16. April 2009
Katharina Mayr (links) ist Event-Managerin, Barbara Lukas
Geschäftsfrau. Sie stehen für zwei Markierungen, die wir in der Stadt Gleisdorf
vorgenommen haben. Symbolische Positionen am oberen und unteren Ende einer Strecke quer
durchs Zentrum, die der Gegenwartskunst gewidmet wird.
Ein "Versuchsfeld" in einer prozeßbezogenen
Konzeption. Während in Weiz gerade eine ereignisbezogene Konzeption erprobt wird, um die
Kunst und die Geschäftswelt in eine adäquate Beziehung zueinander zu setzen. Ich hab es
dort sehr gut erwischt, denn der Laden ist imposant und der Geschäftsinhaber ein sehr
zuvorkommender Mann.
Rudolf Zimmer rückt hier die Ausstattung hinter der
Fensterfront zurecht. Bei "Sound
& Vision" in Weiz wird ein Teil der Installation "komm zu mir"
eingerichtet, die dort über eine Videominiatur eingelöst wird. Damit ist in dieser Stadt
symbolisch ein Bogen von Jasenovac nach Srebrenica gezogen. (Siehe dazu: "gläserne sätze"!)
Ab morgen Abend läuft die Weizer Anordnung anläßlich
einer Ausstellung im Rahmen des "kunst O.ST"-Festivals "auf.draht". Der andere
Teil wird kommenden Dienstag im Gleisdorfer "Business Park" gezeigt, wo dann
auch Arbeiten von Renate Krammer und Walter Kratner zu sehen sind: [link]
Damit ist in einem weiteren Abschnitt die Sache der
Gegenwartskunst betont. Sie wird auch beim kommenden Straßenfest auf dem Gleisdorfer
Florianiplatz ihren Platz haben. Ich werde auf dem Gehsteig einen "Kultur-Salon"
einrichten. (Siehe dazu auch next code: log #122!)
Es geht bei diesen Vorhaben nicht nur darum, ein anregendes
geistiges Klima in Gang zu halten, wie es einst nur mit den Zentren assoziiert wurde. Es
geht auch um ein Stück Klärungsarbeit. Ich hab gestern auf meinem Weg nach Weiz in St.
Ruprecht dieses Plakat gesehen. Es illustriert die Sache. Hier laden
"KünstlerInnen" bei einem "Kuchenbuffet" zu einer Schau von
Basteleien ein.
Das ist ein gut gemeinter Etikettenschwindel, denn weder
Basteleien noch das Anwenden künstlerischer Techniken, um in der Freizeit das eigene
Leben aufzuwerten, haben etwas mit Kunst zu tun. So erfreulich es ist, daß Menschen sich
auf den Weg ästhetischer Erfahrungen gemacht haben, diese Begriffsunschärfe verstellt
letztlich den Weg im Zugang auf Gegenwartskunst.
Das ist ein ähnliches Problem, wie heute ALLES als
"Kultur" gilt, also haben wir im Gemeinwesen keinen "Kulturbegriff".
Wäre das bloß eine Angelegenheit der "Freizeitwelten", eine Frage der
"Wegweiser" in einem "All inclusive Club", könnte das Thema
erledigt sein und diese Begriffsschlamperei bleiben, was sie ist.
Aber sobald wir gesellschaftlich in diese oder jene
Probleme geraten, und die aktuelle Weltwirtschaftskrise ist ein mehr als erdrückendes
Beispiel dafür, fällt vielleicht doch gelegentlich auf: Wir können diese Probleme nicht
lösen, wenn wir keine halbwegs gemeinsame Sprache haben oder finden, durch die wir
wenigstens in ein paar Linien Einigkeit haben, was wir meinen, wenn wir diese und jene
Begriffe anwenden.
Gerade in den Konflikten wird ja deutlich, welcher Schaden
entstehen kann, wenn wir auf eine "gemeinsame Sprache" verzichten. Das führt
dann auch zu so schrulligen Botschaften wie jener unter einer Autobahnbrücke in
Gleisdorf.
Das ist eine Referenz an eine Londoner Crew, die sich
vorgenommen hat, "die Gesellschaft zu verändern": [link] Aber diese
oststeirische Straßenrand-Attitüde paßt durchaus in Tage, wo Juweliere die
Jugendbewegungen der 1960er-Jahre in teuren Schmuck umsetzen. (Siehe den gestrigen Eintrag!)
Das fällt in Zeiten, wo alles alles ist, alles auch nichts
und nichts alles und nichts nichts. Also eine Ära endloser Geschwätzigkeit. Heute morgen
kam mir Post ins Haus, ich nenne die Quelle nicht, weil ich mir in meinem Urteil noch
unsicher bin, aber ich habe den schweren Verdacht, in diesem kulturellen Vorhaben, das
sich Jugendlichen widmet, sind Schwätzer und Schwindler am Werk:
>>Unser Slogan: Träume nicht dein
Leben, lebe deine Träume!<<
Das wollen WIR den Kids beibringen? Lustig! Denn es sind ja
vor allem wir Erwachsenen, die ihnen genau das austreiben, wozu sie gut befähigt sind,
solange wir ihnen diese Dinge nicht abgewöhnen. Weiter geht's:
>>Unsere Vision: Erhöhung der individuellen und
kollektiven Lebensqualität durch Entfaltung der sechs "Traumkompetenzen":
Visionieren und Verwirklichen, Mythologisieren und Mystifizieren, Engagieren und
Transzendieren.<<
Was für ein albtraumhafter Schwampf! Ich wollte meinem
Sohn sofort abraten, mit Erwachsenen zu verkehren, die solche Reden führen, wenn er nicht
selbst nach einer Millisekunde solcher Verkündigungen die Augen verdrehen und sich
kichernd abwenden würde.
Ich wette, das sind Leute, die auch "eine Philosophie
haben". Es sollte eine "Sondersteuer für dummes Geschwätz unter gebildeten
Leuten" geben. Wo nun genau NICHT alles alles ist, alles auch nichts und nichts alles
und nichts nichts sein sollte, besteht Anlaß, manche Begriffe und Deutungen neu zu
prüfen.
Das ist für sich natürlich keine Kunst,
aber es berührt die Bedingungen der Kunst ...
November
2001Manche
Werke verschenken sich.
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