21. April 2009 "next code: break"
Wir eröffnen heute um 19:00 Uhr
im "Business Park Gleisdorf Süd" [link]
Walter Kratner in seiner Installation "161.Christiane F.09".
Ich habe am anderen Ende des Saales an meiner Arbeit zu Srebrenica weitergebaut. Ein
Diskursbeitrag von Mirjana Selakov bündelt Aspekte dieser Arbeiten. Außerdem zeigt
Renate Krammer dort ihre "Schwarm-Arbeit" mit dem Titel "ich seh etwas,
hörst du es auch". Was für mich auch auf Elias Canetti verweist, dessen
grundlegendes Werk "Masse und Macht" auf meiner "Strecke" eine
Markierung aus dem Jahr 2005 hat: [link]
Das penible grafische Werk von Krammer dringt
auf verschiedenen Wegen in das Haus ein. Während der Aufbauarbeit habe ich einen lustigen
Büroboten erlebt, der im Vorbeigehen lustige Bemerkungen zur Kunst hinterließ. Ein
kleiner Hinweis darauf, wie gründlich das Werk des Boulevards getan ist, denn jeder
halblustige Mensch freut sich offenbar darüber, daß die Welt in kleinen Schlauheiten
erfaßbar ist, da wissen wir eh gleich, womit wir es zu tun haben.
Dieses Boulevard-Niveau im Zugang zur Kunst
hat ja auch unter Kulturschaffenden gegriffen, wie bei der Weizer Eröffnung des Festivals
zu erleben war. Aber das lohnt eine ausführliche Darlegung nicht. Ich habe gestern ein Selakov-Zitat hervorgehoben, das der
angeblichen und sehr populären "Politik der Sicherheit" eine "Kunst der
Gefahr" gegenüberstellt.
Ich erinnere einmal mehr daran:
"Ästhetik" handelt NICHT von Schönheit, wie gerne angenommen wird, sondern von
Wahrnehmung. Wache Wahrnehmung ist die Voraussetzung für das Begreifen.
Die Emotion ist leicht. Sowas haben wir immer. Das Begreifen bleibt die kulturelle und
soziale Herausforderung, denn das stellt sich nicht von selbst ein, da muß man schon
etwas über die Stammhirnfunktionen hinauswachsen. Elias Canetti, den ich oben erwähnt
habe, beginnt sein Buch "Die Blendung" mit dem Satz:
>>Nichts fürchtet der Mensch mehr
als die Berührung durch Unbekanntes.<<
Er schöpfte dabei aus den Erfahrungen des
Faschismus, wo die Emotionen vorherrschen durften, eine ausgeprägte
Intellektuellenfeindlichkeit zur Ermordung vieler Intellektueller und Künstler geführt
hat, wo die Furcht vor Unbekanntem als Massenereignis in mörderischer Weise abgehandelt
wurde.
Wir begegnen also heute durchaus
Kulturschaffenden, die in genau diesem Geiste agieren, ohne es -- mangels eigenem Horizont
-- überhaupt zu bemerken. Wer uns über die Gegenwartskunst Schlüsse vorlegt, wie ich
sie seit vielen Jahren aus den Leserbrief-Spalten der "Kronenzeitung" kenne,
stellt sich definitiv in diese anti-aufklärerische Tradition der Barbaren. Was übrigens
"Aufklärung" im Sinne von Immanuel Kant meint, werde ich heute Abend kurz
darlegen.
Wir hatten im Jahre 2005 von Canetti zu Kant
gefunden: [link]
Daraus entstand schließlich der damalige ncc-Beitrag "liebesgruesse aus koenigsberg".
(Heuer werden wir ja eine "Filial-Veranstaltung" dieser "NetArt
Community Convention" in Gleisdorf realisieren.)
Damals war übrigens auch Philosoph Erwin
Fiala auf dem Set, zu dessen Vortrag "Grenzen und Entgrenzungen (New Orality)"
ein Skript erhalten ist: [link] Fiala begann damals seinen Vortrag mit einem Querverweis auf
McLuhan:
>>Denn die Botschaft jedes Mediums
oder jeder Technik ist die Veränderung des Maßstabs, Tempos oder Schemas, die es der
Situation des Menschen bringt.<<
[auf.draht-doku]
November
2007Wir
sind Stille nicht mehr gewohnt. Drei Nächte im Wald und ich würde mich zu Tode
fürchten.
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