15. Februar 2008
Stunden, in denen man es draußen gut ohne
dicke Jacke aushält, um dann beizeiten wieder zu frieren. Alles innerhalb eines halben
Tages. Dieses harte Licht. Und überraschende Vergnügen. Man sieht mich hier in einem
frisch aufgepolsterten Klassiker. Die Sitzposition ist mir aus der Vergangenheit noch
wohlvertraut. Derart schlanke Lenkräder sind längst aus der Mode, man bekommt sie kaum
noch zu greifen. Dieses Fahrzeug ist 40 Jahre alt und formal auf eine Art umgesetzt, die
aus jedem Blickwinkel eine vorzügliche Ansicht bietet.
Nüchtern und sachlich betrachtet heißt sowas
"VW Typ 2". Das ist ein VW-Bus der ersten Generation in der raren Samba-Version,
von Roman Hold ein wenig
optimiert. Der Bus hat nicht bloß ein Rolldach, das man öffnen kann, auch die
Windschutzscheiben lassen sich aufklappen. Würde mir als Dienstwagen sehr gefallen. Ist
aber leider ein wenig unerschwinglich ...
Cut!
Ich stelle mir vor, das Wagenrennen im Film
"Ben Hur" war vergleichsweise locker abzuwickeln, nachdem ich gesehen hab, wie
Michelangelo Antonioni einen Kurssturz an einer römischen Börse inszeniert hat. Es haut
einen glatt um, wenn man begreift, was dieser Mann zuwege bringt. (Mir fällt da im
Augenblick als "Referenzpunkt" bloß Akira Kurosawa ein.)
Außerdem hat mich Antonioni mit Alain Delon
versöhnt, denn ich in Viscontis "Der Leopard" überhaupt nicht leiden konnte,
der mir auch in Filmen an der Seite von Romy Schneider nicht gefällt, der aber in
"Rocco und seine Brüder" ahnen läßt, womit er seinen Rang gewonnen hat.
Ach! Italienische Filme. Und Monica Vitti, die
inzwischen leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Während einige ihrer einst mit den
Figürchen einer Sanduhr auftretenden Kolleginnen noch immer als Ikonen gelten.
Vitti demonstriert bei Antonioni eine
emotionale Verstörtheit, die mir sehr gegenwärtig erscheint. Welche Blödheit muß
damals bei der deutschen Verleihfirma geherrscht haben, um diesen Film, der "L'Eclisse" heißt,
Sonnenfinsternis, und auch davon handelt, metaphorisch und physisch, um also diesen Film
unter dem Titel "Liebe 1962" zu vertreiben?
Man braucht so seine Zeit, um sich auf das
Tempo, nein: die Langsamkeit dieses Filmes einzustellen. Ab da reißt die Verblüffung
dann nicht mehr ab, wie tief Anotonioni mit seiner Crew jedes Detail diese Erzählung
gestaltet hat.
Cut!
Am Rechtsgut der Unschuldsvermutung ist nicht
zu rütteln. Aber die Brisanz der aktuellen Krise, mit der Polizei und Innenministerium
unter ÖVP-Einfluß dümpeln, raubt einem doch gelegentlich den Atem.
Leider mutet man uns inzwischen schon täglich
derlei Schlagzeilen zu. (Quelle: "Der
Standard") Was für eine Erbärmlichkeit, die auch bei der SPÖ festzustellen
war, als der BAWAG-Skandal hochgegangen ist.
Intern muß man ja wissen, wie sehr man in der
Sache feststeckt. Es wäre eine beeindruckende Geste, würde in solchen Zeiten jemand von
Rang aus dieser oder jener Partei hervortreten, sich bei den Menschen ostentativ für
solche Peinlichkeit entschuldigen und durch seinen oder ihren formellen Rücktritt
demonstrieren, daß man -- unabhängig von SCHULD -- eine Vorstellung habe, was
VERANTWORTUNG in der Politik heißen mag.
Aber nein, einmal mehr demonstriert man
Verkommenheit, aus der nur zugegeben werden wird, was sich beweisen läßt. Und bis dahin
bläst man uns bei solchem Geplänkel die Ohren voll. Was für ein Gesindel! Was für eine
Operetten-Republik!
[Wir Kinder des Kalten Krieges]
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