20. April 2009
Der gestern gezeigte 650er war nicht die einzige Rarität des Tages. Noch
wesentlich seltener ist der Puch 700, den ich in der Innenstadt entdeckt hab. So klein
könnten die Stationer wieder werden, wenn der Lauf der Dinge derzeit keine Wendung
erlebt. Neuerdings kann man sogar Autofabriken geschenkt bekommen:
>>Der Opel-Mutterkonzern General
Motors (GM) lockt Investoren mit einem neuen Köder für den Einstieg bei seiner deutschen
Tochter: Konzernkreisen zufolge will GM einen Teil von Opel abgeben, ohne dafür einen
Kaufpreis zu verlangen.<< [Financial Times]
Cut!
Tage der Schritte nach außen. Morgen wird
unser Set im Gleisdorfer Business Park gezeigt. Als Teil des Festivals
"auf.draht", dem heurigen Jahresschwerpunkt von "kunst O.ST": [link]
Wir haben uns im
Kernbereich dieser Station der "großen Unterbrechung", dem Tod, gewidmet. Und
seiner Bedingung, dem Sterben. Die maximale Verlangsamung. Hier in den gewaltsamen
Varianten, wie sie täglich durch die Medienkanäle strömen. Es ist ein Vorhaben, das strikt auf voyeuristische Motive und auf Effekte
verzichtet. Ein völlig zurückgenommenes Erzählen. Im Grunde so, wie es in unserem
Alltag seinen Platz finden können sollte.
Auf welche Arten geschieht das üblicherweise? In einem
Geflüster. Betroffenheit tritt manchmal kleine Erzählungen los. Lauscht man auf solches
Geflüster, fällt jedenfalls auf, wie häufig, wie alltäglich das Thema und die
Betroffenheit präsent sind. |
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Da wären dann weiters die
Portale und (gelegentlich) Schaufenster von Bestattungsunter- nehmen. Was noch? Aus! Von
den Begräbniszügen abgesehen. Und dem auffallend langen Glockengeläute, das sie
begleitet.
In der Kunst liegt es nahe, eigene
Erzählungen zu entfalten, die so grundlegenden Themen gewidmet sind. Das fällt unter den
Tisch, wenn mir etwa verständnislose Spießer zurufen, daß die Gegenwartskunst bloß ein
Schwindel sei, der sich um den Nabel des Geldes drehe.
Wo dieser Aspekt überwiegt, und das gibt es
natürlich auf dem Kunstfeld, hat es seine Ursprünge etwa darin, daß es dem Markt
überlassen geblieben ist, zu klären, was Kunst sei. Das passiert, wenn die laufenden
Debatten über Kunst nicht ausreichend ernsthaft und fundiert geführt werden.
Womit befaßt sich Kunst? Was haben
Kunstschaffende zu tun? Introspektion ist nur ein bescheidener Teil der Profession. Genau!
Beruf. Das hat nichts mit "Berufung" zu tun, weil diese eine private,
aber keine künstlerische Kategorie ist. Berufung wird gerne als ein Weihe-Thema
vorgebracht, wo jemand sich lieber in der Transzendenz verschanzt. Das ist definitiv KEIN
konstituierendes Element von Kunst.
Ich darf daran Erinnern, daß einer der
bedeutendsten Impulsgeber der Kunst des 20. Jahrhunderts, Kasimir Malewitsch,
1878 geboren wurde. Für ihn war es also schon vor rund hundert Jahren ganz
selbstverständlich, sich als Künstler UND Forscher zu verstehen. (Seine Lern- und
Erfahrungsprozesse als Maler brachten ihn dazu, sich auch intensiv mit
"Volkskunst" zu befassen; Stichwort "Lubok".)
Der Bogen seines Tuns führte zu einer
tiefgehenden Abstraktion, wie beispielsweise das "Schwarze Viereck", das ich auf
einem meiner Punkte entlang der Strecke durch die Region vor Jahren markiert habe: [link]
Damit will ich ausdrücken, daß ich es zwar
für legitim halte, wenn sich Kunstschaffende ausschließlich oder überwiegend mit der
eigenen Innenwelt und den eigenen Befindlichkeiten befassen, mir scheint das aber für mein
Tun nicht ausreichend.
Entsprechend ist unser Set im Rahmen von
"auf.draht" auf die oben erwähnte Tabuzone unserer Kultur ausgerichtet, auch
auf eine europäische Dimension dieses Geschehens. Mirjana Selakov schrieb in ihrem
Beitrag zu dieser Station:
>>Was kann
Kunst in solche Situation in einer Gesellschaft leisten? Sie muss nicht unbedingt die
Zusammenhänge klären. Die Kunst kann die Möglichkeiten der virtuellen Sprache nützen,
sie kann die "fatale Mimesis" der Gegenwart sein, sie kann alle
gesellschaftlichen und psychologischen Anomalien konzeptuell in ihre Welt aufnehmen. So
wird die Kunst zum einer Kunst der Gefahr, als Gegenteil zu dem, was wir uns in
Gesellschaft wünschen: Die Politik der Sicherheit.<<
Das ist nämlich der große gegenwärtige
Geschäftsschwindel in der Wirtschaft und in der Politik: "Sicherheit".
Geldmacherei und Stimmenfang. Die "Kunst der Gefahr" ist dagegen eine
"Kunst des realen Lebens". Auch und vor allem mit ihren irrationalen Momenten
...
[auf.draht-doku]
April
1999Wünsche
und Bedürfnisse sind doch zwei völlig verschiedene Kategorien.
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