3. März 2009
Da mag das Wetter ruhig mies sein. Im Grazer Büro von Graphic Novelist Jörg Vogeltanz herrscht indirekte
Beleuchtung und ruhiges Arbeiten. Ich bin stets fasziniert, wenn ich quasi in die
Eingeweide von Medien blicken kann; wenn ich diese Transformation beobachten kann, zum
Beispiel: wie aus einer Erzählung und einem Stapel von Bildern ein Buch wird. Das ist
eine magische Praxis.
Die heutige Omnipräsenz von Medienprodukten
läßt uns sowas bloß leicht vergessen. Magie. Das trifft schon zu. Betrachtet man das
Ergebnis der Wahlen in Kärnten, wo nach Kriterien einer zeitgemäßen Demokratie ein Team
von Witzfiguren fast die Hälfte aller abgegebenen Stimmen bekommen hat, wird
einigermaßen deutlich, wie über Medienanwendung gesellschaftliche Realität generiert
werden kann.
Ich hab gestern
skizziert, welche mediale Privatisierung der "res publica" vom politischen
Personal da vorgenommen wurde. Ein skandalöses Vorgehen. Das wird von anderen Deutungseliten offenbar unkritisch übernommen. Genau DIESE
Headline (Quelle: "Kleine
Zeitung") wäre eigentlich ein Fall für die Klatschspalte. Mit diesem Aufmacher
auf der Eins stimmt der zuständige Redakteur dem Konzept der Privatisierung einer
Republik zu. Weder die Witwe des Jörg Haider noch die Trauer seiner Vertrauten sind
relevante Gegenstände von Landespolitik.
Daß ein Journalist diese dümmlichre Verknüpfung der
Themen von den Haider-Epigonen einfach übernimmt, statt sie kritisch zu brechen, macht
ihn zum Verbündeten solcher Abbruchunternehmen der Demokratie. |
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Die Zahlen und Fakten
unterlegen: Haider war zwar privat ein Millionär, aber landespolitisch ein Bankrotteur,
denn unter seiner Verantwortung hat Kärnten vieles, wenn nicht alles verkauft, was gutes
Geld bringen konnte, ist aber dennoch mehr als pleite. (Siehe dazu den Eintrag vom 27. Februar 2009!)
Trotz dieses markanten Versagens als Politiker
wird der Mann nun im Kielwasser der Wahlen gerade zum zweiten Mal
"heiliggesprochen". Wie eingangs erwähnt: Magie! Vor allem aber ein
Medienereignis, also die Konsequenz von Medienanwendungen.
Aber zurück zu meiner banalen Geschichte.
Wir erzählen uns die Welt. Und die Welt ist genau das, was erzählt wird. Dabei spielt
eine ganz erhebliche Rolle, was sich in unserer Alltagskultur festsetzt. Denn das entfaltet normativen Charakter. In den trivialen Bildern
wird festgehalten, welche ANSICHTEN von der Welt (und über die Welt) gerade hohe
Akzeptanz haben.
Die Praxis zeigt, daß nur ein geringer Anteil unserer
Mitmenschen die Kraft aufbringt, dem Druck von "Gruppenmeinungen" und
"Mehrheitsansichten" zu widerstehen. Das unterstreicht die Macht der trivialen
und allgegenwärtigen Bilderwelten. Daraus leite ich ab, daß die Befassung mit
Alltagskultur unverzichtbar ist. |
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Ich bin erst bei der Arbeit an diesem Büchlein
draufgekommen, wie tief die Zusammenhänge (zu meiner eigenen Überraschung) beim Thema
Spielzeugautos angelegt sind ...
Februar
1996Leugnung
des Todes ... Medienwelt, in der niemand ohne Bilder (seiner selbst) leben kann.
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