16. August 2015Wenn die Sonne für lange Schatten sorgt, beugen sich die
Sonnenblumen an einer meiner Strecken. Da draußen ist zur Zeit viel Stille. Vermutlich
verkriechen sich Menschen vor der Hitze. Ich suche sie zeitweise, um mich an eben diese
Hitze zu gewöhnen.
Künstlerin Jelena Juresa, die gerade wieder von Serbien
nach Ghent zurückgekehrt ist, schrieb mir gestern, im Süden sei es "freaking
hot". Selman Trtovac rundet das Bild heute mit dem Hinweis ab, morgen solle es
stark regnen und daher abkühlen.
Dazu fügt sich Heimos Hinweis, daß die Karre nun eine ISKRA
Lichtmaschine eingebaut bekommen habe. Ein jugoslawisches Produkt. (Der Firmenname
bedeutet Funke.) Wir werden mit der Beograd-Session den nach außen gerichteten
Teil unseres heurigen Kunstsymposions eröffnen; siehe: [link]
Heimo Müller
Ich kann es mir im Augenblick noch gar nicht recht
vorstellen, daß ich aus dem Bunker und vom Schreibtisch wegkomme. Mein kleiner,
prometheischer Felsen, an den ich mich oft wochenlang ketten muß, um die nötige
Basisarbeit zu bewältigen, damit solche Dinge geschehen können und Funken schlagen.
Ist das die Position eines Kulturarbeiters? Etwas
abgekämpft zwischen Ikarus und Prometheus? Ich erlebe auch weiter eigentümliche
Differenzen mit Politik und Verwaltung in meiner Umgebung. In mir klingt dazu vor allem
eine Frage: Warum ist es derzeit so schwierig?
Ich denke, es wird über Hierarchien und
Herrschaftsansprüche zu reden sein, über Definitionshoheit und das Ringen um Positionen.
Ich habe in meinen Notizen zu "Volk und Bevölkerung" [link] den Soziologen Gunnar Heinsohn zitiert, der etwas ganz
bemerkenswertes feststellt. Um Brot wird gebettelt, aber um Position wird geschossen.
Wir Menschen sind also nicht bloß zoon politicon,
wie Aristoteles meinte, gesellige Tierchen, wir sind Tierchen mit Ambitionen. Das
scheint wesentlich durchdringender zu sein. Ambition ist wuchtiger als Hunger.
Selman Trtovac
Ich hab schon mehrmals von einem Ethos der Handwerker
erzählt, wie mir das in langjähriger Begegnung mit dem einen oder anderen Altmeister
aufgefallen ist: Man glänzt nicht vor der Welt, man macht eine gute Arbeit. Es
besagt zwangsläufig, daß Wichtigtuerei ein inakzeptables Verhalten ist. Es besagt auch,
daß man gute Arbeit anderer zu schätzen weiß und respektiert.
Das ist im regionalen Kulturgeschehen keinesfalls Standard.
Das ist auch im Kunstbetrieb nicht so rasend populär. Darin liegt einer der Gründe,
warum ich mit dem hier schon erwähnten Selman Trtovac gerne arbeite. Eines seiner
Projekte heißt: Mi volimo i umetnost drugih (Wir
lieben auch die Kunst von anderen).
Einem der Altmeister, der diesen Modus definitiv lebt,
verdanke ich gerade einen besonderen Vorteil für den trivialen Teil unseres
Kunstsymposions. Wir betrachten dabei das 20. Jahrhundert und ich zeige auf einem
durchgängigen Parkdeck hundert Jahre Automobilgeschichte mit Originalfahrzeugen: [link]
Dazu gehört auch ein Blick in mögliche Zukunftsvarianten.
Die werden teilweise in Prototypen, in Concept Cars ausgelotet. Die sind meist
Unikate, wie etwa die MILA-Familie von Magna Steyr. Es ist für Leute
wie mich eigentlich unmöglich, so ein Fahrzeug zu bekommen. Es würde auch kein
Autohändler der Region einen MILA ausleihen können.
MILA Aerolight
Nun hat sich Fredi Thaler, der mir seit Jahren wohlwollend
begegnet, dafür eingesetzt, daß ich eine MILA bekomme. Das hat geklappt und ich
kann im September den Aerolight zeigen: [link] Ein
Technologieträger und eine Designstudie, also eine Mischung aus Ideenfindung,
zukunftsweisender Technologie und Formenspiel.
Design ist ja heuer eines der Teilthemen, das wir
intensiv einbeziehen. Und die Zukunft schert uns ebenso, mindestens über etliche Fragen,
die sie uns anbietet. Das ist sehr speziell auch Thema bei "Fiat Lux",
von manchen bisher vor allem als Technologieprojekt verstanden. Eine Fehleinschätzung.
Gernot Muhr (Mitte) neben Ewald
Ulrich
Über die Befrachtung des Maschinchens, über wachsende
Inhalte im Bordcomputer, wird langsam klar, was sich da auftut. Der aktuelle
Saxophonbeitrag von Gernot Muhr macht vielleicht deutlich, welche Möglichkeiten sich
dabei auftun. Siehe: [link]
-- [Das Kunstsymposion]
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