12. April 2014

Wer in meiner Gegend "Das Schloß" sagt, meint nicht Kafka, sondern Schloß Freiberg. Dort hatte sich Ende der 1970er, Anfang der 1980er eine junge Boheme zusammengerottet. Ein Teil steirischen Kulturgeschehens erwuchs aus solchen Zusammenrottungen.

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Heute ist dort nichts mehr wie es war. Im Zugangsbereich des Schlosses hab ich kürzlich diesen Klassiker stehen gesehen, jünger als er scheint. Die "Bullet" von Royal Enfield, rollende Erinnerung an koloniale Größe Großbritanninens; eine ganz spezielle Kummer-Nummer Europas.

Wo im Schloß einst dunkle Gastzimmer sich mit Zigarettenrauch und Bierdunst vollgesogen haben, residiert heute ein kleiner High Tech-Betrieb. Wo einst gekocht wurde, wird jetzt geschraubt.

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Ewald Ulrich verzweigt sich und sein Team von da her zwischen China, Japan, den USA. Mit einer Mischung aus Feinmechanik und EDV. Siehe dazu: [link] Es ist ein Betrieb an der Schnittstelle, wo die Welt der analogen, der greifbaren Dinge in das Nichts der binär codierten Welten übergeht.

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Winfried Lehmann (links) und Ewald Ulrich

Über all das wird noch zu reden sein. Momentan steht dort eine weitere Station unseres April-Festivals an: [link] Im Lauf all dieser Dinge hat sich ein Zwischenstand herauskristallisiert. Es beginnt eben das zweite Jahrzehnt von The Long Distance Howl. Siehe dazu: [link]

Cut!

Vor ein paar Wochen habe ich hier einige Notizen zum Thema Faschismus hinterlegt. Dabei war über Andreas Mölzer anzumerken: Das ist kein halbseidener "Faschist", den man wegreden oder niederbrüllen kann. Das ist ein erfahrener Europa-Politiker, dem nichts mehr nützt als daß man ihn unterschätzt. (Eintrag vom 25. Februar 2014)

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(Quelle: Der Standard)

Nun kam Mölzer erneut ins Gerede. Es erstaunt ja, daß er sich von der Bühne ein Stück zurückziehen mußte. Angelpunkt der frischen Affäre sind seine laut geäußerten Ansichten über "Neger" und was alles einem Vaterländischen dabei bedrohlich vorkommt.

Mölzers partielles Demissionieren darf keinesfalls falsch gedeutet werden. Er hat diesen Schritt nicht gesetzt, weil er bereuen würde, was er denkt. Er mußte bloß die Konsequenzen dafür tragen, was er nun wie laut ausgesprochen hat. Es sind die Reaktionen auf den Sprachstil, die ihn anfechten, nicht die Inhale seiner botschaften.

Der feine Unterschied verdient Beachtung.

Die Neue Rechte ist in den strittigen Fragen weder zimperlich noch für Reue anfällig. Es geht hier um die Sprachregelungen: "Mölzers Vergleich der EU mit dem Dritten Reich, seine Sager über ein 'Negerkonglomerat' und ein unter einem Pseudonym veröffentlichter rassistischer Kommentar über den 'pechrabenschwarzen' Fußballer David Alaba in der von Mölzer herausgegebenen Zeitschrift 'Zur Zeit' brachte den 61-Jährigen nun in Bedrängnis." [Quelle]

Das Ausmaß seiner Menschenverachtend ist atemberaubend, ist aber nicht der Grund für diese kleine Krise. Das große Projekt der Neuen Rechten handelt vom politischen und gesellschaftlichen Reüssieren der alten Inhalte bei Einführung neuer Codes.

Darin liegt nun eine wesentliche Ursache, daß sich selbst Marine Le Pen [link] und andere rechtspopulistische Kräfte Europas in der Sache von Mölzer distanziert haben. Er stört mit seinem störrischen Beharren auf ausdrücklicher Menschenverachtung dieses Projekt, belastet die "staatsmännische" Erscheinung der vaterländischen Kräfte.

Deshalb werden diese Leute aber keinesfalls auf die intellektuelle Potenz und Schärfe von Mölzer verzichten. In der Angelegenheit dürften die Differenzen minimal sein und weitere Zusammenarbeit kaum behindern.

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