9. April 2009

Ich nehme an, diese Sprayer-Arbeit über eine Quasselfresse im TV darf als medienkritischer Beitrag verstanden werden:

log1341a.jpg (24584 Byte)

Ich mag, wie schon mehrfach erwähnt, die feine Ironie und den Humor solcher Arbeiten sehr. Kleine Tropfen der Zuversicht, denn ich denke, nur wer im Grunde die Zuversicht aufgegeben hat, wird zynisch und schäbig.

Diese Umtriebigkeit. Es erfüllt mich nach wie vor mit Unruhe, wenn mir "Auswärtstermine" die Wochen von vorne bis hinten durchlöchern. Die künstlerische Arbeit ist davon definitiv beeinträchtigt. Das Rückzugsgebiet, der geschützte Raum ist eben eine Bedingung und kein Klischee für viele Bereiche der schöpferischen Arbeit.

Es geht dabei unter anderem um genau jenen "Flow", der auch einmal Thema von "next code" gewesen ist: [link] Aber dieses Rückzugsgebiet ist nur einerseits Betriebsmittel und Arbeitsbedingung, andrerseits auch ein teures Gut, das erwirtschaftet oder einem gesponsert beziehungsweise geschenkt werden muß.

Es kann weiters durch Verzicht, durch Reduktion der eigenen Ansprüche erkauft werden. Das sind Arbeits- und Rahmenbedingungen, über die unaufgeregt zu sprechen wäre, statt das Kunstfeld romantisch bis kitschig zu verklären.

Kunst ist kein Wellness-Angebot. Sie hat auch keine Bedingungen, die Wellness befördern, hervorbringen. Wer DIESEN Aspekt sucht, wird sich kaum für so eine Profession entscheiden. Das macht Unterschiede.

kup.gif (410 Byte)

Die durchlöcherten Wochen ... Allerdings beziehe ich auch sehr wichtige Impulse aus diesem "Außen" und den Begegnungen. In letzter Zeit handelte das von einer ganzen Reihe höchst unterschiedlichen Menschen, die eines gemeinsam haben: Der Mangel an Zuversicht und der Zynismus ist ihnen offenbar fremd. Das allein ist schon sehr hilfreich, um selbst an der Zuversicht festzuhalten.

log1341b.jpg (26166 Byte)

Eva Skergeth-Lopic gehört zu diesen Menschen in meinen Begegnungen, ist seit einigen Monaten Geschäftsführerin des Sozialbetriebes "Chance B". Ein Satz in unserem Gespräch, auf Anhieb recht unspektakulär wirkend, erscheint mir als Kernsatz für so manches, weil er eine Grundlage der "Selbstermächtigung" ist, ein vermutlich ganz wichtiger Ausgangspunkt, damit man handlungsfähig wird und bleibt, damit man sich für seine Angelegenheiten, sein Leben selbst zuständig fühlt:

"Heute sage ich: Jetzt machen wir einmal, was möglich ist,
wir verlieren aber die Vision nicht aus den Augen."

Klare Orientierungern und ... Das Tun! Skergeth-Lopic bezieht sich damit auf eine zentrale Qualität, die sie auch in ihrem privaten Leben für unverzichtbar hält: Selbstbestimmung. Da ist freilich stets neu zu klären; was genau damit gemeint sein will und was die dazu nötigen Voraussetzungen, Bedingungen sind.

In einem hohen Maß an Selbstbestimmung handlungsfähig sein, da reden wir freilich auch von einem nennenswerten Niveau von Kompetenzen, über das verfügt werden muß; beziehungsweise von einer bestimmten Qualität sozialer Netzwerke.

Ich hab im Eintrag vom 4. April den "Extremsportler" Jörg Painsipp erwähnt, der diesen Punkt noch wesentlich schärfer faßt. Er sagt zum Beispiel, Jammern habe überhaupt keinen Sinn, das lenke bloß davon ab, wofür man selbst die Verantwortung trage. Das sagt so radikal jemand, der regelmäßig und gut vorbereitet in Situationen geht, wo eine Unbedachtheit tödliche Konsequenzen haben kann, aus denen einen eventuell niemand herausholt.

Szenenwechsel ... Auch die ganz Schlauen scheinen ja unter der sich ausbreitenden Krise ins Grübeln zu kommen. Wenn mir etwa Spam zur Zeit das Know how von Donald Trump andient, denke ich, der steckt offenbar auch in Schwierigkeiten, da er versucht, seine gehabten Erfolge unter "kleinen Leuten" zu vermarkten:

log1341c.jpg (20691 Byte)

Das wiederum erinnert mich an ein trockenes Statement eines Mannes im Dokumentarfilm "we feed the world". Da sagte jemand, daß natürlich den armen Leuten das Geld weggenommen werde, denn die Reichen ließen es sich nicht wegnehmen. Wir sehen gerade, wie zutreffend diese Aussage ist. Auch an diesem Beispiel:

log1341d.jpg (6617 Byte)

So spricht der Finanzminister und Vizekanzler Josef Pröll. (Quelle: "profil") Und das ist obszön, denn der Mann weiß selbstverständlich, daß der maßgeblich Teil an erwähnenswertem Vermögen genau NICHT hart erarbeitet ist, sondern entweder ererbt oder durch Geschäftspraktiken angehäuft wurde, die unterm Strich das Ausplündern einer Republik ausmachen. Denn er, der Finanzminister, bekommt von diesem "hart erarbeiteten Geld" eher nichts zu sehen.

Es ist ja ganz einfach:
Durch welche Arbeitsleistung, durch welches "harte Erarbeiten" soll es redlich möglich sein, nicht bloß das Zehnfache oder Hundertfache von dem zu verdienen, was durchschnittlich im Land machbar ist, sondern das Tausend- und Zehntausendfache? Und auf WESSEN KOSTEN soll denn das möglich sein? Und wovon genau handelt denn die gegenwärtige Wirtschaftskrise, in der unzähliges an Volksvermögen verbrannt wurde?

März 2003

Hansi unterbricht seine Jause und sagt: Beim Essen rede ich nichts, weil das was kostet.

[Hinfällige Notizen] [***]


[kontakt] [reset] [krusche]

15•09