26. Jänner 2014

Meine Freiheit braucht nicht von Menschen verteidigt zu werden, die andere dafür bespucken, schlagen, demütigen.

Wer wird es morgen sein, ihnen dermaßen zu mißfallen, daß sie diese Mittel für angebracht und legitim halten? Um es ganz unmißverständlich zu sagen: Eure Freiheit will ich nicht! Meine muß auf anderen Fundamenten ruhen. Wir haben diese Dinge stets neu zu verhandeln.

Ich will nicht von trainierten Straßenkämpfern über Faschismus belehrt werden, auch nicht von unausgeschlafenen Schnöseln, die in ihrem Eifer nur schlecht verbergen können, daß sie eigentlich kaum wissen, wovon sie reden.

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Meine Auffassung von Demokratie erlaubt keine Dämonisierung von Opponenten und keine Umwidmung von Mitteln, die der Tyrannis geschuldet sind.

Ich habe gestern erwähnt, daß ich Gewalt nicht aus emotionalen sondern rationalen Gründen ablehne. Meine eigene Erfahrung besagt: Mißhandlungen sind untilgbar. Demütigungen lassen sich nicht löschen.

Es ist ein wenig skurril, daß ich in einem Eilverfahren den Vaterländischen zugeschlagen werden konnte, weil ich Schlägertrupps mißbillige, ganz egal, welcher Sache sie sich verschreiben, und weil ich die SA (Sturmabteilung) der Nazi für ein immer noch zeitgemäßes Role Model solcher Formationen halte.

Ich darf also in meinem vertrauten Milieu heute nicht mehr mit einem seriösen Diskurs rechnen oder mit Streitgesprächen, die überprüfbare Fundamente haben?

Vor wenigen Tagen habe ich erst von Hannah Arendt erzählt, die von einer Dämonisierung  der Täter abriet: „Arendts ‚Vita activa oder vom tätigen Leben’ war ein grundlegendes Werk, das wir erörterten, als es in den 1980er-Jahren um unsere Auffassungen von gemeinwesenorientierter Kulturarbeit ging, die wir an die Provinz adressierten und die einigen Ideen von eigenständiger Regionalentwicklung folgten.“

Nun soll ich mir das Dämonisieren von Leuten schmackhaft machen lassen? Ferner: Wenn ich im Zuge der aktuellen Vorkommnisse rund um den „Akademikerball“ in Wien frage, ob wir denn Kriterien wüßten, einen Hooligan von einem Freiheitskämpfer zu unterscheiden, dann beziehe ich solche Gedanken auch aus meinen Begegnung wie beispielsweise jener, die ich ebenfalls erst vor einigen Tagen erwähnt habe.

Wir finden  durchaus Gelegenheit, mit Menschen zu sprechen, die im Selbstverständnis von Freiheitskämpfern auf realen Schlachtfeldern waren: [link]

Was ich von solchen Praktikanten des Grauens zu hören bekomme, laß ich mir dann doch lieber nicht von Salon-Antifaschisten ausreden, die mir per Post ihren Weltekel zumuten.

Ich habe im gestrigen Eintrag Gene Sharp [link] erwähnt und muß immer noch annehmen, daß der bei uns bisher kaum rezipiert wurde. Ich habe seine Schriften in der Befassung mit den jüngsten Kriegen Jugoslawiens entdeckt.

Es hängt mit der Tatsache zusammen, daß sich unter Serbiens Jugend eine starke Bewegung gegen das damals herrschende Regime formierte, die es ablehnte, sich gewalttätiger Mittel zu bedienen. Bei OTPOR! [link] hatten die Leute andere Wege gesucht. Das fand ich sehr anregend.

In seiner Schrift „SELF-Liberation. A Guide to Strategic Planning for Action to End a Dictatorship or Other Oppression“ notierte Sharp „about nonviolent struggle“ auf dem Balkan:

„In Serbia, improvised symbolic nonviolent protests, often in freezing temperatures, had been conducted in the late 1990s by Serbs opposed to the dictatorial rule of President Milosovic.“

Unter diesen Notizen findet sich auch folgende Passage:
In all three Baltic nations and in Serbia, there were five common factors:
(1) All four countries had suffered under extremely brutal regimes.
(2) Each, in earlier years, had experienced significant, but unsuccessful, violent struggles.
[…]


Reden wir also darüber, womit sich eine Zivilgesellschaft wappnen könnte, wenn das Zuschlagen und das Demütigen von Opponenten als Mittel ausgeschlossen bleiben muß.

Das auslösende Poststück als Screenshot: [link]

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