7. August 2009

Wenn Autos in unseren Debatten als das gelten dürften, was sie in erster Linie sind, nämliche Fetische, dann würden wir anders darüber reden können, wie die Konsequenzen unseres Umgangs mit Autos aussehen sollten.

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Ich hab gestern dieses prächtige Weizer "Verkehrshindernis" erwähnt, die Zugsgarnitur mit dem hausgroßen Transformator mitten in der Stadt. Ein Ereignis, an dem ich mich nie sattsehen kann. Ich hab im Eintrag vom 3. August über den Traum von der Vierspurigkeit zwischen Gleisdorf und Weiz erzählt.

Da wäre von rund 15 Kilometern die Rede, welche durch mehrere Ortschaften führen, wo ein 50er-Limit besteht. Den Rest der Strecke besteht ein 80er-Limit, einige wenige Kilometer ausgenommen, auf denen ein 100er erlaubt ist.

Jetzt möge mir bitte jemand vorrechnen, wie viele MINUTEN man hier pro Fahrt gutmachen könnte, wenn es vierspurig herginge. Und wie würde man jenen Leuten begegnen, die selbst auf sechsspurigen Bahnen (Autobahn) notorisch den Lauf der Dinge bremsen, indem sie etwa das Gebot rechts zu fahren hartnäckig ausschlagen etc. etc.?

Auf der vierspurigen Strecke wären es dann die gleichen Hemmnisse wie auf der zweispurigen, etwa unter dem Limit bleiben und eine Kolonne aufbauen, weil einen gerade ein Telefonat so fesselt.

Alle diese Geschichten drehen sich um die stets gleichen Motive. Das Phantasma von Komfort und Sicherheit wird mit astronomischen Summen gesponsert, ein rationaler Diskurs über Menschenmaß und menschliche Möglichkeiten bleibt nachrangig, weil höchst unpopulär.

Ratio scheint momentan überhaupt nicht der Hit der Saison zu sein. Einbrecher im Supermarkt. Ein Polizei-Duo feuert auf Kinder, eines davon wird getötet, dem anderen werden beide Oberschenkel durchschossen. Nun lese ich:

>>Die beiden Polizisten, ein Mann und eine Frau, die nach Auslösung des stillen Alarms zu dem Supermarkt gerufen worden sind und letztlich beide geschossen haben, sind nach wie vor nicht einvernommen worden. Eine Befragung der Beamten solle am Freitag versucht werden, so Kutschera.<< [Quelle: APA]

Man konnte zwar ein Kind mit Schußwunden einvernehmen, das wohl auch noch nicht ganz bei Trost sein dürfte, da ja sein Kumpel tot ist, und damit sind Teenies für gewöhnlich nicht so sehr vertraut, aber das Polizei-Duo steht für eine Einvernahme noch nicht zur Disposition. Ich lese weiters:

>>Innenministerin Fekter wollte zu dem Vorfall vorläufig "keine beurteilende Stellungnahme" abgeben. Das sagte sie am Donnerstagabend vor Journalisten. Es gelte nun, den Ausgang der Ermittlungen abzuwarten.<< [Quelle: APA]

Nun könnte aber die Ressort-Chefin was dazu sagen, daß es in ihrem Land nicht nur auf der Seite der Delinquenten Verschärfungen gibt, sondern daß sich offenbar unter den braven Menschen des Landes eine wachsende Verrohung breit macht, die mir unerträglich erscheint.

Man muß der Frau Fekter nicht zurufen, daß sie demissionieren solle, weil diese Person ja ganz offensichtlich taub ist für Erwägungen, in denen eine akzeptable Vorstellung von Menschenwürde dominiert. Also rede ich nicht von Ethos, denn das ist unnütz. Aber daß sie als Innenministerin einen schlechten Job macht, halte ich für evident.

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Und weil mich die ständige Befassung mit so traurigen Themen trübsinnig machen würde, zurück zu den trivialen Dingen, zum Leit-Fetisch unserer Kultur. Gestern hab ich diesen kurios zurechtgemachten VW "Typ 2" in Gleisdorf erwischt. Zweite Generation, 1967 (!) auf den Markt gebracht und bis 79 gebaut.

Daß der Bus so tief steht, liegt nicht bloß an der Fracht. (Der hintere Radsturz sieht besorgniserregend aus.) Die ganze Fuhre ist tiefergelegt. Ich saß im Februar 2008 erstmals in so einem heimischen "Lowrider" in der  "Samba"-Version.


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