17. April 2009
Das Plakat kennt man bei uns mindestens aus amerikanischen
Spielfilmen. "Uncle Sam" wirbt für Soldaten. Diese Version sah ich im Büro von
Bankdirektor Josef Tändl, mit dem ich heute um 15:00 Uhr einen weiteren der Dialoge habe;
diesmal im Foyer der Volksbank: [link] Diese
Variante sagte: "Ich brauche Dich, um meine Schulden zu bezahlen".
Nachmittags geht es dann nach Weiz, wo das
Kunstfestival "auf.draht" eröffnet wird: [link] Dichte Tage im Ringen
um vorläufige Klarheiten. Denn gestern saß ich auf
dem Weizberg, wo wir im Quartett ("slow motion") an sinnvollen weiteren Perspektiven für
"kunst O.ST" arbeiten.
Das Geld und die Kunst. Ha! Was wird über diesen
Zusammenhang oft an Kreide gefressen. Völlig unnötig. Denn wo man als Künstler einen
Beruf ausübt, ist dieser Leistungsaustausch, der über das Medium Geld abgewickelt wird,
höchst unspektakulär.
In einem Punkt teilt die "Hobby-Liga" diesen
Deal, denn auch da wird (unter anderem) über Geld Rang und Reputation ausgedrückt.
Deshalb rennen hier selbst jene ums Geld, die es sonst auf anderem Feld verdienen. |
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Rang und Reputation. Die Frage
danach bleibt als trauriger Rest, wenn ich eine Debatte über Inhalte ausschlage,
ausschließe. Und so kommen uns die Begriffe durcheinander, die Bedeutungen abhanden.
Daran haben wir bei "slow motion" auch zu arbeiten. "Langsam, langsam! Was
meinst du denn, wenn du Kunst sagst, wenn du Kultur sagst?"
[auf.draht-doku]
Als wir im Rahmen von next code:
cruise den Philosophen Erwin Fiala zu einem Vortrag geladen hatten., lautete die
Fragestellung "Was ist Kunst?" [link] Einer der Aspekte, den er geltend machte, lautete etwa so:
"Da Kunstschaffende die Debatte darüber, was Kunst sei, völlig vernachlässigt
haben, sind Politik und Wirtschaft daran gegangen zu sagen, was Kunst ist."
Das kann ich nur bekräftigen und es bleibt
festzuhalten: Diese Misere haben wir (Kunstschaffende) selbst produziert. Gut, innerhalb
der Reichweite unserer Möglichkeiten ändern wir das hier gerade. (Links Nina
Strassegger-Tipl, rechts Christa Ecker-Eckhofen.)
Auf dem Heimweg hab ich dann noch eine sehr
rare Bestie erwischt. Der Lamborghini Diablo wurde ab 1990 gebaut und war damals darauf
ausgelegt, das schnellste Serienfahrzeug der Welkt zu sein. Da geht es also nimmer um
Leistungsaustausch, sondern um das demonstrative Verbrennen von Geld. Ein interessanter
Kontrast zu meinem "Thema des Tages". Ich bleibe noch bei der Kunst.
Ich hab gestern
geltend gemacht, daß Basteleien und ein Kuchenbuffet einen nicht in die Kunst eingehen
lassen. (Auch handwerkliches Können allein konstituiert kein Kunstwerk.) Wenn ich nun
vermeiden möchte, daß alles alles ist, alles auch nichts und nichts alles so wie nichts
nichts, muß ich ja antworten, falls jemand fragt:
Was ist Kunst?
Meine erste Antwort würde lauten: Ein Geflecht von
Beziehungen. Hilft das? Kaum! Dann würde ich sagen: Gehen wir davon aus, daß es keinen
Kunstbegriff gibt, der quer durch die Zeiten anwendbar ist.
Was heißt denn das? Vor allem: Wir haben stets neu zu
verhandeln, was wir für Kunst halten. Aber es gibt eine altgediente Erfahrung, die nach
wie vor ziemlich tauglich erscheint: Was Kunst sei, wird nur selten aus der Zeit heraus
treffend bewertet. Das klappt im Rückblick wesentlich besser.
Plüschig ausgedrückt: Zu Goethes Zeiten war seine
Prominenz als Autor recht bescheiden; gemessen an der damaligen Popularität von Dichtern,
an die sich heute niemand mehr erinnert.
Weil einen Kunst nicht gegen Eitelkeit wappnet, nehmen wir
gerne an, daß man kraft künstlerischer Praxis eben seiner Zeit voraus sein könne. Ich
finde es allerdings eher lustig, falls jemand annimmt, er oder sie müsse wenigstens mit
dem Werk Jahrhunderte überleben können.
Was bedeutet es denn, den Menschen in einem anderen
Jahrhundert präsent zu sein? Und umgekehrt: Was ist uns denn über jene Menschen klar,
die vor hundertfünfzig Jahren oder früher gelebt haben? (Wenig! Sehr wenig!)
Aber! Es scheint mir so zu sein, daß es ästhetische
Erfahrungen gibt, die eine Tragkraft von sehr langer Dauer haben. Daraus schließe ich
auch eine conditio humana, die durch Jahrhunderte reicht. Aber das sind eben
bloß Mutmaßungen.
Ich werde es hier noch konkreter ausführen. Vorweg:
Intention, Handwerk, ästhetisches Konzept und eine Erzählung. Das im Zusammenspiel, mit
der Möglichkeit, jede einzelne dieser Positionen auch zu brechen, halte ich für
Voraussetzungen, um Kunstwerke zu schaffen.
November
2001Die
Verdrängungskonkurrenz wird auf jedem Meter Boden geführt.
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