13. Jänner 2014Gegen sieben Uhr morgens kommt die Helligkeit sehr plötzlich durch die Nacht
daher. Ich stand in einem Anflug des Frierens unter diesem Haus, in dem Menschen merklich
zu erwachen begannen. Da schien mir, das Motiv könnte aus einem finnischen Film stammen,
wo mir gleich einige schwermütige, angetrunkene Männer entgegen kommen würden, die mir
einen Rest von Fusel anböten, damit ich sie mit meinem Auto nachhause brächte.
Die ganze restliche Strecke war in Morgenrot getaucht, wozu
ich His Bobness zu lauschen hatte: "In a little hilltop village / they gambled
for my clothes / I bargained for salvation / and they gave me a lethal dose / I offered up
my innocence / and got repaid with scorn / "Come in" she said / "I'll give
you / shelter from the storm".
Diese unruhigen Tage und eine bewegende Barbara Sukowa als
Hannah Arendt: [link] (Wie
sehr ich die Gegenwart kluger Frauen genieße.) Arendt hat das Unerträgliche ausgelotet,
als ein Millionenvolk eine Staatlichkeit getragen hat, in der Mitmenschen nicht einfach
beraubt und ermordet wurden, sondern, mehr noch, vorab in prinzipielle Sinnlosigkeit
gestoßen wurden, wo Strafe in keinerlei Zusammenhang mehr mit irgendeinem realen Vergehen
steht.
Arendts "Vita activa oder vom tätigen Leben"
war ein grundlegendes Werk, das wir erörterten, als es in den 1980er-Jahren um unsere
Auffassungen von gemeinwesenorientierter Kulturarbeit ging, die wir an die Provinz
adressierten und die einigen Ideen von eigenständiger Regionalentwicklung folgten.
Ich vermisse ein wenig solche Arten der Debatten, die heute
in der Kulturarbeit an vielen Stellen einer gefühlsduseligen Befindlichkeitsprosa
gewichen sind. Da tragen dann gelegentlich von sich selbst ergriffene Spießer und
Mittelschicht-Trutschen ihre emotionalen Zustände vor sich her, als ob das im Zustand des
Landes gar so viel bedeuten würde.
Solchen Lippen entrinnt sich dann ein gequältes
"Empört Euch!", dem... Richtig! Nichts und gar nichts folgt. Aber damit
kann ich mich hier gerade nicht weiter befassen.
"Ich muß verstehen." sagte Arendt. Das
Bedürfnis zu verstehen war etwas, das sie von Kindheit an bewegte. Dazu kam: "Zu
diesem Verstehen gehört bei mir auch das Schreiben. Das Schreiben ist noch mit in dem
Verstehensprozeß. [
] Weil jetzt bestimmte Dinge festgelegt sind." |