9. April 2009 Ich nehme an,
diese Sprayer-Arbeit über eine Quasselfresse im TV darf als medienkritischer Beitrag
verstanden werden:
Ich mag, wie schon mehrfach erwähnt, die feine Ironie und
den Humor solcher Arbeiten sehr. Kleine Tropfen der Zuversicht, denn ich denke, nur wer im
Grunde die Zuversicht aufgegeben hat, wird zynisch und schäbig.
Diese Umtriebigkeit. Es erfüllt mich nach wie vor mit
Unruhe, wenn mir "Auswärtstermine" die Wochen von vorne bis hinten
durchlöchern. Die künstlerische Arbeit ist davon definitiv beeinträchtigt. Das
Rückzugsgebiet, der geschützte Raum ist eben eine Bedingung und kein Klischee für viele
Bereiche der schöpferischen Arbeit.
Es geht dabei unter anderem um genau jenen
"Flow", der auch einmal Thema von "next code" gewesen ist: [link] Aber dieses
Rückzugsgebiet ist nur einerseits Betriebsmittel und Arbeitsbedingung, andrerseits auch
ein teures Gut, das erwirtschaftet oder einem gesponsert beziehungsweise geschenkt werden
muß.
Es kann weiters durch Verzicht, durch Reduktion der eigenen
Ansprüche erkauft werden. Das sind Arbeits- und Rahmenbedingungen, über die unaufgeregt
zu sprechen wäre, statt das Kunstfeld romantisch bis kitschig zu verklären.
Kunst ist kein Wellness-Angebot. Sie hat auch keine
Bedingungen, die Wellness befördern, hervorbringen. Wer DIESEN Aspekt sucht, wird sich
kaum für so eine Profession entscheiden. Das macht Unterschiede.
Die durchlöcherten Wochen ... Allerdings beziehe ich auch
sehr wichtige Impulse aus diesem "Außen" und den Begegnungen. In letzter Zeit
handelte das von einer ganzen Reihe höchst unterschiedlichen Menschen, die eines
gemeinsam haben: Der Mangel an Zuversicht und der Zynismus ist ihnen offenbar fremd. Das
allein ist schon sehr hilfreich, um selbst an der Zuversicht festzuhalten.
Eva Skergeth-Lopic gehört zu diesen Menschen in meinen
Begegnungen, ist seit einigen Monaten Geschäftsführerin des Sozialbetriebes "Chance B". Ein Satz in unserem
Gespräch, auf Anhieb recht unspektakulär wirkend, erscheint mir als Kernsatz für so
manches, weil er eine Grundlage der "Selbstermächtigung" ist, ein vermutlich
ganz wichtiger Ausgangspunkt, damit man handlungsfähig wird und bleibt, damit man sich
für seine Angelegenheiten, sein Leben selbst zuständig fühlt:
"Heute sage ich: Jetzt machen wir
einmal, was möglich ist,
wir verlieren aber die Vision nicht aus den Augen."
Klare Orientierungern und ... Das Tun! Skergeth-Lopic
bezieht sich damit auf eine zentrale Qualität, die sie auch in ihrem privaten Leben für
unverzichtbar hält: Selbstbestimmung. Da ist freilich stets neu zu klären; was
genau damit gemeint sein will und was die dazu nötigen Voraussetzungen, Bedingungen sind.
In einem hohen Maß an Selbstbestimmung handlungsfähig
sein, da reden wir freilich auch von einem nennenswerten Niveau von Kompetenzen, über das
verfügt werden muß; beziehungsweise von einer bestimmten Qualität sozialer Netzwerke.
Ich hab im Eintrag vom
4. April den "Extremsportler" Jörg Painsipp erwähnt, der diesen Punkt noch
wesentlich schärfer faßt. Er sagt zum Beispiel, Jammern habe überhaupt keinen Sinn, das
lenke bloß davon ab, wofür man selbst die Verantwortung trage. Das sagt so radikal
jemand, der regelmäßig und gut vorbereitet in Situationen geht, wo eine Unbedachtheit
tödliche Konsequenzen haben kann, aus denen einen eventuell niemand herausholt.
Szenenwechsel ... Auch die ganz Schlauen scheinen ja unter
der sich ausbreitenden Krise ins Grübeln zu kommen. Wenn mir etwa Spam zur Zeit das Know
how von Donald Trump andient, denke ich, der steckt offenbar auch in Schwierigkeiten, da
er versucht, seine gehabten Erfolge unter "kleinen Leuten" zu vermarkten:
Das wiederum erinnert mich an ein trockenes Statement eines
Mannes im Dokumentarfilm "we feed the world". Da sagte jemand, daß natürlich den armen
Leuten das Geld weggenommen werde, denn die Reichen ließen es sich nicht wegnehmen. Wir
sehen gerade, wie zutreffend diese Aussage ist. Auch an diesem Beispiel:
So spricht der Finanzminister und Vizekanzler Josef Pröll.
(Quelle: "profil") Und das
ist obszön, denn der Mann weiß selbstverständlich, daß der maßgeblich Teil an
erwähnenswertem Vermögen genau NICHT hart erarbeitet ist, sondern entweder ererbt oder
durch Geschäftspraktiken angehäuft wurde, die unterm Strich das Ausplündern einer
Republik ausmachen. Denn er, der Finanzminister, bekommt von diesem "hart
erarbeiteten Geld" eher nichts zu sehen.
Es ist ja ganz einfach:
Durch welche Arbeitsleistung, durch welches "harte Erarbeiten" soll es redlich
möglich sein, nicht bloß das Zehnfache oder Hundertfache von dem zu verdienen, was
durchschnittlich im Land machbar ist, sondern das Tausend- und Zehntausendfache? Und auf
WESSEN KOSTEN soll denn das möglich sein? Und wovon genau handelt denn die gegenwärtige
Wirtschaftskrise, in der unzähliges an Volksvermögen verbrannt wurde?
März
2003Hansi
unterbricht seine Jause und sagt: Beim Essen rede ich nichts, weil das was kostet.
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