11. April 2009
Ich habe Mrdjan Bajic vor einigen Jahren in Beograd
kennengelernt. Bajic ist sicher einer der maßgeblichsten Künstler des südslawischen
Raumes. Ich hänge an diesem Begriff. Südslawisch. Das hieße demnach "yugoslawisch".
Was für eine verworrene Geschichte! Als wäre es nicht schwierig genug, sich den
Konsequenzen des Sezessionskrieges zu stellen, wird nun auch eine der Quellen dieses
Krieges wieder virulent ... der Zweite Weltkrieg.
In der "Frankfurter Rundschau" war
heute über diesen Fund in Kroatien zu lesen [Quelle], kürzlich ist in Slowenien ein Massengrab aus jener Zeit
entdeckt worden. Wie man es auch dreht, und manche würden gerne sehr gründlich an diesen
Dingen drehen, wir werden nicht aus der Aufgabe entlassen, diese Verstrickungen unsere
Leute zu beachten und zu bearbeiten.
Aber gar so sehr mag ich heute in solche
Themen nicht hineingehen. denn ich hab mich aus anderen, viel fröhlicheren Gründen an
Bajic erinnert. Er stellt nämlich gerade eine junge Crew zusammen, mit der er kommenden
Herbst in Österreich gastiert. Darunter gibt es Biografien wie die des Boris ribar,
was erahnen läßt, daß hier eine recht fröhliche Gruppe anreist:
>>Mein Vater wurde in Svilajnac
geboren; als Kind einer der "Arbeitsaktionen der Jugend", im Rahmen derer mein
Papa und meine Mama als sozialistische Jugend das Land nach dem Zweiten Weltkrieg
aufgebaut haben.
Meine Oma wurde auf der Insel Hvar geboren.
Mein Opa war ihr zweiter Ehemann, weil die Kommunisten ihren ersten Mann erschossen haben.
Mein Opa ist aus Slowenien. Sein Vater ist ein Jude gewesen, der aus Deutschland
geflüchtet war. Dessen Vater wiederum stammt aus Frankreich. Ich glaube, dass er einer
der Nachfahren von Jesus gewesen ist.
Opas Mutter stammt aus Uskok. Sie hat im Wald gelebt,
weit weg von Menschen, hat Haare bis zum Boden gehabt. Meine Mutter wurde in Tekeric
geboren. Als sie klein war, hat ein Werwolf sie gebissen. Opa wurde ermordet und Oma ist
von bösen Hexen erstickt worden. Ich bin Boris Sribar, geboren in Sabac in
Serbien.<<
Das ist also kein so kläglicher Tonfall, wie
ich ihn oft vom österreichischen Kunstfeld her höre. Obwohl die Leute in Serbien weniger
komfortable Bedingungen haben, ihre Probleme zu wälzen.
Es sind uns in Österreich weitere
Erschwernisse in Aussicht gestellt, was ich im Log von "next code" im Eintrag #126 notiert
hab. Gut zu wissen, was uns blüht, aber natürlich kein Grund zur Panik. Irgendwie
beginnt die ganze krisenhafte Entwicklung viele Leute wieder wacher zu machen, was mir
behagt. Andere sind es von hausaus. Wach!
Wie etwa der Unternehmer Erwin Stubenschrott,
der mir grade in meiner Dialog-Serie gegenüber saß: [link]
Stubenschrott läßt keinen Zweifel daran, daß eine Menge an gegenwärtigen Problemen in
einem Gebräu von verdeckten Intentionen, verleugneten Unsicherheiten und unredlichen
Kommunikationsweisen liegt.
Polemisch verkürzt:
Wo Unsicherheit sich mit Machtwünschen und Kontrollbedürfnissen paart, kommt es schnell
zu sehr brisanten Situationen. Im Kern blieb dabei eine der Fragen, wie man Menschen davon
abhält, innere Kündigungen vorzunehmen und jene Strukturen zu beschädigen, von denen
sie sich beschädigt fühlen.
Bei all dem betonte er einen Aspekt, den ich
auch im Gespräch mit Eva Skergeth-Lopic stark hervorgehoben fand. (Siehe dazu den Eintrag vom 9. April 2009!)
GLEICHWERTIGKEIT
Das meint, die Verschiedenheit der Menschen
begreifen und ihre Gleichwertigkeit annehmen. Stubenschrott macht das an einem vertrauten
Beispiel deutlich. Er meinte, die meisten Menschen würden Wohl den Begriff
"Familie" mit Harmonie und Idylle verbinden, was Unfug sei.
Als Vater von acht Kindern wisse er zu gut,
daß genau in der Verschiedenheit aller Beteiligten oft energische Kontraste und harte
Auseinandersetzungen anfallen würden. Da gehe es dann heftiger zu als sonst wo. "Sie
sind nämlich so verschieden", meinte er, "wie eine Blume, ein Kaktus und ein
Lindenbaum. Die kannst du auch nicht alle gleich behandeln", sonst würden sie
eingehen.
Wer nun diese Komplexität für einen Vorteil
hält und nicht alle gleichbügeln möchte, hat einen anspruchsvollen Weg vor sich.
Skergeth-Lopic besteht auf dem "Streben nach Balance" und auf dem
"Anerkennen von Unterschiedlichkeit" ...
Februar
2003Alte
Form: "Sie genas eines Knaben". Als ob Schwangerschaft eine Krankheit wäre.
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