträchtigungen und Behinderungen ist die Situation weit komplexer und die Zahl
der Übergriffe viel höher.
Vom Verein Autonome Österreichische
Frauenhäuser erfahren wir: "Das hohe Ausmaß der Gewalt, die Frauen mit
Beeinträchtigungen und Behinderungen in allen Lebensphasen erlebten, zeigt klar auf, dass
jene bislang unzureichend vor körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt geschützt
wurden." [Quelle]
Hierzu ein Zitat vom Jänner 2015, das nicht
die Domänen der ISIS oder von Boko Haram betrifft, sondern Europa: "Die
Frauen erzählten von Demütigungen, Beleidigungen und Einschüchterungsversuchen, von
Schlägen und Tritten, von sexuellen Belästigungen bis hin zu wiederholten
Vergewaltigungen, von Zwangsabtreibungen und Mordversuchen. Zu den Tätern gehörten
Eltern, Verwandte, (Ex-)Partner, Pflegekräfte und Ärzte." [Quelle]
Ich fand kürzlich in einigen unserer
Kulturveranstaltungen gute Gründe, genauer nach den Lebenserfahrungen von Frauen in
meiner Umgebung zu fragen. Darunter ist keine Frau mit einem schwächelnden
Reflexionsvermögen oder ähnlichen Einschränkungen, um die Bedingungen der eigenen
Existenz zu überprüfen.
Dabei fiel mir in beunruhigendem Maß auf,
daß Frauen (weit vor dem möglichen Zuschlagen von Männern) Bedingungen
vorfinden, vor allem wenn sie Kinder haben, da möchte ich auf keinen Fall mit einer von
ihnen tauschen. Siehe dazu: "Frauenleben und Weltfrieden" [link]
Ich verzichte hier im Moment auf eine weitere
Aufzählung von Hinweisen, daß diese von angeblich christlich/abendländischen Werten
unterfütterte Gesellschaft einen vielfältig angelegten Krieg gegen Frauen
hinnimmt.
Was ist denn das nun, wenn mir honorige
Bürgerinnen und Bürger von der "traditionellen Familie" reden?
Familie. Werte. Status quo. Das wirft einige Fragen auf. Warum? In Europa möchte gerade
ziemlich aggressiv geklärt werden, was es sei, dieses Eurpa, wer wir sind. Solches
Klärungsbedürfnis verleitet manche zu Wegen der "Selbstdefinition durch
Feindmarkierung". Da müssen aktuell vor allem muslimische Menschen als
Referenzpunkte herhalten.
In diesem Klärungsprozeß sollten auch
Kulturschaffende mit ihren Ansichten erkennbar werden. Ich habe gerade erst nebenan
skizziert, wie unsere Politik auf kulturelle Themen zugreift, um sich aktuell zu
legitimieren: [link]
In diesem Tun können wir das politische Personal ja nicht alleine lassen...
-- [Familie] -- |